Bild-1-1024x417 5 gute Gründe für den Umstieg auf batterieelektrische Fahrzeuge
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Es gibt Menschen, die sich geradezu ostentativ der Elektromobilität verweigern – häufig nur aufgrund von Emotionen. Dabei sollten sich selbst solche Personen nicht einigen wichtigen Aspekten verweigern.

Wohl jeder Autobesitzer kennt solche Menschen. Vielleicht gehören einige Leser ja selbst zu diesem Kreis: „Ein Stromer kommt mir aus diesen oder jenen Gründen niemals in die Garage“, so lassen sich deren Ansichten typischerweise zusammenfassen. Personen also, die an benzin- oder dieselbetriebenen Verbrennern festhalten möchten, komme, was wolle.

Solange es möglich ist, zwischen Verbrennern und batterieelektrischen Fahrzeugen (abgekürzt BEVs für Battery Electric Vehicles) frei zu wählen, ist das definitiv eine legitime Haltung. Ja, BEVs haben einige massive Unterschiede zu Verbrennern. Allerdings gibt es schon heute, und erst recht bei den kommenden Fahrzeuggenerationen, keine Argumente pro Verbrenner mehr, die wirklich faktenbasiert wären.

Spätestens das, was in den allernächsten Jahren an BEVs auf den Markt kommt, ist in jeglicher Hinsicht dem Verbrenner überlegen. Wer das nicht glaubt, sollte sich die folgenden Gründe gut durchlesen. Wir haben sie ganz gezielt für entschlossene Verbrenner-Verteidiger geschrieben und listen deshalb hauptsächlich Fakten jenseits der bereits sattsam bekannten BEV-Vorteile.

1. Selbst im Hochstrompreisland Deutschland werden E-Autos immer die günstiger zu betreibenden Fahrzeuge sein

Dieser Punkt ist brandaktuell und wird deshalb als erster genannt. Schon zum Jahresbeginn 2022 war Deutschland traurige Weltspitze in Sachen Strompreisen mit gut 30 Cent/kWh – woran es nichts schönzureden gibt. Als jedoch im Herbst 2022 die Preise auf streckenweise bis zu 70 Cent stiegen, hörte man von verschiedenen Stellen bereits einen Abgesang auf BEVs, da diese sich nun angeblich nicht mehr rentieren würden. Fassen wir dazu einmal die realen Fakten zusammen:

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Die Mathematik lügt nicht: Selbst bei extrem hohen Strompreisen bleiben BEVs günstiger zu fahren als Verbrenner. (stock.adobe.com © Herr Loeffler)
  • Zum Beginn 2023 war der Neukundenpreis bereits wieder auf 45 Cent/kWh gesunken. Zweifellos immer noch teuer. Selbst unter solchen Voraussetzungen zeigen nüchterne Berechnungen immer noch einen Vorteil für BEVs im Bereich von mehreren Euros pro 100 Kilometer.
  • Strom dürfte in den kommenden Jahren nicht mehr wesentlich teurer werden. Da es jedoch immer schwieriger wird, Erdöl zu explorieren und außerdem Russland wohl auf lange Sicht als Lieferant ausfällt, werden die Benzin- und Dieselpreise mittelfristig nur einen Weg nach oben kennen, selbst wenn sie sich aktuell (Ende Januar 2023) etwas vom Vorjahreshoch erholt haben.

2. Nur BEVs bieten echte Unabhängigkeit von Großkonzernen (und deren Preisgestaltung)

Wie bereits erwähnt: Viele Argumente gegen BEVs sind weniger rational als vielmehr emotional, so auch dieses. Häufig verweigern sich Menschen den Batterieelektrischen, weil sie befürchten, dadurch zu stark von Großkonzernen abhängig zu sein – und führen dazu beispielsweise Fälle an, bei denen ein BEV nicht starten konnte, weil das System ein Update benötigte.

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Insbesondere (aber nicht ausschließlich) Photovoltaik macht Elektromobilität zur mit Abstand unabhängigsten Automobilität von allen. (stock.adobe.com © bilanol)

Solche Ansichten sind primär deshalb wenig rational, weil sie eines ignorieren: Es gibt kein von Großkonzernen und funktionierender globaler Logistik abhängigeres Fahrzeug als einen Verbrenner. Ohne die Ölmultis, ja sogar ganze ölfördernde Staaten, geht es einfach nicht. Bis auf einige sehr alte Dieselfahrzeuge, die mit Speiseöl fahren können, würde jedes Verbrennerfahrzeug stehenbleiben, käme es auf dem empfindlichen Weg von der Ölquelle zur Zapfsäule zu Problemen.

BEVs auf der anderen Seite sind die einzigen Fahrzeuge, die diesbezüglich echte Unabhängigkeit geben. Denn die Stromquelle ist völlig egal – und umfasst natürlich auch die eigene Photovoltaikanlage. Wer einen Stromer fährt, dem können Streiks der Tankwagenfahrer ebenso egal sein wie Konflikte mit ölfördernden Staaten. Irgendwo wird es immer eine Möglichkeit geben, seinen Akku aufzuladen.

Im Falle einer PV-Anlage kommt zudem noch der enorme Vorteil hinzu, Energie zu sehr niedrigem Preis zu erhalten. Die Mathematik ist wirklich einfach: Hat sich die Anlage amortisiert, dann fließt der Strom nicht nur sprichwörtlich „kostenlos“ in den Fahrzeugakku – und niemand kann einen Hebel umlegen, der das verhindert.

3. BEVs müssen nicht zwangsläufig mit unerwünschten Features überfrachtet sein

Ich möchte ein Auto, kein Smartphone auf Rädern“ ist ein weiteres typisches Argument überzeugter BEV-Gegner. In dem Fall werden die oft umfangreichen Features in vielen vollelektrischen Fahrzeugen zum Stein des Anstoßes – häufig verbunden mit weiterer Kritik an der angeblich mangelnden Reichweite.

Abermals gibt es hier mehrere Fakten zu beachten:

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Kompakt, simpel und günstig. Nach diesem Rezept werden immer mehr E-Autos gebaut – es müssen definitiv nicht immer nur komplexe SUV voller Extras sein. (stock.adobe.com © dizfoto1973)
  • Was die Feature-Dichte anbelangt, gibt es de facto keinen merklichen Unterschied zu modernen Verbrennern. Diese sind also vergleichbar ausgestattet.
  • Viele dieser Features sind – ähnlich wie bei Verbrennern – beim Kauf sowieso optional. Außerdem werden sie durch die Fahrzeughersteller naturgemäß sorgfältig in das Gesamtsystem integriert. Heißt, sie sind auf maximale Ökonomie hin ausgerichtet. Kein BEV-Besitzer muss sich Sorgen machen, beispielsweise nur aufgrund seines Radios die Reichweite dramatisch zu reduzieren.
  • Vor allem die kommenden Generationen von BEVs werden verschiedene Modelle beinhalten, die auf schönste Weise dem Wunsch nach „Brot-und-Butter-Autos“ entsprechen – etwa der in den Startlöchern stehende XBUS.

Es mag aktuell definitiv einige „überfrachtete“ BEVs geben, allerdings ist das weder eine BEV-Eigenheit noch die Majorität – noch weniger in Zukunft.

4. Die Reichweite von BEVs ist längst nicht so bedeutend, wie sie immer wieder gemacht wird

Wir kommen zum wohl meiststrapazierten Argument gegen batterieelektrische Fahrzeuge. Konkret ihrer Reichweite im Allgemeinen und deren weiterer Reduktion bei geringen Temperaturen und ähnlichen Szenarien. Entsprechend reichhaltig sind die realen Fakten:

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Reichweite, Kälteunempfindlichkeit und Ladezyklenanzahl werden mit Riesenschritten optimiert – kein anderes Feld treibt die Batterieforschung so stark voran. (stock.adobe.com © romaset)
  • Aktuell befinden sich immer mehr Fahrzeuge im Zulauf, die es auf echte Reichweiten von 400 und mehr Kilometern bringen – also nicht bloß unter Laborbedingungen, sondern im Alltagsbetrieb.
  • Es gibt wohl kein anderes Feld, das die Batterieentwicklung so sehr antreibt wie die Elektromobilität. Hier sind buchstäblich viele Milliarden zu verdienen, daher wird mit enormer Anstrengung an noch besseren Batterieleistungen geforscht. Zum Vergleich: Noch 2017 lag die Durchschnittsreichweite bei gerade einmal 240 Kilometern. Fast alle Steigerungen in diesen nur sechs Jahren erfolgten aufgrund von Batterietechnikverbesserungen.
  • Sowohl die Ladesäulendichte als auch die Schnellladetechniken werden ebenfalls ständig optimiert. Immer mehr BEVs integrieren zudem eigene Photovoltaik. Das Thema Langstreckenfahrten und häufiges, langes Aufladen wird deshalb immer unproblematischer.
  • Selbst bei strenger Kälte sprechen wir bei aktuellen Fahrzeugen von Reichweitenverlusten von höchstens 30 Prozent. Einerseits werden diese durch weitere Batterieentwicklungen geringer werden. Andererseits durch weitere Kapazitäts- und somit Reichweitensteigerungen negiert. Wenn ein baldiges BEV es auf 900 Kilometer Reichweite bringt, macht es kaum etwas aus, wenn bei Minusgraden nur 650 oder 700 möglich sind.

Last, but not least, muss man zudem einer Realität ins Auge sehen: Für die meisten Fahrten im Alltag genügen bereits die heutigen Reichweiten vollends. Wir sprechen von Pendeldistanzen, die im Schnitt keine 35 Kilometer betragen; beide Strecken zusammengerechnet. Selbst, wenn es bei immer mehr Beschäftigen bis zu zirka 100 Kilometer sind, genügt schon heute die Reichweite der meisten Stromer – selbst bei extremer Kälte und selbst wenn noch Abstecher für Einkauf und Co. anstehen.

5. BEVs sind emotionaler als viele denken

Stromer sind im Betrieb bekanntlich so leise, dass sie seit 2021 bei Geschwindigkeiten unter 20 km/h zusätzliche Geräusche emittieren müssen, um andere Verkehrsteilnehmer weniger zu gefährden. So mancher BEV-Skeptiker nutzt dies als Anlass, um auf diverse, als leidenschaftlicher empfundene Verbrennungsmotoren hinzuweisen – sei es ein V8-bewehrter US-Oldie oder ein sonor brummelnder Diesel.

Erneut handelt es sich hierbei um Argumente, bei denen die moderne Verbrenner-Realität ausgeblendet wird:

  • Die Zeiten, in denen Verbrenner noch wirklich Sound hatten, sind aufgrund diverser Lärmschutzverordnungen längst passé. Moderne Verbrenner, vor allem abseits von Sportfahrzeugen, werden so leise wie möglich gestaltet. Je nach Reifen und Untergrund ist das Abrollgeräusch zudem schon ab ca. 30 km/h stärker.
  • Ebenfalls abseits von Sportfahrzeugen werden sowieso kaum noch Verbrenner produziert, die wirklich attraktiven Sound generieren könnten. Die heute vorherrschenden Reihenvierzylinder und vor allem die sich immer stärker durchsetzenden Dreizylinder wären selbst ohne Schalldämpfer keine gänsehauterzeugenden Ohrenschmeichler à la Subaru EJ20ET mehr.
  • Kein Gesetz der Welt untersagt es, sich für emotionsgeladene Sonntagsausfahrten einen „besser“ klingenden Klassiker zu kaufen – schon, weil sämtliche Gesetze für ein Verbrenner-Aus sich ausschließlich auf Neufahrzeuge beziehen.

Noch ein Gegenargument gefällig? Die allermeisten BEVs warten serienmäßig mit Drehmomenten und Leistungen auf, von denen viele neuzeitliche Verbrenner mit ihren verbrauchsoptimiert kleinen Hubräumen nur träumen können. Selbst ein Elektro-Kleinwagen beschleunigt bei beherztem „Gas-Fußeinsatz“ stärker als es die meisten nichtsportlichen Verbrenner tun. Und was ein wirklich „heiß gemachtes“ BEV kann, zeigte die kürzlich verstorbene Lenkradlegende Ken Block in einem seiner letzten Videos:

Ken Block’s ELECTRIKHANA: High Stakes Playground; Las Vegas, in the Audi S1 HOONITRON

Zusammengefasst: Viele BEV-Skeptiker stützen sich auf sachlich unhaltbare Argumente

Bereits die Tatsache, dass viele Menschen Elektrofahrzeuge ablehnen, obwohl sie erwiesenermaßen trotz ihres herstellungsbedingten CO2-Fußabdrucks bereits ab 50.000 Kilometer die bessere Umweltbilanz aufweisen, ist nicht rational zu erklären. Ähnlich verhält es sich angesichts der massiven staatlichen Förderung, der Abwesenheit von Kfz-Steuern und dem selbst in Höchststromzeiten günstigeren Alltagsbetrieb – von der geringeren Fehleranfälligkeit aufgrund der simpleren Antriebstechnik ganz zu schweigen.

Wer allerdings selbst nach den hier dargestellten Fakten immer noch kategorisch BEVs für sich und alle Zeiten ablehnt, sollte sich wohl eher fragen, ob seine Ablehnung nicht gänzlich andere Gründe hat. Rational sind Elektrofahrzeuge bereits heute in vielerlei Hinsicht die besseren Fahrzeuge – und werden es mit den in den allernächsten Monaten und Jahren erscheinenden Modellen sogar in jeglicher Hinsicht werden.

Verbrenner mögen für viele Menschen aus diesen oder jenen Gründen liebgewonnen sein. Jedoch sollten solche Emotionen einen nicht dazu verleiten, deutlich bessere Alternativen abzulehnen.

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