Depositphotos_93274702_s-2019 Bremsscheibenwechsel – Wissenswertes und Ratgeber zum wechseln
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Was ist die wichtigste Eigenschaft eines Autos? Richtig: Es bringt Sie sicher von Ort zu Ort. Für maximale Sicherheit sind gängige Bremsen unverzichtbar. In unserer Anleitung erfahren Sie, warum viele Autos bei der Hauptuntersuchung wegen den Bremsen durchfallen und wie Sie defekte Bremsscheiben und Beläge erkennen. Mithilfe unserer Einbauanleitung können Sie den Bremsscheibenwechsel sogar selber vornehmen.

Aufbau und Funktion der Scheibenbremse

Die meisten Autos sind vorn und hinten mit Scheibenbremsen ausgestattet. Die wichtigsten Bestandteile dieses Bremssystems sind die Bremsscheiben und die Bremsklötze, auch Bremssteine oder Beläge genannt. Die Scheiben sind mit der Achse verbunden und drehen sich genauso schnell wie das Rad.

Jede Bremsscheibe läuft zwischen den Bremssteinen. Beim Bremsen zieht ein Zylinder die Bremsklötze zusammen, sodass die Scheiben dazwischen eingeklemmt werden. Das bremst das Auto schnell ab. Dabei nutzen sich jedoch Bremssteine und Scheiben langsam ab, weshalb jede Bremse ein Verschleißteil ist. Von Zeit zu Zeit müssen Sie daher Scheiben und Beläge am Fahrzeug erneuern. Das Tauschen erfolgt immer paarweise. Der Bremsscheibenwechsel erfolgt also immer achsweise.

Symptome und Diagnose von Bremsscheibenschäden

Moderne Fahrzeuge verfügen oftmals über einen Hinweis auf abgenutzte Bremsen. Dieser misst entweder während der Fahrt den Bremsbelag oder nimmt die gefahrenen Kilometer als Anhaltspunkt, wann Sie die Scheiben und Beläge ersetzen sollten. Wenn Hinweis oder Symbol erscheinen, sollten Sie die Teile der Bremsanlage auf Abnutzung untersuchen und bei Bedarf tauschen.

Eine weitere Warnung ist ein Quietschen, welches bei der Fahrt ertönt und beim Bremsen aufhört. Dies ist ein akustischer Warnkontakt, den die meisten Bremsen besitzen. Dieser berührt die Scheibe und löst ein metallisches Quietschen aus, wenn der Bremsbelag fast komplett abgenutzt ist. Doch keine Panik: Ertönt das Quietschen, können Sie Ihr KFZ bequem noch viele hundert Kilometer fahren, bis der Belag endgültig seinen Dienst versagt. Sie sollten sich dann lediglich um den baldigen Bremsscheibenwechsel kümmern.

Die dritte Möglichkeit ist der Besuch einer Werkstatt. Nutzen Sie diese Option spätestens, wenn sich der Bremsweg verlängert oder ungewöhnliche Geräusche beim Bremsen auftreten. Am Bremsenprüfstand lässt sich in zwei Minuten ermitteln, ob ein Bremsscheibenwechsel nötig ist. Sie hören während der Fahrt ein Poltern von den Rädern? Das hat nichts mit den Bremsen zu tun, sondern eher mit den Stoßdämpfern oder dem Radlager. Auch hier ist der Besuch einer Werkstatt empfehlenswert, um die defekten Teile zu ersetzen.

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Bremsscheibenwechsel – Schritt für Schritt Anleitung

Defekte Scheiben verlängern den Bremsweg und führen zu Problemen beim TÜV. Es gibt außerdem ein gesetzliches Verbot, das Auto ohne vorschriftsgemäße Bremsanlage zu betreiben. Ein Auto mit Bremsscheibenverschleiß sollten Sie daher schnellstmöglich reparieren. Mit unserem Ratgeber können Sie den Austausch selber durchführen. Nehmen Sie die Betriebsanleitung Ihres Autos zur Hand. Darin finden Sie einige Hinweise und die erforderlichen Drehmomente der Schrauben.

Beachten Sie generell: Fast alle Teile des Bremssystems werden immer paarweise ausgetauscht, um eine gleichmäßige Abnutzung und Bremswirkung zu gewährleisten. Dazu zählen insbesondere die Bremsklötze und Scheiben. Sie sollten daher beim Bestellen darauf achten, dass Bremsscheiben meist einzeln verkauft werden und Bremsbeläge als Komplettsatz.

Sie benötigen die folgenden Werkzeuge und Hilfsmittel:

  • Steckschlüssel oder Radkreuz
  • Schraubendreher (für Radblenden)
  • Hebevorrichtung (meist im Auto vorhanden)
  • Steckschlüsselsatz, evtl. Satz Gabelschlüssel (je nach Auto)
  • Bremskolben-Rückstellsatz
  • Drahtbürste
  • Bremsenreiniger
  • Kabelbinder oder Draht

1. Vorbereitung

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Zum Bremsscheibenwechsel müssen Sie das Auto anheben. Stellen Sie das KFZ dazu auf einem ebenen und festen Untergrund ab. Sichern Sie das Auto gegen Wegrollen. Beim Bremsscheibenwechsel an der Vorderachse ziehen Sie die Feststellbremse an, bei der Arbeit an der Hinterachse legen Sie den ersten Gang ein.

Achtung: Bei einem Heckantrieb werden durch den Gang ebenfalls die Hinterräder blockiert. Die Vorderräder müssen Sie zum Beispiel mit einem Holzkeil sichern, sonst kann das Auto wegrollen.

Wenn vorhanden, entfernen Sie die Radblenden. Lösen Sie anschließend alle Radschrauben beider Räder der betreffenden Achse um eine halbe Umdrehung, entfernen Sie aber noch keine Schrauben. Nun setzen Sie den Wagenheber an und heben das Auto so weit, bis das Rad den Boden nicht mehr berührt.

2. Demontage von Rad und Bremssattel

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Jetzt wo das Auto aufgebockt ist, kann die Arbeit beginnen. Entfernen Sie die Radschrauben und demontieren Sie das Rad. Sie sehen nun den Bremssattel, die darin befestigten Bremsbeläge und den Bremssattelträger. All diese Teile müssen Sie vor dem Wechseln der Scheiben demontieren.

Beginnen Sie mit dem Bremssattel, auch Bremszange genannt. Der Sattel ist normalerweise mit zwei Schrauben an der Innenseite befestigt. Nach dem Lösen der Schrauben lockern Sie die Bremszange mit einem Schraubendreher und ziehen ihn von der Bremsscheibe ab. Achtung: Wenn sie die Bremszange nicht bewegen lässt, prüfen Sie, ob die Feststellbremse angezogen ist. Diese übt Druck auf die Beläge aus und verhindert damit jede Bewegung der Bremszange.

Die Bremssteine sollten sich ohne viel Kraft aus dem Bremssattel lösen lassen. Den Bremsschlauch müssen Sie nicht unbedingt entfernen, sondern können den Sattel mit einem Kabelbinder oder Draht z. B. an der Feder befestigen. Der Bremssattelhalter ist meist ebenfalls mit zwei Schrauben an der Innenseite befestigt. Lösen Sie diese Schrauben und entfernen Sie den Halter. Nun sollten Sie freie Sicht auf die Scheibe haben.

3. Demontage der alten Scheiben

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Nun müssen Sie die Verbindung zwischen Bremsscheibe und Radnabe lösen. Dies ist in der Regel eine einzelne Mutter in der Mitte der Scheibe.

Nun sollte sich die Scheibe lösen lassen. Dies funktioniert nicht immer problemlos, besonders wenn die Scheibe lange montiert war. Die Scheibe verfügt über Gewinde, in die Sie Schrauben eindrehen können. Diese üben dann Druck auf die Radnabe aus und drücken die Scheibe von der Nabe weg. Zusätzlich können Sie vorsichtig mit einem Hammer arbeiten. Die Bremsscheiben landen ja ohnehin im Schrott. Achten Sie nur darauf, keine anderen Teile zu beschädigen. Sollte die Bremsscheibe beim Auto besonders festsitzen, gibt es auch spezielle Abzieher dafür.

4. Kolben zurückdrehen

Der nächste Schritt zum Wechseln der Bremsscheiben und Beläge ist das Zurückdrehen des Bremssattelkolbens. Setzen Sie dazu den speziellen Werkzeugsatz ein. Zweck des Werkzeugs ist, den Kolben zurückzudrücken. Das ist nötig, weil der Bremskolben mit abgenutzten Bremsbelägen weit ausgefahren ist. Durch das Wechseln der Beläge muss der Kolben in seine ursprüngliche Form zurück, sonst passt die Bremszange nicht mehr über die Beläge.

Zum Bremskolben zurückstellen nutzen Sie die Platte, deren Form zum Bremskolben passt. Die Form der Bremskolben-Rückstellwerkzeuge unterscheidet sich ein wenig, aber die Funktion ist immer gleich. Eine Platte wird in die Bremszange gelegt und fixiert das Werkzeug. Mit einem Gewinde drehen Sie nun den Kolben zurück.

5. Bremsscheibenmontage

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Vor dem Tauschen der Scheibe säubern Sie die Radnabe mit der Drahtbürste. Reiben Sie diese mit einem speziellen Bremsfett ein, um Rost zwischen Nabe und Scheibe vorzubeugen. Das verlängert die Lebensdauer der Nabe, bevor das Wechseln nötig ist und sorgt dafür, dass sich die Scheibe später leichter entfernen lässt. Achten Sie unbedingt darauf, dass kein Fett auf die Bremsfläche der Scheibe gelangt.

Nun säubern Sie die Bremsscheiben vor dem Tauschen. Nutzen Sie großzügig Bremsenreiniger, um Schmutz und fettige oder ölige Rückstände von der Lagerung zu entfernen. Setzen Sie dann die gereinigte Bremsscheibe auf die gereinigte und gefettete Radnabe auf.

Bauen Sie nach dem Tauschen der Scheibe die anderen Teile in umgekehrter Reihenfolge wieder ein. Das bedeutet:

  • Mutter der Radnabe aufschrauben
  • Bremssattelhalter montieren
  • Neue Bremsklötze in den Bremssattelhalter einsetzen
  • Bremszange montieren
  • Rad wieder anbauen

6. Bremssystem entlüften

Nach dem Wechseln der Bremsscheiben und Beläge empfiehlt sich das Entlüften der Bremsanlage. Es kann sonst Luft im Bremssystem des Autos zirkulieren und für eine ungleichmäßige Bremswirkung oder einen Totalausfall der Bremse sorgen. Diese Arbeit ist nichts für Laien. Wenn Sie keine Erfahrung in der Entlüftung von Bremsen besitzen, lassen Sie diesen Schritt von einem Fachmann übernehmen.

7. Test der Bremsen nach dem Wechseln

Der Bremsscheibenwechsel ist nun abgeschlossen. Jetzt sollten Sie das Auto starten und eine Testfahrt durchführen. Beginnen Sie mit Bremsungen bei Schrittgeschwindigkeit. Funktioniert dies, fahren Sie ein wenig schneller und prüfen Sie ein paar Mal, ob die Bremse richtig anspricht. Achten Sie insbesondere auf einen kurzen Bremsweg.

Alles funktioniert? Dann war der Bremsscheibentausch erfolgreich.

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Bremsscheibenwechsel selber durchführen – Kosten und Aufwand

Die Gesamtkosten für den Bremsscheibenwechsel variieren stark mit der Marke und Größe des Autos. Durchschnittlich fallen Kosten zwischen 20 und 90 € pro Scheibe an. Bei besonders großen Autos kann der Preis der Ersatzteile auch darüber liegen. Hinzu kommt in jedem Fall ein Satz Bremsbeläge (vier Stück), der meist günstiger ist als die Scheiben. Insgesamt liegen die Kosten für den Bremsscheibenwechsel einer Achse dann zwischen 60 und 200 €. Ein Satz Bremskolbenrücksteller ist bei Bedarf ab etwa 30 € erhältlich.

Beachten Sie: Die Bremsscheiben an der Vorderachse sind meist teurer als die an der Hinterachse. Das liegt daran, dass hier Scheiben und Beläge größer dimensioniert sind, da jedes Auto über die Vorderachse eine bessere Bremswirkung erreicht. Achten Sie daher schon bei der Bestellung darauf, dass Sie für die richtige Achse bestellen.

Was kostet der Bremsscheibenwechsel in der Werkstatt?

In der Werkstatt fallen beim Tausch natürlich höhere Kosten an. Neben den Materialkosten setzt die Werkstatt auch die benötigte Arbeitszeit für das Wechseln an. Im Schnitt fallen dadurch Gesamtkosten zwischen 400 und 600 € pro Achse an. Wie beim selber Wechseln richten sich die Kosten auch hier nach dem Auto und der Achse. Hier gilt ebenso: Die Vorderachse zu tauschen ist meist teurer als die Hinterachse, da die Bremsscheiben größer und in der Anschaffung teurer sind.

Haftungsausschluss

Unsere Ratgeber enthalten viele fachliche Informationen rund um das KFZ, die wir sorgfältig zusammengetragen haben. Diese Artikel können allerdings die Fachkenntnis eines Spezialisten nicht ersetzen. Autoteile-Markt haftet daher nicht für Schäden und Verletzungen, die durch unsachgemäß ausgeführte Reparaturen entstehen. Wir empfehlen grundsätzlich, Arbeiten am KFZ nur von einem Fachmann ausführen zu lassen.

FAQ – Bremsscheibenwechsel

Es gibt drei Möglichkeiten, Bremsscheibenverschleiß zu entdecken:

  • akustischer Verschleißmelder schlägt an
  • Verschleißkontakt sorgt für eine Meldung im Armaturenbrett
  • Entdeckung durch Überprüfung in der Werkstatt

Für den Bremsscheibenwechsel braucht es meist nur einen Wagenheber, einen Schraubenzieher und einen Satz Steckschlüssel. Zum Ersetzen der Beläge jedoch empfiehlt sich ein Bremskolbenrückstellsatz, welcher das Zurückdrücken des Bremskolbens in seine Ausgangsposition erleichtert.

Die Bremsanlage muss nur entlüftet werden, wenn Schläuche geöffnet werden und Luft eindringt. Beim Bremsscheibenwechsel wird der Bremssattel normalerweise nicht abgeklemmt. Das System bleibt damit geschlossen und ein Entlüften ist normalerweise nicht erforderlich.

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F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.

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