Seit mehr als 20 Jahren dürfen Autofahrer in Deutschland während der Fahrt nur telefonieren, wenn beide Hände am Lenkrad bleiben. Headsets, Handyhalterungen oder Freisprechanlagen ermöglichen es, die gesetzlichen Bestimmungen für das Telefonieren im Auto einfach einzuhalten. Wir schauen uns an, wann das Handy am Steuer erlaubt ist und welche Strafen bei einem Verstoß drohen.
Ist Telefonieren beim Autofahren grundsätzlich verboten?
Nein, das Telefonieren beim Autofahren ist in Deutschland nicht grundsätzlich verboten. In § 23 der Straßenverkehrsordnung (StVO) hat der Gesetzgeber aber seit 2001 verschiedene Situationen festgelegt, bei denen Sie als Fahrzeugführer nicht mit dem Handy telefonieren dürfen. Damit soll verhindert werden, dass Autofahrer abgelenkt werden und andere Verkehrsteilnehmer oder sich selbst gefährden.
Wann darf ich mit dem Handy im Auto telefonieren?
Während der Fahrt mit dem Auto
Nicht erlaubt ist nach § 23 StVO, dass während der Führung eines Fahrzeugs „ein elektronisches Gerät, das der Kommunikation, Information oder Organisation dient oder zu dienen bestimmt ist, […] aufgenommen [oder] gehalten wird“. Zu diesen Geräten zählen unter anderem Mobiltelefone, Touchscreens oder Navigationssysteme. Der zitierte Paragraf macht aber auch klar, dass das Telefonieren als Fahrzeugführer erlaubt ist, wenn das Gerät nicht aufgenommen oder gehalten wird. Dann können Sie sich mit beiden Händen am Lenkrad weiterhin auf den Verkehr konzentrieren und werden nicht abgelenkt. Für ein Bußgeld genügt bereits, wenn Sie das Handy zum Ablesen der Uhrzeit in die Hand nehmen, wie das Oberlandesgericht Zweibrücken (OLG) geurteilt hat (Az.: 1 SsRs 1/14). Das Verbot gilt ausschließlich für den Fahrer, sodass Sie als Beifahrer mit dem Smartphone in der Hand ohne Angst vor einer Strafe telefonieren dürfen. Als Fahrzeugführer gelten nicht nur Autofahrer, sondern auch Bus-, LKW- oder Fahrradfahrer müssen die Bestimmungen von § 23 StVO einhalten.
Bei stehendem Fahrzeug und ausgeschaltetem Motor
Keine Einschränkungen gibt es hinsichtlich des Telefonierens im Auto, wenn das Fahrzeug steht und der Motor abgeschaltet wurde. § 23 Abs. 1b macht klar, dass Sie in diesem Fall auch als Fahrzeugführer das Handy in die Hand nehmen dürfen. Allerdings müssen beide Bestimmungen zutreffen, sodass die Nutzung des Smartphones bei einem stehenden Fahrzeug mit laufendem Motor immer noch zu einer Strafe führt.
Wie kann ich legal im Auto telefonieren?
Freie Hände beim Telefonieren mit einem Headset
In der Vergangenheit waren Headsets sehr beliebt, um beim Telefonieren im Auto keine Strafe zu riskieren. Das Headset wird einfach per Bluetooth oder Kabel mit dem Smartphone verbunden und Ihre Hände bleiben am Steuer. Inzwischen ist die Zahl der Headsets für das Telefonieren im Auto jedoch deutlich gesunken, denn mit Handyhalterungen oder Freisprechanlagen gibt es bessere Lösungen auf dem Markt.
Sichere Unterbringung des Smartphones in der Handyhalterung
Die gesetzlichen Bestimmungen von § 23 StVO erfüllen Sie durch den Einbau einer Handyhalterung im Auto, die am Armaturenbrett oder an der Windschutzscheibe platziert werden kann. Handyhalterungen lassen sich durch einen Saugnapf oder Befestigungsclips einfach im Fahrzeug anbringen und jederzeit wieder abnehmen. Moderne Smartphones mit Sprachsteuerung werden während der Fahrt über Ihre Stimme gesteuert und Sie nehmen Anrufe mit beiden Händen am Lenkrad entgegen. Achten sollten Sie auf die passenden Abmessungen für Ihr Mobilgerät, damit das Handy dort sicher sitzt und nicht verrutschen kann. Dann passiert dem Smartphone auch bei einer Notbremsung nichts.
Freisprechanlage bietet mehr Komfort bei höheren Kosten
Teurer als eine Handyhalterung oder ein Headset ist der Einbau einer Freisprechanlage im Auto, die in vielen Fällen fest installiert wird. Je nach Modell werden von Herstellern auch Freisprechanlagen bei neuen Fahrzeugen standardmäßig eingebaut. Die Verbindung mit dem Handy wird über Bluetooth aufgebaut und eingehende oder ausgehende Anrufe werden über die Lautsprecher des Autos geführt. Das Mikrofon wird häufig in der Nähe des Lenkrads platziert und ermöglicht eine sehr gute Audio-Qualität. Anrufe können über einen Knopfdruck entgegengenommen werden und die Ablenkung im Straßenverkehr wird auf ein Minimum reduziert. Nachteile einer Freisprechanlage sind die kompliziertere Installation und die höheren Kosten, die sich nicht für jeden Autofahrer lohnen.
Welche Strafe droht bei der Handynutzung am Steuer?
Das Bußgeld für das Telefonieren am Steuer ohne Freisprecheinrichtung oder Handyhalterung lässt sich im bundeseinheitlichen Tatbestandskatalog des Kraftfahrt-Bundesamts nachlesen und beträgt 100 Euro. Hinzu kommt für die Einstufung als Ordnungswidrigkeit ein Punkt in Flensburg. Dies sind jedoch nur die Mindeststrafen und bei einer Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer oder dem Verursachen eines Unfalls wird es deutlich teurer.
Erwischt werden Autofahrer beim Telefonieren am Steuer entweder von Polizeibeamten oder von einer Radarfalle. In beiden Fällen gibt es wenig Chancen, das Bußgeld zu vermeiden. Die Zeugenaussage der Polizisten zählt fast genauso viel wie ein Foto von Ihnen mit dem Handy am Ohr. Zwar können Sie gegen den Bußgeldbescheid Einspruch einlegen, doch große Erfolgsaussichten bestehen nicht. Das Einschalten eines Anwalts ist fast immer teurer als die Zahlung des Bußgelds und lohnt sich in der Regel nicht. Anders ist dies jedoch bei einem verschärften Fall mit Gefährdung von anderen Verkehrsteilnehmern oder einem verschuldeten Unfall.