radlager Radlagerwechsel Ratgeber – Diagnose, Reparatur und Kosten
Radlager
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Solange die Radlager eines Autos ihren Dienst zuverlässig verrichten, bekommt der Fahrer kaum etwas von ihnen mit. Ein rasches Wechseln ist bei heraufziehenden Defekten dennoch notwendig, um teure Folgeschäden zu verhindern und die Fahrsicherheit zu erhalten. Beim Auftreten der ersten Symptome sollte der Fahrer daher schnell reagieren. Unser Ratgeber zeigt die Funktion, typische Symptome und die Schritte beim Radlagerwechsel.

Radlageraufbau und Funktion

Die Radlager funktionieren im Auto immer auf die gleiche Weise. Das Bauteil verleiht dem Rad die notwendige Führung auf der Radnabe. Durch das feste Zusammenhalten der Lager wird ein Abkippen oder Verschieben des Radlaufs verhindert. Während der Fahrt sind die einzelnen Komponenten daher besonders hohen Belastungen ausgesetzt.

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Der Aufbau

Zwischen einem äußeren und einem inneren Ring sind Rollkörper in eine Fettschicht eingelassen. Diese sind entweder zu Kegeln oder Kugeln geformt, und sollen die auftretenden Kräfte vom inneren auf den äußeren Ring übertragen. Das genau abgestimmte Lagerspiel, welches dabei berücksichtigt wurde, erhält die Rollfähigkeit der gesamten Konstruktion. Aus diesem Grund ist es wichtig, Verspannungen innerhalb des Lagers frühzeitig zu lösen. Möglich ist dies über die Zentralmutter, deren Anzugsmoment dafür von entscheidender Bedeutung ist. Ansonsten müssen Fahrer die Radlager ihres Autos heute nur selten Wechseln und praktisch nicht warten lassen. Dafür sorgen einzelne Dichtringe, die verhindern, dass die Schmierstoffe austreten oder Verschmutzungen in das Lager eintreten können.

Radlagerverschleiß und Lebensdauer

Verschleiß tritt vornehmlich durch Axial- und Radialkräfte auf, die während der Fahrt auf das Lager wirken. Radialkräfte entstehen durch die Drehbewegung des Antriebs, während Axialkräfte bei jeder gefahrenen Kurve auf die Lager einwirken und ihnen auf Dauer zusetzen.

Aufgrund der soliden Verarbeitung und der intelligenten Konstruktion können sie dennoch eine lange Zeit zuverlässig ihren Dienst erfüllen. Nur sehr selten ist das Tauschen bei weniger als 100.000 km notwendig. Bei manchen Autos halten die Lager auch über 250.000 Kilometer ohne Probleme.

Die Symptome eines Radlagerdefekts

Wird ein Radlagerwechsel notwendig, so können Autobesitzer leicht darauf aufmerksam werden. Dafür sorgt eine Reihe von Symptomen, welche die Fahreigenschaften binnen kurzer Zeit verändern. Für ein Tauschen sprechen die folgenden Anzeichen:

  • ein deutliches Brummen bei bestimmten Lenkwinkeln
  • Summen des Radlagers in bestimmten Geschwindigkeitsbereichen
  • erhöhter Widerstand und Schleifen des Rades
  • der Reifen wackelt bei einem leichtem Ruckeln
  • das betroffene Rad lässt sich bei aufgebocktem Auto nur schwer drehen

Sobald diese Symptome auf den Plan treten, haben die Schäden ihr Anfangsstadium zumeist überschritten. Erst mit der Zeit verstärken sich Widerstand und Geräuschentwicklung, die als eindeutige Hinweise auf den Defekt gelten können. So werden häufig noch hunderte Kilometer zurückgelegt, ehe ein Wechseln in Betracht gezogen wird. Gefährlich ist dies nicht zuletzt aufgrund der Folgeschäden, die dadurch entstehen können.

Ein einfacher Test kann dazu dienen, die letzten Zweifel an der Richtigkeit der Diagnose aus der Welt zu schaffen. Sofern es in der aktuellen Verkehrssituation möglich ist, wird das Auto in den Leerlauf geschalten. Dadurch reduziert sich das Motorengeräusch, wodurch ein Schleifen bei eingeschlagenen Rädern besser erkannt werden kann. Nimmt das Brummen in einer Rechtskurve zu, so liegt der Defekt vermutlich beim linken Rad. In der Linkskurve verhält es sich genau andersherum. Ein Ruckeln am Lenkrad tritt als weiteres Symptom hinzu, wenn die Schäden bereits fortgeschritten sind. Ein Wechseln ist dann kaum mehr zu umgehen.

Vorsicht vor Folgeschäden

Ein kaputtes Lager ist zunächst nur für eine unangenehme Geräuschentwicklung und ein zu großes Spiel des Rades verantwortlich. Hinzu kommt der erhöhte Widerstand, welcher den Kraftstoffverbrauch des Wagens dauerhaft erhöht. Zusätzlich tritt dieser negative Einfluss asymmetrisch auf. Dies kann das Fahrverhalten empfindlich beeinflussen und dadurch zu einem akuten Sicherheitsrisiko werden, das es durch das Tauschen zu beheben gilt.

Doch wer sich nicht um das rasche Wechseln bemüht, riskiert auf diese Weise gefährliche Folgeschäden. Dazu zählt insbesondere das sogenannte „Festfressen“. Dabei kann es nach der unnatürlichen Erhitzung des Bauteils zum völligen Blockieren kommen. Das Auto ist in diesem Moment kaum mehr unter Kontrolle zu bringen, was selbst bei niedrigen Geschwindigkeiten schlimme Folgen haben kann.

Wer sich dazu entscheidet, unangenehme Fahrgeräusche zu ignorieren und auf das Tauschen zu verzichten, riskiert zudem höhere Reparaturkosten. Von nun an ist die Kraftübertragung gestört, was den Schaden auf andere Teile ausweiten kann. Auch andere Bauteile, von der Radnabe bis hin zur Achse, sind dann womöglich zu wechseln. Dies bedeutet nicht nur einen längeren Ausfall des Autos, sondern erhöht sogleich Material- und Arbeitskosten, die von einer Werkstatt für den Eingriff kalkuliert werden. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, den Blick rechtzeitig auf das Problem zu wenden, um sich vor diesen riskanten Folgeschäden zu wappnen.

Radlagerwechsel selber ausführen – Schritt für Schritt Anleitung

Der Radlagerwechsel in der eigenen Garage stellt auch in diesem Fall eine kostengünstige Alternative dar. In unserem Ratgeber möchten wir uns den einzelnen Arbeitsschritten zuwenden, die für das Wechseln der Lager nötig sind. Beschädigungen der Lager setzen allerdings ein gewisses Maß an technischem Verständnis und Geschick voraus. Ohne Spezialwerkzeug ist es meist auch nicht möglich, das alte Bauteil ohne Beschädigungen auszubauen.

Für den Radlagerwechsel zuhause benötigen Sie die folgenden Werkzeuge und Hilfsmittel:

  • Wagenheber, Hebebühne oder Grube
  • Schlüsselsatz
  • Drehmomentschlüssel
  • bei gepressten Lagern: Abzieher für Radlager (z. B. Hydraulikpumpe)

1. Den Weg bahnen

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Rad abmontieren
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Im ersten Schritt geht es zunächst darum, das defekte Lager für das Wechseln vorzubereiten. Dafür wird das Fahrzeug auf eine Hebebühne gefahren oder zumindest einseitig aufgebockt. In dieser Position lässt sich zunächst das gesamte Rad abmontieren. Auch die Bremssättel, Bremsbeläge und die Bremsscheibe müssen ordnungsgemäß entfernt werden, um Zugriff zu erhalten.

Tipp: Wird der Bremssattel mit einem Draht nahe seiner ursprünglichen Position aufgehängt, lassen sich Schäden an den Schlauchverbindungen vermeiden.

2. Die Demontage

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Die Demontage
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Nun ist es wichtig, die Radnabe und die umliegenden Komponenten zunächst von den alten Fetten zu befreien. Diese Gelegenheit eignet sich hervorragend, um die Bremsfläche mit etwas Schmirgelpapier zu reinigen.

Etwas Rostlöser und eine Drahtbürste können dabei helfen, die teils stark verschmutzten Verschraubungen zu lösen. Die Bremse selbst sollte derweil nur mit Bremsenreiniger in Kontakt kommen. Nachdem Sie dies erledigt haben, entfernen Sie den Simmerring von der Innenseite. Nun nutzen Sie das Spezialwerkzeug, um damit den inneren Teil des Radlagers herauszudrücken.

Um den notwendigen Spielraum für das Einsetzen der neuen Komponenten zu schaffen, müssen Sie noch den ABS-Sensor entriegeln und abnehmen. Um die Antriebswelle aus der Radnabe ziehen zu können, die meist sechsfach fixiert wird, hilft eine Schraubverlängerung.

3. Das neue Lager einsetzen

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Für das eigentliche Wechseln wird das neue Bauteil nun mitsamt seiner beiden Lagerschalen eingesetzt. Sollten Sie ein neues Lager inklusive Radnabe verwenden, entfällt der erste Teil.

Trennen Sie das alte festgefressene Lager mit einem Abzieher von der Radnabe. Das neue Radlager lässt sich nun in die alte Radnabe einpressen, um diese weiterhin zu verwenden.

Beim Anziehen der Zentralmutter sollte der Widerstand der Unterlegscheibe bereits zu spüren sein, ohne ihr Spiel durch eine zu hohe Krafteinwirkung zu sehr einzuschränken. Sie muss sich am Ende gleitend unter der Zentralmutter bewegen lassen, was sich besonders leicht durch den Einsatz eines Schraubendrehers prüfen lässt. Nun montieren Sie die Bremsen wieder.

4. Abschließen der Montage

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Um den Radlagerwechsel zu vollenden, wird nun das Rad wieder montiert. Beim Anziehen nutzen Sie das Drehmoment, welches der Hersteller vorschreibt.

Anschließend machen Sie eine kurze Testfahrt. Beginnen Sie bei niedrigen Geschwindigkeiten und steigern Sie langsam. Horchen Sie auf die Geräusche vor dem Radlagerwechsel und prüfen Sie, ob alle Symptome verschwunden sind.

BMW E39 Radlager Vorne ersetzten (ohne Ausbau des Achsschenkels)

Häufige Fehlerquellen der Reparatur

Obwohl der Radlagertausch im Auto mithilfe der richtigen Werkzeuge gut zu bewerkstelligen ist, treten typische Fehler besonders häufig auf. Dazu zählt bereits der einseitige Wechsel, der rasch einen weiteren Eingriff nach sich ziehen kann. Durch die einseitige Montage eines neuen Radlagers kommt es nun zu einem ständigen Ungleichgewicht und einer variierenden Belastung zwischen beiden Seiten. Dies führt dazu, dass das ohnehin in ähnlichem Zustand befindliche alte Lager schon nach kurzer Zeit an seine Grenzen kommt. Ein erneutes Wechseln ist unter diesem Umstand nicht zu vermeiden.

Weiterhin ist es möglich, dass der Radlagerwechsel vom Bordcomputer als Defekt angezeigt wird. So leuchten etwa die Warnlampen von ABS und ESP auf. Löst sich dieses Problem nicht binnen weniger Minuten von selbst, so empfiehlt sich der Gang in die Werkstatt, um ein Sicherheitsrisiko ausschließen zu können.

Radlagerwechsel selber erledigen – Kosten und Aufwand

Nutzen Sie unsere Anleitung, um den Radlagerwechsel am Auto selber durchzuführen. Die Kosten für die Ersatzteile betragen meist zwischen 15 und 70 € pro Lager. Es ist möglich, dass Sie während der Reparatur weitere Teile wie die Radnabe erneuern müssen. Gebrauchte Teile sind eher selten erhältlich, da die Lager normalerweise erst bei Verschleiß ausgebaut werden. Der Zeitaufwand für die Reparatur liegt je nach Auto zwischen einer und zwei Stunden.

Was kostet ein Radlagerwechsel in der Werkstatt?

Wer das Wechseln der Radlager in der Werkstatt durchführen lassen möchte, profitiert dabei von der Expertise der Profis. Da dort jegliches Spezialwerkzeug verfügbar ist und sogar eine Hebebühne zur Verfügung steht, ist der Eingriff meist innerhalb einer Stunde erledigt. Zwischen 60 und 200 Euro pro Lager müssen Sie einplanen. Weitere, vorher nicht einsehbare Schäden können die Reparaturkosten weiter erhöhen.

Vorbeugung von Radlagerschäden

Doch ist es nun möglich, präventiv vorzugehen und Schäden an den Radlagern präventiv zu begegnen? Wer die Lebensdauer erhöhen möchte, sollte zunächst die eigene Fahrweise in den Blick nehmen. Besonders zügig überfahrene Unebenheiten, wie zum Beispiel Schlaglöcher oder Bordsteine, werden zu einer Gefahr. Durch die enormen Belastungen, die punktuell auf die Komponenten einwirken, können etwa die Walzkörper verformt werden. Wer das Auto diesen Belastungen so selten wie möglich aussetzt, wirkt dadurch positiv auf den Erhalt der Radlager ein.

Ein weiteres Risiko, welches minimiert werden kann, ist das Eindringen von Feuchtigkeit. Diese zieht Korrosion und die Verflüssigung des Fettes nach sich. Die Radlager des Autos sind dadurch einer erhöhten Reibung ausgesetzt und überhitzen schneller. Wer das Tauschen selber vornimmt, kann bereits mit der Einhaltung aller Montagehinweise das Eindringen von Feuchtigkeit ins Radlager verhindern. Ein Wechseln rückt auch dadurch in den Hintergrund, dass der geeignete Schmierstoff beim Fetten der Lager verwendet wird, die zudem absolut sauber sein sollten.

Das Wechseln der Radlager im Auto kann zudem durch die Bremsen provoziert werden. Hat sich diese festgesetzt oder es wurde versehentlich mit angezogener Handbremse gefahren, so kann das Schmierfett unter starker Hitze im Lager verbrennen. Wer diese Risiken im Auto ausschließt und darüber hinaus auf ein sauberes Auswuchten der Räder achtet, verfügt bereits über wirksame präventive Maßnahmen.

Haftungsausschluss

Unsere Ratgeber enthalten viele fachliche Informationen rund um das KFZ, die wir sorgfältig zusammengetragen haben. Diese Artikel können allerdings die Fachkenntnis eines Spezialisten nicht ersetzen. Autoteile-Markt haftet daher nicht für Schäden und Verletzungen, die durch unsachgemäß ausgeführte Reparaturen entstehen. Wir empfehlen grundsätzlich, Arbeiten am KFZ nur von einem Fachmann ausführen zu lassen.

FAQ – Radlagerwechsel

Grundsätzlich handelt es sich um eine mechanische Arbeit, die Sie selber erledigen können. Sie sollten jedoch bei Arbeiten am Fahrwerk unbedingt alle Vorschriften beachten und im Zweifel einen Fachmann hinzuziehen. Bedenken Sie auch, dass Sie zum Auspressen der Lager ein Spezialwerkzeug benötigen.

Fahrwerkskomponenten sollten auf der Achse immer den gleichen Verschleißzustand haben, da sonst einseitige Überlastungen auftreten. Die Lager werden daher immer achsweise getauscht.

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F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.

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