Titelbild-Servooel-auto-wechseln Servoölwechsel – Funktion, Wechselintervalle und Ratgeber zum Tauschen
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Die Servolenkung Ihres Autos geht schwer oder gibt ungewöhnliche Geräusche von sich? Das kann an verschlissenem Servoöl liegen. Mit der Zeit sammeln sich Schmutzpartikel wie feine Späne im Öl und verschlechtern dessen Schmiereigenschaften. In diesem Ratgeber erfahren Sie Wissenswertes zum Servolenkungsöl und unsere Anleitung zeigt, wie Sie den Servoölwechsel selber durchführen können.

Servolenkungsöl – Aufgabe und Funktionsweise

Die Servolenkung beim Kfz dient zur Unterstützung der Lenkung. Sie sorgt dafür, dass bei einer geringen Kraft am Lenkrad große Kräfte an den Rädern und Reifen drehen. Sie wird daher auch als Lenkhilfe oder Lenkunterstützung bezeichnet. Früher wurde die Servolenkung nur bei LKW eingesetzt, heute gehört sie zur Standardausstattung bei fast allen PKW.

Der Aufbau der Servolenkung ist bei allen Autos gleich. Es ist ein hydraulisches System und besteht aus mehreren Teilen:

Die Servopumpe baut den Druck im Hydrauliksystem auf. Sie wird bei den meisten Autos über den Motor durch einen Flachriemen (Keilriemen bzw. Zahnriemen) angetrieben, bei einigen auch rein elektrisch. Der Hydraulikzylinder ist mit der Zahnstange der Lenkung verbunden. Wenn eine Lenkbewegung stattfindet, unterstützt der Zylinder durch den Druck die Lenkbewegung des Fahrers. Die Übertragung der Kräfte erfolgt durch das Hydrauliköl, das großen mechanischen und thermischen Einflüssen ausgesetzt ist.

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Muss ich regelmäßig einen Servoölwechsel durchführen?

Die Lager des Servosystems laufen dauerhaft im Öl für eine optimale Schmierung. Dennoch unterliegt es einem langsamen Verschleiß. Frisches Servoöl ist rot, beim Ablassen des alten Öls aus dem Auto ist die Flüssigkeit eher braun. Das liegt an der Alterung und dem Wechsel zwischen Wärme und Kälte. Außerdem setzen sich mit der Zeit kleine Mikropartikeln in Form von Abrieb im Öl ab.

Der Austausch des Öls für die Servolenkung behebt das Problem und entfernt die Fremdkörper von der Abnutzung aus dem System. Hier wird wie beim normalen Motorölwechsel das alte Öl abgelassen, dann der Ölfilter getauscht und neues Öl aufgefüllt. Ein Servoölwechsel ist jedoch etwas komplizierter als der Ölwechsel beim Motoröl, da es hier keine Ölablassschraube gibt.

Wie lang ist die Lebensdauer des Öls für die Servolenkung im Auto?

Die meisten Hersteller sprechen beim Servoöl von einer Lifetime-Füllung. Das bedeutet, es hält ewig und deshalb ist keine Lebensdauer angegeben. Das Wechseln ist nach Maßgabe des Herstellers nicht vorgeschrieben.

Tatsächlich verliert das Öl jedoch über die Jahre an Schmierkraft und Leistungsfähigkeit. Intervalle lassen sich allerdings nur schwer festlegen, da die Abnutzung von zu vielen Faktoren und der Nutzung des Autos abhängt. Die Lebensdauer variiert zwischen 80.000 und 200.000 km. Es bietet sich an, das Hydrauliköl zusammen mit anderen Teilen der Lenkung zu tauschen. Beispiele sind eine kaputte Servoölpumpe oder ein verschlissener Rippenriemen.

Welche Symptome verursacht verschlissenes Hydrauliköl?

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Eine Untersuchung ist nicht möglich, da es sich um ein geschlossenes Hydrauliksystem handelt. Ein aufmerksamer Fahrer kann allerdings folgende, meist schleichend auftretende Anzeichen prüfen:

  • geschwindigkeitsabhängiges Surren oder Brummen von der Servopumpe
  • schwergängige Lenkung
  • Geräusche beim Lenken
  • ungleichmäßige Lenkbewegungen, Flattern des Lenkrads
  • Eintrag im Fehlerspeicher

Um die Diagnose noch weiter auf das verschmutzte Öl einzugrenzen, sollten Sie vorher noch andere Ursachen ausschließen. Prüfen Sie, ob der Riemen zum Antrieb der Servopumpe ordentlich gespannt ist. Testen Sie außerdem die Funktion und Dichtheit des Lenkgetriebes.

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Wann sollte ich einen Servoölwechsel beim Auto durchführen?

Wir raten zum Ölwechsel des Lenkungssystems, wenn eines oder mehrere der oben beschriebenen Symptome auftreten und andere Ursachen ausgeschlossen sind. In diesem Fall ist eine Verschmutzung des Öls sehr wahrscheinlich. Der Servoölwechsel inklusive Filter behebt das Problem.

Wenn das Auto länger in diesem Zustand gefahren wird, besteht die Gefahr des Ausfalls der Servolenkung. Wenn die Pumpe nicht mehr genug Druck aufbauen kann, schwindet die Wirkung der Lenkunterstützung. Schlimmstenfalls kann es durch Überlastung sogar zu Folgeschäden an der Servopumpe kommen.

Ziehen Sie auch ein Leck in Betracht, denn möglicherweise ist das Öl nicht verschlissen, sondern das System undicht. Hier kommt noch der gesetzliche Aspekt hinzu. Egal ob Motoröl, Getriebeöl oder Servoöl: Auslaufende Flüssigkeiten stellen eine Gefährdung für die Umwelt dar und führen zum Nichtbestehen der Hauptuntersuchung beim Tüv.

Servoölwechsel – Schritt für Schritt Anleitung zum selber machen

Bei Ihrer Servolenkung steht ein Ölwechsel an? Kein Problem! Mit unserer DIY Einbauanleitung können Sie Ihr Öl beim Auto selber wechseln. Achten Sie nur vor Beginn der Arbeiten darauf, dass Sie das richtige Ersatzöl kaufen. Es gibt hier große Unterschiede in den Eigenschaften. Durch die Verwendung des falschen Öls wird die Funktionsfähigkeit reduziert und es treten möglicherweise Defekte an Bauteilen auf.

Zum Servoölwechsel benötigen Sie einen Helfer und die folgenden Werkzeuge und Hilfsmittel:

  • neues Hydrauliköl für die Servolenkung
  • neuen Ausgleichsbehälter
  • Wagenheber oder Hebebühne
  • bei Wagenheber: 2 Böcke für Vorderachse
  • Pumpe oder Handspritze zum Absaugen
  • Behälter für Altöl
  • Satz Steckschlüssel
  • Schraubendreher

1. Vorbereitung

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Den Behälter erreichen Sie über die Motorhaube, die lenkende Achse muss allerdings frei hängen. Heben Sie hierzu das Auto beispielsweise mit einem Wagenheber an. Platzieren Sie anschließend jeweils einen Bock links und rechts unter den vorgesehenen Anschlagspunkten. Durch das Aufbocken sind die Vorderräder während des Austauschs freidrehend.

Öffnen Sie anschließend den Motorraum und suchen Sie den Ausgleichsbehälter für das Servoöl. Dieser ist meist etwas seitlich verbaut und nur einige hundert Milliliter groß. Im Gegensatz zu den anderen Behältern ist dieser schwarz und nicht transparent.

2. Störende Teile demontieren

Bauen Sie nun alle Teile ab, die bei der Reparatur behindern. Sorgen Sie dafür, dass Sie von allen Seiten an den Behälter herankommen. Sie müssen den Ausgleichsbehälter für eine vollständige Wartung des Servoöls später wechseln.

Merken Sie sich, wie die Teile abgebaut werden und heben Sie die Kleinteile separat auf, damit Sie diese später beim Zusammenbau wiederfinden. Derartige störende Teile könnten beispielsweise sein:

  • Luftfilterkasten
  • Batterie
  • Spritzwasserbehälter
  • verschiedene Abdeckungen

3. Altes Öl absaugen

Zuerst sollten Sie den Ausgleichsbehälter leeren. Nutzen Sie dafür eine Pumpe oder eine einfache Handspritze. Es sind je nach Auto nur einige hundert Milliliter enthalten. Je weniger Flüssigkeit der Ausgleichsbehälter noch enthält, umso weniger kann im nächsten Schritt auslaufen.

Sammeln Sie die Flüssigkeit in einem geeigneten Auffangbehälter. Schmierstoffe und Betriebsstoffe enthalten Zusätze und teilweise auch umweltschädliche Substanzen. Sie müssen fachgerecht entsorgt werden. Das Entsorgen über den Hausmüll ist umweltschädlich und strafbar!

4. Behälter ausbauen

Den Ausgleichsbehälter sollten Sie mit wechseln, da er einen fest verbauten Filter enthält. Dieser Filter setzt sich über die Jahre zu und kann nicht erneuert werden. Das Wechseln des Behälters sorgt für einen frischen Filter.

Lösen Sie dazu die Schrauben, welche den Behälter festhalten. Das sind meist zwei Stück an der Unterseite, die Sie mit einem Steckschlüssel erreichen. Anschließend trennen Sie die Schläuche vom Behälter. Diese sind mit Schraubschellen oder Klemmschellen befestigt. Halten Sie dabei einen Auffangbehälter darunter, denn beim Abziehen der Schläuche wird das restliche Öl austreten.

5. Ausgleichsbehälter erneuern

Nehmen Sie nun den neuen Behälter zur Hand, dieser sollte baugleich sein. Schrauben Sie die Halterung vom alten Ausgleichsbehälter auf den neuen Behälter um. Nun ist dieser auch schon einsatzbereit.

Kürzen Sie die Schläuche ein kleines Stück. Die alte Stelle neigt zu Undichtigkeiten, wenn Sie die Schellen genau dort wiederansetzen. Nutzen Sie außerdem neue Schlauchschellen. Diese sind normalerweise dem Ausgleichsbehälter beigelegt.

Wenn die Schläuche porös sind oder anderweitige Schäden aufweisen, sollten diese umgehend gegen neue getauscht werden. Das Servosystem steht dauerhaft unter Druck. Schon eine kleine Undichtigkeit führt zum Ausfall.

Achtung: An dieser Stelle müssen Sie entscheiden, ob Sie das gesamte System spülen wollen oder nur das Servoöl wechseln wollen. Eine größere Effektivität hat der Servoölwechsel mit Spülung.

6.1 Empfohlen: System spülen und auffüllen

Für eine Spülung des Hydrauliksystems müssen Sie den Ablauf vom Ausgleichsbehälter wieder anschließen. Außerdem verschließen Sie die Öffnung des Zulaufs, beispielsweise mit Klebeband oder einem Stopfen. Dort darf kein Servoöl herauslaufen. Den Zulaufschlauch zum Ausgleichsbehälter legen Sie in den Auffangbehälter für das alte Servoöl.

Füllen Sie den Ausgleichsbehälter voll mit frischem Servoöl. Nun benötigen Sie den Helfer. Dieser startet das Auto und lenkt sofort links und rechts bis zu den Anschlagspunkten ein. Die Pumpe saugt das frische Öl ein und presst das Altöl aus dem freien Schlauch in den Auffangbehälter.

Sie passen auf den Ablaufschlauch im Auffangbehälter auf und müssen schnell Servoöl nachgießen. Die Pumpe darf nicht trockenlaufen, da sie sonst Schaden nimmt. Notfalls kann das Auto jederzeit gestoppt werden. Durch den Lenkeinschlag bis Anschlag wird das alte Servoöl aus allen Ecken herausgepumpt und neues aus dem Behälter eingesaugt. Nach wenigen Sekunden sollte frisches Öl aus dem Schlauch in den Auffangbehälter laufen. Dann ist die Spülung abgeschlossen und der Helfer stoppt den Motor.

Nun müssen Sie den zweiten Schlauch wieder am Behälter anschließen und den Behälter befestigen. Im Deckel des Behälters ist normalerweise ein Messstab integriert. Der Füllstand sollte zwischen der Minimal und Maximal Markierung liegen. Füllen Sie den Behälter bis zur richtigen Höhe. Haben Sie aus Versehen zu viel aufgefüllt, können Sie mit der Pumpe oder Saugspritze wieder absaugen.

6.2 Hydrauliköl nur auffüllen

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Wenn Sie auf das Spülen verzichten, können Sie beide Schläuche direkt wieder anschließen und den Behälter befestigen. Nun müssen Sie nur noch das Servoöl nachfüllen. Nutzen Sie den Messstab im Deckel des Behälters, um den korrekten Füllstand zu bestimmen. Haben Sie zu viel Hydrauliköl eingefüllt, können Sie mit einer Pumpe oder Spritze etwas absaugen.

7. Zusammenbau

Der Servoölwechsel ist nun abgeschlossen, das Entlüften des Systems ist nicht nötig. Das funktioniert selbstständig mit den ersten Lenkradbewegungen. Verschließen Sie den Servoölbehälter fest und vergewissern Sie sich, dass keine Flüssigkeit ausläuft.

Sie können nun die Teile wieder anbauen, die Sie vorher demontieren mussten. Das sind beispielsweise der Luftfilterkasten oder die Batterie des Autos. Achten Sie darauf, alle Teile wieder korrekt zu verbauen und mit dem richtigen Drehmoment anzuziehen.

Wenn alles wieder an seinem Platz ist, haben Sie den Servoölwechsel erfolgreich abgeschlossen. Achten Sie bei den nächsten Fahrten mit dem Auto darauf, ob die Symptome wie Lenkgeräusche oder eine schwergängige Lenkung verschwunden sind.

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Servoölwechsel selber erledigen – Kosten und Aufwand

Mit unserem Ratgeber können Sie das Servoöl bei den meisten Autos selber wechseln. Die Kosten für das Öl betragen durchschnittlich 10 bis 30 € pro Liter. Je nach Auto werden für einen Servoölwechsel 0,5 bis 1,0 Liter benötigt. Hinzu kommen die Kosten für einen neuen Ausgleichsbehälter mit durchschnittlich 5 bis 10 €. Insgesamt entstehen durch den Servoölwechsel Gesamtkosten zwischen 20 und 40 €.

Was kostet ein Servoölwechsel in der Werkstatt?

Wenn Sie unsicher sind, können Sie sich an jede Werkstatt wenden. Das Erneuern des Servoöls ist für die Fachleute eine Routinearbeit. Die Kosten des Servoölwechsels richten sich nach dem Auto, dem Aufwand bei der Demontage, der Ölsorte und der benötigten Ölmenge. Durchschnittlich müssen Sie mit Gesamtkosten inklusive Ausgleichsbehälter zwischen 80 und 150 € rechnen.

Haftungsausschluss

Unsere Ratgeber enthalten viele fachliche Informationen rund um das KFZ, die wir sorgfältig zusammengetragen haben. Diese Artikel können allerdings die Fachkenntnis eines Spezialisten nicht ersetzen. Autoteile-Markt haftet daher nicht für Schäden und Verletzungen, die durch unsachgemäß ausgeführte Reparaturen entstehen. Wir empfehlen grundsätzlich, Arbeiten am KFZ nur von einem Fachmann ausführen zu lassen.

FAQ – Servoölwechsel

Das Erneuern der Flüssigkeit selbst ist schnell erledigt. Sie müssen vorher jedoch verschiedene Teile abbauen, je nach Auto. Halten Sie unterschiedliche Werkzeuge bereits und bedenken Sie, dass die Lenkachse während des Tauschs frei hängen muss.

Der Servoölbehälter enthält einen fest verbauten Filter an der Unterseite. Dieser Filter lässt sich nicht einzeln ersetzen, ist aber bei einem neuen Behälter wieder verbaut. Aus diesem Grund sollten Sie unbedingt den Behälter erneuern, damit auch der Filter ersetzt wird.

Eine Spülung ist nicht zwingend erforderlich, aber auf jeden Fall empfehlenswert. Abrieb und andere Partikel lagern sich im Altöl ab. Diese beseitigen Sie mit einer Spülung, welche nur wenige Minuten dauert. Wir raten daher zur Spülung des Systems.

fred-e1699603968281 Servoölwechsel – Funktion, Wechselintervalle und Ratgeber zum Tauschen

F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.

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