Titelbild-Sicherheitsgurt-Gurtschloss-Gurtstraffer-Auto-1024x684 Sicherheitsgurtdefekt Ratgeber – Fehler an der Rückhalteeinrichtung
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Der Sicherheitsgurt ist eine der wichtigsten Sicherheitseinrichtungen im Auto. Er schützt den Fahrer bei einem Unfall vor den meisten schweren Verletzungen. Ein Defekt am Gurt oder dem Gurtschloss muss sofort behoben werden. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles um die Funktion des Gurtsystems. Außerdem erklären wir, wie Sie die Probleme eingrenzen, welche Arbeiten Sie selber ausführen können und welche Kosten für das Wechseln der Teile in der Werkstatt anfallen.

Funktion der Rückhalteeinrichtung im Auto

Der Sicherheitsgurt für Fahrer und Beifahrer ist für alle PKW mit Baujahr ab 1974 Pflicht. Ein paar Jahre später folgte auch die Gurtpflicht für die hinteren Sitze. Der Gurt hält Fahrer und Mitfahrer bei Unfällen und Vollbremsungen im Sitz fest. Das führt oft zu unangenehmen Druckstellen, reduziert allerdings die Gefahr schwerer Verletzungen deutlich. Statistisch gesehen hat der Gurt bei über 99 % aller Unfälle mehr positive als negative Auswirkungen und sollte daher immer getragen werden.

Der Aufbau ist bei allen modernen Autos ähnlich. Bei älteren Fahrzeugen fehlen möglicherweise einige Teile. Das Sicherheitsgurtsystem besteht aus:

  • Anschnallgurt
  • Rolle
  • Gurtschloss
  • Gurtstraffer
  • Gurtwarner
  • Sitzbelegungsmatte
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Sicherheitsgurt
ab
2,42 €

Welche Aufgaben haben die Teile des Sicherheitsgurtsystems?

Der eigentliche Gurt liegt als Dreipunktgurt über Schulter, Brust und Becken der Fahrzeuginsassen gespannt. Die Rolle befindet sich in der B-Säule und rollt den Gurt auf, wenn er nicht benötigt wird. Außerdem verhindert die Rolle das ruckartige Herausziehen des Gurtes, was im Falle einer starken Bremsung eintreten würde. Das Gurtschloss, je nach Ausführung auch als Gurtpeitsche bezeichnet, dient als Befestigungspunkt. Eine Metalllasche am Gurt wird in das Schloss gesteckt, bis es hörbar einrastet.

Der Gurtstraffer, auch als Gurtspanner oder Gurtstrammer bezeichnet, spannt den Gurt beim Unfall fest über dem Körper. Das reduziert den Bewegungsspielraum der Personen im Auto und damit auch die Verletzungsgefahr. Der automatische Gurteinzug funktioniert entweder über eine vorgespannte Feder oder eine kleine Sprengladung. Moderne Autos verfügen zusätzlich über einen Gurtkraftbegrenzer, damit der Gurteinzug nicht zu viel Kraft aufwendet.

Der Gurtwarner informiert den Fahrer darüber, wenn Personen im Auto nicht oder nicht korrekt angeschnallt sind. Dies geschieht normalerweise mit einer Warnleuchte im Armaturenbrett und mit einem lauten akustischen Signal. Die Sitzbelegungsmatte ist ein unsichtbarer Sensor in den Sitzen. Ein Mikroschalter erkennt, wenn eine Person sitzt. Somit reagiert der Gurtwarner nur bei Sitzen, die auch tatsächlich belegt sind. Alle Autos erkennen die Sitzbelegung von Fahrersitz und Beifahrersitz, bei den meisten neueren PKW reagiert der Gurtwarner auch bei den hinteren Sitzen.

Welche Folgen hat das Fahren mit defektem Anschnallgurt?

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Ein Sicherheitsgurt kann durch Verschleiß oder einen mechanischen Schaden seine Funktion verlieren. In diesem Fall müssen Sie das kaputte Teil sofort tauschen und sollten nicht weiterfahren. Kommt es zu einem Unfall mit kaputtem Gurt riskieren Sie selbst bei Stadtgeschwindigkeiten schwere Verletzungen.

Neben der Lebensgefahr hat das Fahren mit defektem Gurt im Auto auch gesetzliche Folgen. In Deutschland gilt aus Sicherheitsgründen die Anschnallpflicht. Diese Vorschrift ist in der StVO geregelt und bei Verstoß mit einem Verwarnungsgeld belegt. Das Fahren ohne oder mit defektem Anschnallgurt kostet 30 € (Stand 2022). Die Anschnallpflicht gilt übrigens auch beim Abschleppen des KFZ.

Neben dem Verwarnungsgeld kann das Fahren ohne Gurt auch versicherungsrechtliche Folgen haben. Bei einem Unfall kann die Versicherung die Übernahme der ärztlichen Behandlung ablehnen beziehungsweise dem Betroffenen in Rechnung stellen. Auch der Anspruch auf Schmerzensgeld bei der Versicherung des Unfallgegners entfällt, wenn Sie Verletzungen davon tragen und nicht angeschnallt waren.

Eine weitere Folge ergibt sich bei der Hauptuntersuchung. Der Tüv prüft die Funktionsfähigkeit und Sicherheit des Autos. Ein defekter Gurt oder Airbag gilt bei der HU als schwerer Mangel und führt zum Nichtbestehen. Vor der Prüfung des Autos müssen Sie die kaputten Teile tauschen lassen.

Welche Defekte können am Gurtsystem des Autos auftreten?

Das Sicherheitsgurtsystem besteht aus mehreren Teilen, daher können auch unterschiedliche Probleme auftreten. Die Diagnose der Symptome hilft dabei, den Defekt einzugrenzen:

  • Sicherheitsgurt rastet nicht ein
  • Gurtwarner löst falsch aus
  • Gurt lässt sich nicht mehr korrekt aufrollen
  • Airbag Warnleuchte bzw. SRS-Leuchte aktiv

Welche Probleme sind die Ursache?

Je nach Problem kommen verschiedene Ursachen in Betracht. Unser Ratgeber listet hier die häufigsten Defekte am Sicherheitsgurtsystem auf:

  • Schloss kaputt oder verschmutzt
  • Gurtroller verschmutzt
  • Gurtstraffer ausgelöst
  • Sitzbelegungsmatte defekt
  • elektrischer Fehler, meist Stecker oder Verkabelung defekt

Sicherheitsgurtdefekt selber beheben

Sie haben einen Sicherheitsgurtdefekt an Ihrem Auto? Dann sollten Sie schnellstens handeln, um das Problem wieder in Ordnung zu bringen. Mit ein paar allgemeinen Werkzeugen und Hilfsmitteln können Sie die in der Anleitung unten beschriebenen Punkte ausführen. DIY Reparaturarbeiten am Rückhaltesystem sind jedoch nur in geringem Umfang möglich.

Achtung: Das Wechseln von Gurt, Straffer oder Schloss ist ein Eingriff in die Sicherheitstechnik des Autos. Dies sollten Sie nur vornehmen, wenn Sie genau wissen, was zu tun ist und andererseits der Fachwerkstatt überlassen. Die teils hohen Kosten können Sie eventuell mit gebrauchten Teilen reduzieren, sofern diese von einem zugelassenen Autoverwerter stammen und Garantie aufweisen.

Gurtpeitsche rastet nicht mehr ein

Prüfen Sie zuerst, ob der Verschluss des Gurtschlosses reagiert. Stecken Sie den Gurt ein und hören und fühlen Sie dabei, ob der Verschlussmechanismus noch funktioniert. Sie sollten einen leichten Widerstand fühlen und ein deutliches Klicken hören, wenn der Verschluss einrastet. Ist kein Klicken zu hören und kein Widerstand vorhanden, dann ist der Verschluss des Gurtschlosses kaputt.

Wenn Sie ein Klicken hören oder Widerstand spüren und das Gurtschloss trotzdem nicht einrastet, ist es möglicherweise mechanisch blockiert. Leuchten Sie mit einer Taschenlampe in den Spalt oder greifen Sie mit einer Pinzette hinein. Möglicherweise hat sich ein Fremdkörper wie eine Haarnadel darin verirrt.

Wenn das Gurtschloss trotzdem nicht funktioniert, hilft nur der Austausch. Zum Wechseln des Gurtschlosses im Auto muss in der Regel der Sitz demontiert werden. Anschließend lässt sich das von innen verschraubte Gurtschloss lösen und tauschen.

Gurt rollt nicht mehr auf

Wenn der Gurt nur noch mit viel Hilfe aufrollt oder komplett klemmt, ist meist die Gurtrolle verschmutzt oder anderweitig blockiert. Diese befindet sich an der B-Säule unter der Verkleidung. Das Wechseln ist aufwändig und teuer, daher sollten Sie zuerst probieren, ob die Rolle nur äußerlich blockiert ist.

Zuerst können Sie ohne Aufwand und ohne Werkzeug probieren, ob sich die Rolle von außen reinigen lässt. Ziehen Sie hierzu den Gurt so weit wie möglich heraus, sprühen Sie etwas Silikonspray auf den Gurt und lassen Sie ihn wieder einziehen. Das Spray kriecht in jede Lücke und weicht Schmutz ein, sofern welcher vorhanden ist. Beim erneuten Herausziehen des Gurts wird der Dreck dann abtransportiert. Wiederholen Sie den Vorgang ein paar Mal und prüfen Sie, ob der Gurteinzug besser wird. Das überschüssige Silikonspray verdunstet anschließend innerhalb weniger Minuten. Lassen Sie hierzu einfach ein paar Minuten die Türen oder Fenster offen stehen.

Falls dies nicht hilft, ist höchstwahrscheinlich die Gurtrolle verschlissen. Zum Wechseln von Gurt und Gurtrolle muss in jedem Fall die seitliche Verkleidung abgebaut werden. Je nach Auto sind dafür eventuell noch andere Schritte nötig. Führen Sie dies aber besser nur mit fachlicher Kenntnis aus.

Gurtwarner löst falsch aus

Ein verschlissenes Gurtschloss kann dazu führen, dass der Gurtwarner auslöst, obwohl der Gurt eingesteckt ist. Prüfen Sie das Einrasten des Gurtes im Schloss. Ist ein deutlich hörbares Klicken zu hören und der Gurt anschließend fest? In diesem Fall hängt die Gurtwarnung höchstwahrscheinlich mit einem elektrischen Fehlerfall wie einem Kabelbruch oder defekten Steckverbindungen zusammen. Hören Sie kein Klicken, liegt das Problem wahrscheinlich am Schloss selbst.

Ein möglicher Fehler ist auch eine defekte Sitzbelegungsmatte. Sie können ausprobieren, ob die Matte reagiert, wenn Sie das Gewicht auf dem Sitz ein wenig verlagern. Falls nicht, ist möglicherweise die Matte kaputt. Außerdem kommt für die kaputte Sitzbelegung noch ein Defekt in der Elektrik in Betracht.

Airbag- oder SRS-Warnleuchte leuchtet

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Je nach Hersteller des Autos ist das Armaturenbrett mit einer Airbag- oder SRS-Warnleuchte ausgestattet. SRS steht für „Supplemental Restraint System“, also in Deutsch übersetzt „Zusätzliches Rückhaltesystem“. Beide Leuchten haben die gleiche Funktion und besagen, dass es ein Problem mit den Sicherheitssystemen des Autos gibt.

Leuchtet die Lampe sporadisch oder permanent auf, sollten Sie nach der Ursache suchen. Möglicherweise können Sie den Grund im Bordcomputer einsehen. Wenn nicht, sollten Sie den Fehlerspeicher überprüfen. Hier wird für jede Warnleuchte ein Eintrag generiert. Ein Fachmann kann beim Fehlermeldungen auslesen direkt beurteilen, ob der Fehler noch besteht. Wenn die Fehlermeldung nur einmalig auftrat, sollte die Leuchte mit dem Löschen des Fehlers verschwinden.

Besteht der Fehler dauerhaft, müssen Sie die genaue Ursache finden. Auch hier helfen die Einträge aus dem Fehlerspeicher. Häufige Fehlerquellen im Zusammenhang mit dem Airbag sind:

  • Kabelbruch: Ein angebrochener Draht verhindert die Weiterleitung eines Signals. Das kann den Gurtwarner auslösen oder die SRS-Lampe zum Leuchten bringen.
  • korrodierte oder beschädigte Steckverbindungen: Eine schlechte Steckverbindung sorgt für die Unterbrechung des Kontakts.
  • Crash-Sensor: Der Sensor erkennt einen Unfall und löst die Airbags aus. Ist er kaputt, wird das durch die Leuchte angezeigt.
  • Sitzbelegung kaputt: Die Sitzbelegungsmatte sagt dem Auto, welche Sitze benutzt sind. Manche Fahrzeuge erkennen eine kaputte Sitzmatte und geben dies über die Kontrollleuchte an, andere nur über den akustischen Gurtwarner.
  • Gurtstraffer ausgelöst: Bei einem Unfall wird der Gurt festgezogen, um die Personen vor Verletzungen zu schützen. Ein ausgelöster Gurtstraffer funktioniert nicht mehr und muss gewechselt werden.

Achtung: Reparaturen am Airbag dürfen Sie niemals ohne Fachkenntnis durchführen. Bei einer Fehlauslösung werden enorme Kräfte freigesetzt. Das kann zu schweren Verletzungen oder schlimmstenfalls zum Tod führen.

Sicherheitsgurtdefekte durch Austausch beheben? Am besten durch den Fachmann!

Wenn Teile des Sicherheitsgurtsystems kaputt sind, hilft nur noch das Auswechseln. Im Internet gibt es Ratgeber für das Tauschen der Teile. Im Zweifel sollten Sie bei sicherheitsrelevanten Bauteilen allerdings die Reparaturarbeiten von einer Fachwerkstatt durchführen lassen. Fragen Sie die Werkstatt nach dem Einbau von gebrauchten Teilen, wenn Sie Geld sparen möchten. Eine zertifizierte Autoverwertung darf nur Teile verkaufen, die auf Funktionalität geprüft wurden und bedenkenlos wiederverwendet werden können.

Was kostet der Gurtschlosswechsel im Auto?

Das Erneuern des Gurtschlosses ist für die Werkstatt eine Routinearbeit. Durch die Teildemontage des Sitzes stellt die Arbeitszeit meist den größeren Kostenfaktor dar. Die Materialkosten für ein neues Gurtschloss liegen bei etwa 40 bis 100 €. Inklusive Austausch fallen durchschnittlich Gesamtkosten zwischen 100 und 250 € an.

Was kostet der Gurtstrafferwechsel im Auto?

Das Wechseln des Gurtstraffers erfolgt nach einem Unfall, bei dem er ausgelöst hat oder wenn der Gurtstraffer anderweitig defekt ist. Die Kosten für das neue Teil liegen zwischen 100 und 300 €. Die Gesamtkosten inklusive Wechseln liegen meist zwischen 200 und 500 €.

Was kostet der Sicherheitsgurtwechsel im Auto?

Sollte ein Defekt am Gurt selbst oder der Gurtrolle vorliegen, lassen sich diese komplett tauschen. Die Materialkosten für einen neuen Sicherheitsgurt liegen zwischen 40 und 100 €. Meist ist die Gurtrolle im Lieferumfang enthalten. Mit Einbau kommen je nach Auto Gesamtkosten zwischen 100 und 300 € auf Sie zu.

Crashtest: Warum der Gurt so wichtig ist | ADAC

Haftungsausschluss

Unsere Ratgeber enthalten viele fachliche Informationen rund um das KFZ, die wir sorgfältig zusammengetragen haben. Diese Artikel können allerdings die Fachkenntnis eines Spezialisten nicht ersetzen. Autoteile-Markt haftet daher nicht für Schäden und Verletzungen, die durch unsachgemäß ausgeführte Reparaturen entstehen. Wir empfehlen grundsätzlich, Arbeiten am KFZ nur von einem Fachmann ausführen zu lassen.

FAQ – Sicherheitsgurtdefekt

Die Leuchte für das „Supplemental Restraint System“ deutet auf einen Fehler im Rückhaltesystem hin. Dies könnte beispielsweise eine defekte Sitzbelegungsmatte oder ein kaputter Crash-Sensor sein. Auch Kabelbruch oder korrodierte Stecker kommen in Betracht.

Nein, das Gurtsystem eines Autos gehört zu den sicherheitsrelevanten Einrichtungen des Autos. Bei einem Defekt von Sicherheitseinrichtungen erhält das Fahrzeug grundsätzlich keine Plakette.

fred-e1699603968281 Sicherheitsgurtdefekt Ratgeber – Fehler an der Rückhalteeinrichtung

F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.

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