strafzoelle-USA-EU-China Preiskampf durch Strafzölle zwischen EU, USA und China
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Es war eine weitreichende wirtschaftliche Entscheidung der letzten Jahre und wurde sogar schon als „Zollkrieg“ bezeichnet: Strafzölle auf Autos aus China. Diese Zölle sollen einer möglicherweise unfairen Preisstruktur den Kampf ansagen. Die Maßnahme ruft allerdings auch Gegenstimmen auf den Plan, die unter Anderem aus Deutschland kommen und eine vollständige Eskalation der Preisstrukturen befürchten.

Preise von Autos sehr unterschiedlich

Es ist keinesfalls neu, dass die Herstellungs- und Verkaufspreise von Autos verschiedener Marken sehr unterschiedlich ausfallen. Das hat verschiedene Ursachen, die unter anderem in der Technologie und in den Bedingungen der Herstellung begründet sind. Zu den Preisfaktoren des Autos zählen:

  • Materialmenge
  • Qualität
  • Software
  • Lohnkosten
  • Produktionsanlagen
  • Zertifizierungen
  • Kosten für Import und Export von Teilen oder fertigen Autos
  • Steuern und andere Abgaben
  • Subventionen und andere staatliche Hilfen

Diese Kosten hängen an mindestens genauso vielen Faktoren. Viele davon werden durch die Konkurrenz und Lieferketten beeinflusst, andere hingegen eher geografisch. Fakt ist: Autos aus den europäischen Ländern sind im internationalen Vergleich nicht günstig. Besonders die chinesischen Hersteller punkten hier durch geringere Verkaufspreise.

Große Unterschiede durch Herstellungskosten und Subventionen

Viele der Preisfaktoren des Autos lassen sich senken, indem in einem günstigeren Land gebaut wird. Viele Hersteller haben daher Produktionsstätten in osteuropäischen Ländern oder sogar in Asien. Das Lohnniveau ist geringer, damit lassen sich die Autos preiswerter bauen.

Hinzu kommt, dass manche Staaten den Bau bestimmter Fahrzeuge fördern, wie es auch in Deutschland eine Förderung für den Kauf von E-Autos gab. Das verzerrt nach Befürchtungen von verschiedenen Stellen den Wettbewerb. Hersteller in Ländern mit hohen Subventionen können ihre Fahrzeuge deutlich günstiger bauen. China steht im Verdacht, den Fahrzeugbau mit riesigen Subventionen zu fördern, um damit den europäischen Herstellern eine ernsthafte Konkurrenz zu bieten.

Ausgleich durch Zoll möglich

Hier setzt der Gedanke des Strafzolls an. Der Plan ist, dass die Käufer den europäischen Autobauern nicht massenhaft den Rücken kehren. Mit dem Zoll sollen Autos verteuert werden, die durch staatliche Hilfen besonders günstig hergestellt werden. So reduziert sich der Preisunterschied zwischen den einheimischen, teuren Fahrzeugen und den billigeren subventionierten Autos.

Teilweise auch Einzelteile betroffen

Der Strafzoll gilt im ersten Moment auf die Einführung vollständiger Autos. Es ist allerdings denkbar, die Abgabe auch auf Einzelteile anzuwenden. Die USA beispielsweise haben dies bereits vorgemacht. Seit Mai 2025 fällt ein zusätzlicher Zoll auch für Autoteile an.

Strafzölle der EU auf chinesische E-Autos

Der Strafzoll für chinesische Elektroautos wurde im Oktober 2024 verhängt. Damit fällt zusätzlich zu den normalen Zollgebühren ein Aufschlag in Höhe von 7,8 % bis zu 35,3 % an. Der genaue Betrag richtet sich nach dem Hersteller, denn hier gelten sehr unterschiedliche Zollsätze. Der Prozentsatz richtete sich unter anderem danach, ob der Hersteller zur Festlegung des Zolls mit der EU kooperiert hat.

Beschwerden anderer Hersteller

Dieses Vorgehen kommt ja den europäischen Autoherstellern zugute, denkt man im ersten Moment. Das Problem ist jedoch, dass die meisten Automarken international aufgestellt sind. Sie sind auf gute Beziehungen zu China angewiesen und produzieren teilweise sogar dort. Manche Hersteller, darunter Mercedes, befinden sich auch in einer Kooperation mit chinesischen Firmen (Geely). Diese Marken sind dann vom Strafzoll auch betroffen und müssen eventuell ihre Preise erhöhen.

Aus diesem Grund gibt es bereits Beschwerden von nicht-chinesischen Herstellern. Diese befürchten eine Verteuerung ihrer Fahrzeuge durch den Zoll oder sogar Gegenmaßnahmen der chinesischen Regierung. Eine Beschwerde beim europäischen Gerichtshof wurde unter anderem von BMW, Mercedes und Tesla eingereicht.

Gegenschlag der chinesischen Regierung befürchtet

Aktuell ist noch unklar, ob die chinesische Regierung diesen wirtschaftlichen Schlag der EU hinnehmen wird. Wirtschaftsspezialisten befürchten, dass China eine ähnliche Maßnahme für die Einfuhr europäischer Autos ausrufen könnte.

Ein chinesischer Strafzoll auf europäische Autos würde die deutschen Premium-Marken hart treffen. Sie exportieren wesentliche Teile ihrer Fahrzeuge nach China und wären aufgrund der hohen Preise von prozentualen Zuschlägen besonders hart getroffen.

Diese Strafzölle gelten seit 2024 für chinesische Autos

Die Sätze wurden teilweise pauschal festgelegt und teilweise auch für den Einzelfall angepasst. Tesla beispielsweise schaffte es, den günstigsten Zinssatz unter allen betroffenen Marken zu bekommen. Ein möglicher Grund könnte sein, dass Tesla ohnehin schon teurer verkauft als die meisten chinesischen Konkurrenten.

Die zusätzlichen Zollgebühren für Hersteller aus China betragen mit Stand vom Mai 2025:

  • Tesla: 7,8 %
  • BYD: 17 %
  • Geely: 18,8 %
  • Andere kooperierende Unternehmen: 20,7 %
  • SAIC: 35,3 %
  • Andere nicht kooperierende Unternehmen: 35,3 %

Beschwerdeverfahren im Gang

Die Maßnahme gilt zwar vorerst, aber es wurden mehrere Beschwerden beim europäischen Gerichtshof eingereicht. Unter anderem klagten BYD, Geely, SAIC und der chinesische Dachverband CCCME gegen die Zölle. Außerdem wurde eine Beschwerde im Rahmen des Streitbeilegungsmechanismus der Welthandelsorganisation (WTO) eingelegt.

Ebenfalls im Zollstreit: die USA

Der wirtschaftliche Kampf der Großmächte geht auch an den Vereinigten Staaten nicht vorbei. US-Präsident Trump will die amerikanische Wirtschaft stärken. Er möchte Unternehmen dazu anhalten, in die USA zurückzukehren, indem er zusätzliche Abgaben für Importe einführt. Erste Maßnahmen wurden bereits getroffen.

USA verhängt Strafzölle auf europäische Autos

Seit dem 03. April gilt ein zusätzlicher Zollsatz von 25 % auf Autos und viele andere Waren aus EU-Ländern. Kürzlich hatte Trump in Verhandlungen angedroht, dass diese Satz schon im Juni 2025 auf 50 % steigen könnte. Das könnte eine Preisspirale in Gang setzen, an deren Ende der Verbraucher die Rechnung bezahlt. Eine Deeskalation der Lage ist derzeit nicht in Sicht.

US-Strafzölle auch auf Einzelteile

Das besondere an der Zoll-Maßnahme der USA ist, dass nicht nur vollständige Autos davon betroffen sind. Seit dem 3. Mai 2025 gilt die Abgabe auch für Autoteile. Damit trifft die Maßnahme nicht mehr nur die ausländischen Automarken, sondern auch Zulieferer mit Produktionsstätten in europäischen Ländern. Trump will Unternehmen damit anspornen, ihre Produktion in die USA zu verlegen. Wie sich das langfristig auf die Märkte auswirkt, wird die Zeit zeigen.

Strafzölle der USA auf chinesische Autos und andere Produkte

Der Strafzoll der EU ist nicht die einzige Maßnahme gegen den chinesischen Markt. Auch die USA haben einen zusätzlichen Zoll verhängt. Ab dem 3. April wurde ein Zollsatz über 100 % erhoben, um die billigen chinesischen Importe für US-amerikanische Unternehmen weniger attraktiv zu machen. Dies trifft auch Produkte von amerikanischen Unternehmen, die in China gefertigt werden.

China hat hier bereits reagiert und erhebt nun Zölle auf US-Waren. Derartige Eingriffe in die Preisstruktur fügen den Unternehmen auf beiden Seiten empfindlichen Schaden zu. Ein Aufschaukeln dieser Strafen könnte außerdem zu einer Preissteigerung in vielen Weltmärkten führen und eine regelrechte Kettenreaktion auslösen.

Vorübergehende Einigung zwischen USA und China

Am 14. Mai wurde zwischen den USA und China vereinbart, dass die Zusatzzölle für einen Zeitraum von 90 Tagen auf ein gewohntes Maß sinken. Das verschafft beiden Seiten etwas Zeit, um nach einer vernünftigen Lösung zu suchen, anstatt den „Zollkrieg“ weiter zu eskalieren.

Zollkampf zwischen USA, China und EU: Weitere Maßnahmen sowie Kreislauf möglich

Die EU muss ähnliche Maßnahmen befürchten wie die USA. Wenn die chinesische Regierung mit eigenen Strafzöllen reagiert, werden europäische Waren in China empfindlich teurer. Das trifft alle Unternehmen mit großem Exportvolumen, zu denen besonders die deutschen Automarken zählen. Eine Verteuerung der Autos könnte den Absatz in China deutlich senken.

Eine mögliche Vergeltungsreaktion Chinas würde also zu Lasten der europäischen Unternehmen gehen. Gewinner gäbe es dann nicht, denn der Kunde muss die Strafen an beiden Enden mittragen. Es ist daher wünschenswert, dass im Interesse aller Handelspartner in naher Zukunft eine Einigung erzielt wird. Möglicherweise ist die vorübergehende Vereinbarung zwischen den USA und China vom 12. Mai ein Schritt in die richtige Richtung.

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F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.

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