titelbild-keilrippenriemen-auto Keilriemenwechsel Ratgeber – Wissenswertes und Anleitung zum selber tauschen
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Ihr Auto quietscht nach dem Starten, besonders wenn es kalt und nass ist? Oder Sie hatten Startprobleme, da die Batterie nicht vollständig geladen wurde? Das können Symptome von Verschleiß am Keilrippenriemen sein. Unser Ratgeber erläutert die Funktion des Keilriemens und zeigt, wie Sie einen Keilriemenwechsel bei einem Defekt selber erledigen.

Keilriemenaufbau und Funktion

Der Keilriemen ist ein Flachriemen im Motorraum, der von der Kurbelwelle angetrieben wird. Er überträgt die Rotationskraft auf die Nebenaggregate und triebt diese meist mit Motordrehzahl an. Er besteht aus Gummi mit Einlagen von Textil oder Stahl, um eine höhere Belastbarkeit zu erreichen. Über eine hohe mechanische Spannung und Rippen oder Riefen wird eine kraftschlüssige Verbindung erzeugt.

Die Bezeichnung Keilriemen ist kommt von der keilartigen Form des Riemens im Querschnitt. Heute hat sich in der Fachsprache aufgrund der rippenartigen Form die Bezeichnung Keilrippenriemen durchgesetzt, Keilriemen wird aber häufig noch als Kurzform verwendet. Andere Begriffe für das Bauteil sind Antriebsriemen und Flachriemen.

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Welche Nebenaggregate treibt der Flachriemen an?

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Der Keilrippenriemen treibt, abhängig vom KFZ, die folgenden Komponenten an:

Jedes der Aggregate verfügt über eine geriffelte Riemenscheibe, über die der Keilriemen gespannt wird. Die Hersteller nutzen hierbei unterschiedliche Lösungen. Während bei einigen Autos alle Nebenaggregate über den Keilriemen angetrieben werden, nutzen andere Hersteller auch den Zahnriemen zum Antrieb von Wasserpumpe und Servopumpe. Manche Autos kommen mit einem Keilrippenriemen aus, während andere Fahrzeuge mehrere Flachriemen besitzen.

Wichtig ist in jedem Fall: Der Keilriemen darf nicht mit dem Zahnriemen gleichgesetzt werden. Das sind zwei verschiedene Bauteile. Der Keilrippenriemen treibt Nebenaggregate an, während der Zahnriemen für die Steuerung der Zylinder zuständig ist. Die Gemeinsamkeit ist, beide müssen Sie in Abständen wechseln.

Wie lange hält der Riementrieb beim Auto?

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Der Antriebsriemen ist durch die hohe mechanische Belastung ein klassisches Verschleißteil. Die Witterung macht den Riemen zusätzlich rissig, spröde und porös, sodass das Wechseln nötig wird. Der Keilrippenriemen hat eine Lebensdauer von durchschnittlich acht Jahren oder 100.000 km. Je nach Belastung kann das Wechseln früher oder später nötig sein.

Der Keilrippenriemen dehnt sich durch die Belastung. Bis zu einer gewissen Grenze ist das kein Problem. Ist er aber zu weit ausgedehnt, dann schlackert er leicht. Die Schlag- und Reibkraft sorgt für eine noch schnellere Abnutzung und beschädigt den Riemen. Besonders die Rippen leiden unter der Belastung und werden abgerundet. Schnelles Wechseln beugt Folgeschäden oder einem Riss des Keilriemens vor.

Durch die wichtige Funktion überprüft der TÜV den Keilrippenriemen auch bei der Hauptuntersuchung. Schäden am Keilriemen führen zum gesetzlichen Problem, wenn das Auto keine neue Plakette bekommt. In diesem Fall müssen Sie erst den Keilriemen wechseln.

Was sind typische Anzeichen von Keilriemenverschleiß?

Die häufigsten Anzeichen eines baldigen Keilriemendefekts sind:

  • Quietschen aus dem Motorraum, besonders nach dem Starten
  • ungewöhnliche Laufgeräusche vom Motor
  • rote Batterieleuchte im Armaturenbrett
  • Überhitzung des Motors
  • Schwergängigkeit der Servolenkung
  • Ausfall der Klimaanlage

Das häufigste Anzeichen ist das Quietschen aus dem Motorraum des Autos. Dieses entsteht, da der Flachriemen über die anzutreibenden Scheiben rutscht, anstatt diese mit gleicher Drehzahl mitzunehmen. Dieses Symptom tritt vorwiegend im Herbst und Winter auf, da mehr Niederschlag fällt und das Drehmoment der Lichtmaschine mit Licht und Heizung höher ist als im Sommer. Bei anhaltendem Quietschen gilt es, den Keilrippenriemen zu wechseln.

Keilriemenspray pflegt den Gummi, macht den Keilrippenriemen wieder etwas geschmeidiger und beseitigt das Quietschen. Es stellt aber meist nur eine kurzfristige Lösung dar, denn ein beschädigter oder gedehnter Riemen lässt sich damit nicht reparieren. Sie sollten trotzdem den baldigen Keilriemenwechsel planen.

Was bedeutet die rote Batterieleuchte im Auto?

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Die rote Batterieleuchte bedeutet, dass alle elektrischen Verbraucher im Auto von der Batterie versorgt werden. Meist ist ein Ausfall der Lichtmaschine dafür verantwortlich. Da diese über den Flachriemen angetrieben wird, führt ein Riss des Riemens zum Aufleuchten des roten Batteriesymbols.

Beim Aufleuchten des Symbols sollten Sie den Antriebsriemen sofort überprüfen. Ohne Lichtmaschine können Sie weiterfahren, bis die Batterie leer ist. Kommt es zusätzlich zum Ausfall der Kühlwasserpumpe und/oder Servopumpe, riskieren Sie eine Überhitzung des Autos oder gefährdete Fahrsicherheit!

Bei Verdacht: Keilriemenkontrolle durchführen

Zeigt Ihr Auto das Quietschen aus dem Motorraum oder eine Schwäche der elektrischen Versorgung, ist möglicherweise der Antriebsriemen kaputt. Dies können Sie mithilfe einer schnellen Diagnose bei ausgeschaltetem Motor herausfinden:

  1. Öffnen Sie die Motorhaube und finden Sie den Keilriemen. Je nach Auto muss hierfür eventuell eine Abdeckung demontiert werden.
  2. Führen Sie eine Sichtprüfung durch. Suchen Sie nach porösen oder ausgefransten Stellen, nach Rissen im Material und Gummiabrieb im Motorraum. Drehen Sie den Riemen weiter, um alle Stellen zu untersuchen.
  3. Prüfen Sie die Spannung mit dem Fingertest. Ziehen sie dazu mit zwei Fingern kräftig an einer Seite. Der Riemen muss einen starken Widerstand zeigen und darf sich höchstens ein bis zwei Zentimeter bewegen lassen.

Ist die Spannung des Riemens zu niedrig, können Sie diesen bei einigen Autos nachspannen. Bei Autos mit Spannrolle oder Elast-Element ist das Spannen nicht mehr möglich und Sie müssen den Keilriemen wechseln.

Kann man den Riemen durch eine Damenstrumpfhose ersetzen?

Jeder kennt die Geschichte: Man kann einen gerissenen Antriebsriemen durch eine Strumpfhose tauschen. Dies ist leider ein Mythos und bei modernen Autos nicht möglich. Die Widerstände der Nebenaggregate sind so groß, dass die Damenstrumpfhose bereits beim Start zerreißen würde.

Keilriemenwechsel selber erledigen – Schritt für Schritt Anleitung

Wenn Ihr Antriebsriemen die oben genannten Symptome zeigt oder bei der Prüfung durchfällt, sollten Sie diesen schnell wechseln. Das geht recht schnell und verursacht geringere Kosten als mögliche Folgeschäden bei einer Überhitzung durch den Riss. Besitzt das Auto mehrere Flachriemen, sollten Sie alle Wechseln, da der Verschleiß meist ähnlich groß ist.

Zum Keilriemenwechsel benötigen Sie die folgenden Werkzeuge und Hilfsmittel:

  • Satz Gabelschlüssel
  • Wasserpumpenzange
  • Werkzeug zum Fixieren der Spannrolle, z. B. Dorn, Bohrer, kurzer Schraubendreher
  • Lappen

1. Verlauf ansehen

Zum Tauschen des Keilriemens müssen Sie diesen erstmal finden. Öffnen Sie die Motorhaube des Autos und suchen Sie den Riemen. Er befindet sich meist an der linken oder rechten Seite des Motors. Meist müssen Sie zum Wechseln die Motorabdeckung und eventuell andere Teile lösen.

Sorgen Sie dafür, dass Sie vollständigen Zugriff auf den Antriebsriemen haben. Nun verfolgen Sie den genauen Verlauf entlang der Aggregate. Machen Sie wenn möglich ein paar Fotos, damit Sie nach dem Wechseln den neuen Keilriemen identisch aufziehen können.

2. Flachriemen entspannen

Bei den meisten Autos wird der Keilriemen über eine separate Spannrolle gespannt. Diese hat einen Spannhebel, an dem Sie mit einem großen Gabelschlüssel oder einer Zange ansetzen können. Außerdem hat sie zum Fixieren ein Loch mit mehreren Millimetern Durchmesser. Lösen Sie die Spannrolle mit Schlüssel oder Zange und fixieren Sie diese in gelockerter Position, indem Sie einen Dorn oder ähnlichen Gegenstand durch das Loch in der Spannrolle in das Gegenstück am Motor stecken. Lassen Sie dann langsam los und vergewissern Sie sich, dass der Dorn die Rolle festhält.

Bei anderen Autos ist keine Spannrolle vorhanden. Hier müssen Sie zum Lösen und Wechseln des Keilrippenriemens die Lichtmaschine verschieben. Lockern Sie dazu die entsprechende Schraube an der Lichtmaschine und schieben Sie diese bis zum Anschlag, sodass der Riemen durchhängt.

3. Antriebsriemen ausbauen

Nach dem Entspannen sollte der Keilriemen so durchhängen, dass Sie ihn tauschen können. Ziehen Sie den alten Riemen von den Nebenaggregaten ab.

Vergleichen Sie den alten und neuen Keilrippenriemen optisch. Die Rippenanzahl und Bezeichnungen müssen übereinstimmen, sofern diese beim alten Riemen noch lesbar sind. Kleine Unterschiede in der Länge sind in Ordnung, da sich der alte Riemen durch die Belastung leicht gedehnt hat.

4. Neuen Riemen aufziehen

Wechseln Sie nun den Keilriemen. Ziehen Sie den neuen Riemen in der genau der Position auf, aus der Sie den alten entfernt haben. Beim Tauschen können Sie kaum etwas falsch machen: Meist ergibt sich der richtige Verlauf automatisch, wenn Sie die Umlenkrollen aller Nebenaggregate mitnehmen. Nutzen Sie die Fotos als Hilfe, wenn Sie unsicher sind.

5. Keilriemenspannung wiederherstellen

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Nach dem Wechseln müssen Sie den Riemen wieder richtig spannen. Gehen Sie hierfür ähnlich wie bei Schritt 2 vor. Bei einer Spannrolle nutzen Sie einen Schlüssel, lösen die Rolle und entfernen den Dorn. Anschließend lassen Sie die Spannrolle langsam in ihre Endposition gleiten. Der Riemen spannt sich automatisch durch die Rolle nach dem Wechseln.

Achtung: Lassen Sie die Spannrolle auf keinen Fall ruckartig zurückschlagen, denn das könnte direkt den neuen Keilrippenriemen beschädigen!

Bei Autos ohne Spannrolle verschieben Sie die Lichtmaschine wieder, bis der Riemen gespannt ist. Prüfen Sie anschließend mit zwei Fingern durch kräftigen Zug, ob die Spannung ausreicht.

6. Zusammenbau und Testlauf

Nach dem Wechseln führen Sie einen kurzen Testlauf durch. Bauen Sie alle Teile an, die zum Starten des Motors gebraucht werden. Lassen Sie den Motor kurz im Standgas laufen, testen Sie Klimaanlage und Servolenkung und horchen Sie auf ungewöhnliche Laufgeräusche. Ist nichts zu hören und alle Nebenaggregate funktionieren, dann war der Keilriemenwechsel erfolgreich.

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Keilriemenwechsel selber machen – Aufwand und Kosten

Wenn Ihr Auto die Symptome eines verschlissenen Keilriemens zeigt, können Sie diesen mit unserem Ratgeber selber erneuern. Der Keilrippenriemen selbst kostet meist nur etwa 5 bis 25 €. Der Austausch ist normalerweise innerhalb einer Stunde erledigt.

Was kostet es, den Keilriemenwechsel in der Werkstatt vornehmen zu lassen?

Wenn Sie sich das selber Wechseln des Keilrippenriemens nach unserer Einbauanleitung nicht zutrauen, können Sie dies in jeder beliebigen Werkstatt erledigen lassen. Die Fachleute erkennen Schäden am Antriebsriemen und tauschen diesen bei Bedarf aus. Beim Wechseln in der Werkstatt fallen durch die Arbeitszeit Gesamtkosten zwischen 100 bis 200 € an.

Haftungsausschluss

Unsere Ratgeber enthalten viele fachliche Informationen rund um das KFZ, die wir sorgfältig zusammengetragen haben. Diese Artikel können allerdings die Fachkenntnis eines Spezialisten nicht ersetzen. Autoteile-Markt haftet daher nicht für Schäden und Verletzungen, die durch unsachgemäß ausgeführte Reparaturen entstehen. Wir empfehlen grundsätzlich, Arbeiten am KFZ nur von einem Fachmann ausführen zu lassen.

FAQ – Keilriemenwechsel

Der Keilriemenwechsel ist bei den meisten Autos nicht kompliziert. Der Riemen wird entspannt und lässt sich dann einfach ausbauen. Es kann allerdings sein, dass Sie viele Teile abbauen müssen, um den Riemen zu erreichen.

Entspannen Sie den Riemen, um ihn mühelos herausnehmen zu können. Das funktioniert entweder über das Verschieben der Lichtmaschine oder über eine separate Spannrolle. Nach dem Wechseln müssen Sie vor dem Starten unbedingt daran denken, den neuen Keilrippenriemen wieder zu spannen.

Achten Sie beim Aufziehen des neuen Riemens auch darauf, dass der Weg identisch ist. Der neue Keilriemen muss genau so verlaufen wie der alte vorher. Nur so treibt er alle Nebenaggregate an und lässt sich auch korrekt spannen.

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F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.

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