Bild-1-1024x618 Alles über Zulassung, Versicherung, Wartung und Unterhalt
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Fahrzeugmodelle vergangener Epochen üben auf viele einen besonderen Reiz aus. Doch selbst, wenn sich insbesondere die jüngsten Oldtimer-Generationen recht „modern“ fahren lassen, so handelt es sich dennoch in jeglicher Hinsicht um besondere Fahrzeuge, bei denen Interessenten einiges beachten sollten.

Moderne Autos mögen zwischen Verbrauch und Sicherheit ausschließlich Vorteile gegenüber früheren Fahrzeuggenerationen haben. Da Automobilität jedoch für viele Menschen niemals nur aus nüchternen Fakten besteht, gibt es viele Fahrer, deren Leidenschaft moderne Fahrzeuge ausklammert.

In der jüngsten Vergangenheit sind deshalb die Zahlen von Oldtimern deutlich zunehmend. 2020 etwa vermeldete das Kraftfahrtbundesamt (KBA) knapp 600.000 Oldies im Gesamtbestand, die älter als 30 Jahre waren – bei PKW fast elf Prozent mehr als im Vorjahr.

Oldtimer zu besitzen, zu fahren, zu pflegen und nicht zuletzt zu restaurieren, ist längst ein boomender Trend geworden. Bloß: In welcher Form kann man mitmachen?

Der Oldtimer-Boom: Ein Trend mit Ansage

Im deutschen Verkehrsrecht wird der Oldtimer klar definiert:

[…] Fahrzeuge, die vor mindestens 30 Jahren erstmals in Verkehr gekommen sind […]“

Es gilt dabei der Stichtag der Fahrzeug-Erstzulassung, also nicht beispielsweise die Veröffentlichung einer neuen Modellreihe. Allerdings muss man beim Begriff Oldtimer etwas unterscheiden:

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Aufgrund der 30-Jahre-Regelung haben heute viele Autos Oldtimer-Status, die weder optisch noch technisch altbacken sind. (stock.adobe.com © sunyawitphoto)
  • Rechtlich betrachtet sind nur Fahrzeuge „offizielle Oldtimer“, die neben dem Alter weitgehend dem Originalzustand entsprechen und in gutem Erhaltungszustand sind –durch ein Gutachten nachgewiesen.
  • Allgemeinsprachlich betrachtet sind alle mindestens 30-jährigen Fahrzeuge Oldtimer.

Wichtig wird diese Unterscheidung insbesondere beim Thema Zulassung – mehr dazu im nächsten Kapitel. Was den generellen Boom dieser Fahrzeuge anbelangt, ist dieser leicht zu erklären.

In früheren Jahrzehnten waren die Entwicklungssprünge zwischen einzelnen Fahrzeuggenerationen enorm. Wer etwa anno 2000 einen Oldtimer fahren wollte, musste dazu auf Autos von 1970 und früher zurückgreifen. Diese waren in allen Parametern deutlich von den Neufahrzeugen des Jahrtausendwechsels entfernt – weiter zumindest als Oldtimer der frühen 1990er von aktuellen Neufahrzeugen sind.

Anders formuliert: Die heute eher jüngeren Oldtimer bis etwa Baujahr 1980 bedeuten in vielerlei Hinsicht keine dramatischen Abstriche von derzeitigen Fahrzeugen. Insbesondere bei

  • Fahrkomfort,
  • allgemeiner Zuverlässigkeit,
  • Kraftstoffverbrauch,
  • aktiver und passiver Sicherheit,
  • elektronischer Ausstattung und vielfach
  • Rostvorsorge und allgemeiner Qualität.

Heißt, diese „Young-Oldies“ sind im Vergleich mit früheren Oldtimer-Generationen um Längen alltagstauglicher.

Nehmen wir etwa die Mercedes-Baureihe 124. Sie wurde von 1984 bis 1997. Damit ist die gesamte Baureihe, bis auf die Cabrios, bereits nach offizieller Definition ein Oldtimer. Allerdings entspricht dieser Mercedes all den genannten Faktoren deutlich stärker heutigen PKW als seine Vorgänger-Baureihen 123 oder gar 114/115. Bei vielen Oldtimern der jüngeren Generation ist das so – speziell eingedenk der Tatsache, wonach reguläre PKW hierzulande längst ein Durchschnittsalter von über zehn Jahren haben.

Hier kommt nun ein weiterer Faktor hinzu:

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Speziell die heutigen Oldtimer der 1980er und frühen 1990er überzeugen durch relativ modernes Fahrverhalten, weisen jedoch immer noch ein sehr eigenständiges und klassisches Design auf – für viele eine perfekte Kombination. (stock.adobe.com © Oleksii Nykonchuk)
  • Kundengeschmäcker,
  • Luftwiderstand und
  • Passantenschutz

führten in jüngster Vergangenheit zu einer Situation, in der sich viele Fahrzeugmodelle optisch kaum noch zwischen den Marken unterscheiden. Hingegen haben selbst jüngere Oldtimer noch eine deutlich eigenständigere Formensprache.

Zusammen macht dies Oldies für viele heutige Fahrer deutlich attraktiver und gleichsam neuere Fahrzeuge weniger erstrebenswert. Hinzu kommen weitere starke Vorteile, vor allem steuerlicher Natur:

Oldtimer-Zulassung: Eine buchstäbliche Qual der Wahl

Fahrzeuge werden nach Kraftstoffart, Hubraum und Schadstoffklasse besteuert. Oldtimer machen dabei prinzipiell keine Ausnahme. Allerdings ermöglichen originale und/oder zeitgenössisch modifizierte und halbwegs gut erhaltene Stücke deutlich mehr und können dadurch eine Menge Geld sparen. Folgendermaßen verteilen sich die Zulassungsoptionen:

Reguläre und reguläre Saisonzulassung

Ein Oldtimer kann auf herkömmliche Weise mit einem regulären Kennzeichen zugelassen werden – oder nach Überschreiten der 30-Jahres-Frist so zugelassen bleiben. Entweder geschieht dies ganzjährig oder mit einem Saisonkennzeichen. Im letztgenannten Fall ist das Auto für einen frei wählbaren, aber zusammenhängenden Zeitraum von zwei bis elf Monaten jährlich zugelassen – und wird ebenfalls nur für diese Zeit besteuert.

Der große Vorteil: An das Fahrzeug werden keinerlei besondere technische Anforderungen gestellt. Es muss schlicht im Zweijahresturnus die Hautuntersuchung bestehen und darf ansonsten im Rahmen des Erlaubten modifiziert werden.

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Eine reguläre (Saison-) Zulassung ist nicht immer, aber insbesondere bei dieselbetriebenen Oldtimern meist eine unbotmäßig teure Vorgehensweise. (stock.adobe.com © Vaceslav Romanov)

Damit einher geht jedoch ein mitunter teurer Nachteil: Bei Diesel-Oldtimern generell und bei Benzinern ohne Katalysator ab zirka 700 Kubikzentimetern Hubraum ist diese Zulassungsvariante die steuerlich teuerste – wenngleich man beim Saisonkennzeichnen genau rechnen muss.

Ferner bleibt regulär zugelassenen Oldies die Einfahrt in viele Umweltzonen verwehrt. Denn sie müssen ebenfalls eine passende Feinstaubplakette vorweisen.

Allerdings: Im Verlauf der 1980er wurden sämtliche Benziner mit Drei-Wege-Katalysator ausgeliefert. Zumindest jüngere Benziner-Oldies können deshalb mit dieser Zulassungsvariante mitunter ohne jegliche Abstriche günstig unterwegs sein.

H- und H-Saisonkennzeichen

Wir kommen zu derjenigen Option, die ein Altfahrzeug aus offizieller Sicht zu einem Oldtimer macht: Die Zuteilung eines H-Kennzeichens. Der Buchstabe am Ende des Kennzeichens, steht für „Historisch“ und somit offizielle Anerkennung als gepflegtes Stück automobilen Kulturgutes.

Um das H-Kennzeichen zu erlangen, muss ein Fahrzeug eine reguläre Hauptuntersuchung nach § 21 StVZO bestehen. Dann jedoch wird es strenger: Anschließend erfolgt eine Begutachtung nach § 23 StVZO („H-Gutachten“). Diese überprüft zahlreiche Kriterien, nach denen entschieden wird, ob das Fahrzeug ein besonderes automobiles Kulturgut ist.

Die Hürde ist aus gutem Grund so hoch. Denn wenn die Prüfung bestanden wurde und der Halter sein Fahrzeug auf ein H-Kennzeichen ummelden lassen darf, entstehen zwei dramatische Vorteile:

  1. Es fallen für PKW (dazu LKW, Traktoren etc.) bei einer ganzjährigen H-Zulassung pauschal nur noch 192 Euro Steuern an. Nicht alle (siehe reguläre Zulassung), aber sehr viele Fahrzeuge werden dadurch steuerlich bedeutend günstiger.
  2. Das H-Kennzeichen berechtigt universell und ohne Feinstaubplakette zur Einfahrt in sämtliche Umweltzonen.

Noch verstärkt wird dieser Kostenvorteil, wenn das Ende 2017 eingeführte H-Saisonkennzeichen genutzt wird. Dann reduziert sich die Kfz-Steuer nochmals je nach Anzahl der zugelassenen Monate.

Doch kein Vor- ohne Nachteil: H-Oldtimer bleiben weiterhin im Zweijahresrhythmus hauptuntersuchungspflichtig. Zudem sehen die Prüfer dabei genau hin, ob die H-Kriterien eingehalten werden. Zwar ist es selten, jedoch können die „H-Weihen“ durchaus wieder aberkannt werden.

07er-Zulassung

Hierbei handelt es sich um die seltenste aller vorgestellten Varianten. Bei der 07er Zulassung wird ein Kennzeichen mit rot hervorgehobenen Buchstaben und Ziffern vergeben. Hinter der Regionalkennung folgt stets nur eine lange Ziffernfolge, die immer mit 07 beginnt – daher der Name.

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Eine Alltagsnutzung ist mit dem 07er Kennzeichen nicht möglich. Es ist deshalb eher eine Alternative für ernsthafte Oldtimer-Sammler, nicht bloß Fans einzelner alter Schätzchen. (stock.adobe.com © Anna Khomulo)

Doch was hat es damit auf sich? Das 07er-Kennzeichen existiert in je einer Version für Motorräder und alle anderen Fahrzeuge. Es wird jedoch nicht für ein einzelnes Fahrzeug, sondern eine natürliche oder juristische Person vergeben. Dadurch handelt es sich um ein Wechselkennzeichen. Es kann also (nach Belieben, aber nie gleichzeitig) auf mehreren Fahrzeugen montiert werden, sofern diese allesamt ein H-Gutachten erhalten haben. Trotzdem fallen für den Halter dieselben pauschalen Steuersätze wie für H-Fahrzeuge an (allerdings ohne Saison-Option).

Heißt also nur für ein Fahrzeug Steuern zahlen, jedoch eine faktisch unlimitierte Zahl von Oldtimern bewegen dürfen. Obendrein entfällt künftig die Hauptuntersuchung. Besitzer von 07er-Kennzeichen sind allein für einen ordnungsgemäßen Zustand verantwortlich.

Klingt zu gut, um wahr zu sein? In der Tat. Denn die 07er-Zulassung bedeutet eine ganze Reihe Einschränkungen:

  • Zunächst einmal kann nicht jeder dieses Kennzeichen bekommen. Nur Personen ohne Geschichte von Verkehrsstraftaten kommen überhaupt infrage – nachzuweisen per Führungszeugnis.
  • Alle Fahrzeuge müssen in ein offizielles Buch zum Kennzeichen eingetragen werden und ihrerseits ein H-Gutachten besitzen.
  • Die Verwendung ist ausschließlich für Prüf- und Einstellungsfahrten sowie zu szenetypischen Veranstaltungen gestattet. Das wiederum ist per Fahrtenbuch nachzuweisen. Alltagsbetrieb ist vollkommen ausgeschlossen, zumal die meisten Zulassungsbehörden das Fahrtenbuch streng kontrollieren.

In der Praxis läuft es deshalb für die meisten Oldtimer-Besitzer auf die Wahl zwischen einer regulären und einer H-Zulassung hinaus – und damit der Wahl, ob einem die günstigere Besteuerung oder größere Freiheit hinsichtlich Erhaltungszustand und Umbauten wichtiger ist.

Oldtimer-Versicherungen: Lohnenswerte Prämien mit oft kleinem Haken

Egal, auf welche Art er zugelassen ist, kein Oldtimer kann der Versicherungspflicht entgehen – wenngleich diese beim 07er-Kennzeichen ähnlich pauschal (= aufs Kennzeichen bezogen) gehandhabt wird.

Im Klartext: Jeder Oldie-Halter hat ebenso die Wahl zwischen Haftpflichtversicherung sowie Teil- und Vollkaskoversicherung. Damit einher gehen natürlich ähnliche Leistungen. Wichtig ist das nicht zuletzt bei einer besonders relevanten Bauteilgruppe in Form von Autogläsern zwischen Scheinwerfern und Heckscheibe. Nur Versicherungen ab Teilkasko übernehmen hierbei Reparaturen oder Austausch. Ähnliches gilt für andere Schäden und Fahrzeugteile.

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Bei Fahrzeugwerten teils weit über den Preisen heutiger Neuwagen und oftmals sehr teuren Ersatzteilen wäre es falsch, an der Oldtimer-Versicherung zu sparen – selbst wenn diese die Fahrleistung etwas limitiert. (stock.adobe.com © karegg)

Kein zu unterschätzender Vorteil: Bei vielen Oldtimern kann es ausgesprochen schwierig und vor allem sehr kostspielig werden, solche Ersatzteile zu beschaffen; gerade Glas und alles andere, was tendenziell häufig ersetzt werden muss. Mindestens ein Teilkaskoschutz ist deshalb für die meisten Oldtimer unbedingt sinnvoll – sehr viele Besitzer setzen aufgrund des allgemeinen Werts ihrer Fahrzeuge sogar auf die umfassendste Option mit einer geringen Selbstbeteiligung.

Das ist nicht automatisch eine so teure Angelegenheit, wie mancher nun vielleicht denken mag. Die meisten Autoversicherer offerieren spezielle Oldtimer-Tarife. Selbst bei einem vollständigen Schutz sind diese meistens deutlich günstiger – typischerweise allerdings nur, wenn das Fahrzeug ein H-Gutachten vorweisen kann. Teilweise offerieren die Assekuranzen sogar abgestufte Tarife: Je älter ein Fahrzeug wird, desto günstiger wird die Versicherung.

Erneut gibt es diesen Vorteil jedoch nicht ohne Haken. Denn wo die Tarife bei einer regulären Zulassung meist frei entlang der Jahresfahrleistung festgelegt werden können, gestatten viele Oldtimer-Versicherungstarife nur eingeschränkte Fahrleistungen. Je nach Anbieter ist bei allerhöchstens 10.000 Kilometern jährlich Schluss.

Wird mehr gefahren, fällt das Fahrzeug typischerweise aus dem Oldie-Tarif, wird herkömmlich versichert und dadurch mitunter deutlich teurer. Denn in diesem Fall greift dann die herkömmliche Typklasseneinstufung.

Vom Suchen und Finden des persönlich passenden Oldies

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Wenn selbst Verschleißteile nur mit viel Suchaufwand und Stress zu bekommen sind, verliert selbst der charmanteste Oldtime seinen Reiz. Die Ersatzteilversorgung sollte daher höchste Priorität besitzen. (stock.adobe.com © Anze)

Relativ junge Oldies bieten beinahe neuzeitliches Fahrverhalten bei eigenständigem Design und der Möglichkeit, das Fahren durch eine passende Zulassung und Versicherung sehr günstig zu gestalten. Allerdings ist wirklich nicht jeder Oldtimer geeignet, selbst wenn man sich ausschließlich auf den Zeitraum bis etwa 1980 beschränkt. Insbesondere, wer seinen Oldie zumindest semi-alltäglich nutzen will und nicht andauernd (selbst) an dem Wagen arbeiten möchte, sollte eine ganze Reihe von Punkten beachten.

Alles beginnt damit, sich generell einen informativen Zugang in die Szene zu verschaffen. Nach wie vor gibt es einige große Magazine auf dem Markt. Dazu eine ganze Reihe von Foren (teils zu den Magazinen zugehörig). Ein derart gelagerter Start in die Anschaffung ist wichtig, denn hier finden sich Tonnen von detaillierten Informationen, die es überhaupt erst gestatten, ein wirklich taugliches Fahrzeugmodell zu finden; selbst als automobiler Laie. Denn gerade, wo es darum geht, ein Auto auf die Straße zu bringen und dort zu halten, unterscheiden sich selbst die „jungen Alten“ beträchtlich von moderneren Autos:

Der wichtigste Faktor: Die Ersatzteilversorgung

Warum sind der VW Käfer sowie die beiden Mercedes-Baureihen W123 und R107 die mit Abstand am häufigsten zugelassenen Oldtimer Deutschlands? Hauptsächlich liegt es daran, dass es für diese Fahrzeuge, selbst Jahrzehnte nach dem Auslaufen der Baureihen, eine geradezu fürstliche Ersatzteilversorgung gibt. Wer mag, kann die Fahrzeugmodelle gern in unserer Kfz-Teile-Kategorie suchen. Fast alles gibt es entweder als neues OEM-Teil, im Austausch oder als Neuauflage von Drittfirmen.

Tatsächlich dürfte die Ersatzteilversorgung deshalb das wichtigste Kriterium sein, anhand dessen man sich für eine bestimmte Fahrzeugbaureihe entscheiden sollte. Denn:

  1. Viele Hersteller und Zulieferer garantieren eine Versorgung nur für wenige Jahre nach Auslaufen einer Baureihe.
  2. Je seltener ein Fahrzeug schon während seiner Bauzeit war, desto weniger Teile wurden bereits damals bevorratet. Außerdem ist heute der finanzielle Anreiz geringer, dafür Ersatzteile neu zu fertigen.
  3. Je beliebter ein Oldtimer-Modell nicht zuletzt aufgrund seiner Versorgung ist, desto größer ist die dahinterstehende Szene mit entsprechenden Möglichkeiten, weitere Hilfen zu erhalten.

Das heißt definitiv nicht, man müsste sich ausschließlich unter den Top-Ten der beliebtesten Oldtimer bedienen; andere Modelle haben ebenfalls eine brauchbare Ersatzteilversorgung. Insbesondere bei US-Fahrzeugen ist diese ebenfalls häufig sehr gut bis exzellent, weil dort speziell Motoren (und deren Systeme) sowie Fahrwerke, Rahmen und viele Karosseriebauteile teilweise über Jahrzehnte und mehrere Fahrzeugmodelle hinweg verwendet werden.

Das ist ein weiterer wichtiger Grund, um seine Oldtimer-Reise im Vernetzen mit der Szene zu beginnen. Hier ist es ein Leichtes, generell attraktive Baureihen gleich im Anschluss nach der jeweiligen Teileversorgung zu filtern. Zumindest Verschleißteile sowie die typischerweise von Rost und Parkremplern betroffenen Blech- und Glasteile sollten immer problemlos beschaffbar sein.

Knackpunkt Fahrzeugelektronik

Jüngere Oldies fahren sich unter anderem deshalb so modern, weil im Verlauf der 1980er erstmalig umfassend Elektronik in den Fahrzeugbau Einzug hielt. Wer sich für Oldtimer aus diesen Zeiträumen interessiert, muss sich einiger Dinge bewusst sein:

  1. Es handelt sich um die ersten Anwendungen komplexerer Fahrzeugelektronik. Vieles wurde deshalb damals noch nicht so sehr beherrscht und ist daher generell fehleranfälliger.
  2. Auch Fahrzeugelektronik kann durchaus altern. Lötstellen können nach Jahrzehnten brechen; Kunststoffe (etwa Isolatoren) werden mit der Zeit brüchig.
  3. Elektronische Fehlersuche ist besonders aufwendig und teuer. Gleichsam versteht sich nur ein Bruchteil aller heutigen Kfz-Werkstätten auf diese Fehlersuche bei Oldtimern.
  4. Bei alter Fahrzeugelektronik ist die Ersatzteilversorgung meist generell eher schlecht, weil hier so schnelle Entwicklungssprünge erfolgen.

Angehende Oldie-Besitzer haben deshalb zwei Optionen, wenn sie auf der sicheren Seite stehen möchten:

a) Entweder grundsätzlich eine ältere Baureihe (= vor den 1980ern) wählen, weil dort nur einfachere Fahrzeugelektrik verbaut wurde.

b) Bei neueren Modellen auf eine möglichst geringe elektronische Ausstattung achten. Was nicht verbaut wurde, kann nicht kaputtgehen.

Insbesondere bei Fahrzeugen ab zirka den mittleren 1980ern gilt diese Regel: Je einfacher ausgestattet, desto besser. Speziell bei den schon damals teilweise äußerst umfassend ausgestatteten PKW der oberen Mittel- und Oberklasse sollten Interessenten dies unbedingt beherzigen.

Thema Rost und andere Reparaturanfälligkeiten

Oldtimer ab den 1980ern machen vielfach aufgrund ihrer Elektronik Probleme. Dafür wurde in diesem Jahrzehnt (Ausnahmen bestätigen die Regel) bei vielen Herstellern das Thema Rostvorsorge besonders großgeschrieben – zumal in diesem Jahrzehnt noch keine wasserbasierenden Lacke genutzt wurden, was ab den 1990ern bei der Umstellung einige Schwierigkeiten bereitete.

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Im Verlauf der 1980er wurde die Rostvorsorge deutlich besser. Dennoch ist die „braune Pest“ für jeden Oldtimer-Besitzer ein bedeutender Faktor, egal wie gut der Schutz einst dagegen war. (stock.adobe.com © Trik)

Wer allerdings dem Elektronik-Fehlerpotenzial entkommen möchte, der sollte nicht glauben, in älteren Baureihen eine insgesamt bessere Alternative zu finden. Diese nämlich (erneut bestätigen Ausnahmen diese Regel) wurden in Sachen Rostschutz häufig schlecht bis miserabel präpariert. Außerdem kann das Thema Alterung selbst bei eigentlich guter Rostvorsorge weitere Schwierigkeiten bereiten – schlicht, weil zehn und mehr Jahre einen bedeutenden Unterschied machen können.

Erneut ist dieses Thema ein Fall für die Recherche und die Mithilfe der Szene:

  • Wie gut ist es bei einem bestimmten Modell generell um die Rostanfälligkeit bestellt?
  • Gibt es diesbezüglich mitunter Unterschiede zwischen den Baujahren?
  • Welche Baureihen sowie insbesondere Motor- und Ausstattungslinien gelten als besonders robust oder fehleranfällig? Bei der erwähnten Mercedes-Baureihe 123 etwa haben die Vierganggetriebe in der Szene einen robusteren Ruf als die Fünfganggetriebe.

Im Idealfall hat ein angehender Oldtimer-Besitzer wenigstens eine Handvoll verschiedener Automodelle, die er auf diese Positionen hin überprüft und weiter filtert. Am Ende sollten zwei, höchstens drei Automodelle mit einer bestimmten Motorisierung stehen, die nicht nur in Sachen Ersatzteilversorgung gut sind, sondern ebenso durch eine geringe Fehler- und Rostanfälligkeit in möglichst allen Bereichen überzeugen.

Für den finalen Schritt zählt dann jedoch nicht nur der eigene Geschmack, sondern vielmehr ein Blick auf das, was am Markt wirklich vorhanden ist.

Unangetastet, Patina, Restaurationsobjekt oder restauriert?

Wer seine möglichen Fahrzeugmodelle bis hierhin herausgefiltert und einen Preisrahmen festgelegt hat, der wird eines feststellen: Je nach Fahrzeug finden sich allein auf den einschlägigen Internetportalen Dutzende Exemplare, die alle infrage kämen.

Denn im Prinzip lässt sich jeder Oldtimer in eine von vier möglichen Kategorien einsortieren:

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Restaurierte Oldies sind zwar attraktiv. Aber man kann nie genau wissen, wie gut und sorgfältig die Arbeiten ausgeführt wurden. (stock.adobe.com © Eagle Keeper)
  • Gepflegt und unangetastet: Absolut originalgetreue Fahrzeuge, die von den Vorbesitzern stets gewartet und gepflegt wurden. Dadurch entstand niemals eine Phase von echtem Verfall, der größere Arbeiten nötig machte. Typischerweise sind diese Fahrzeuge aufgrund des Zustandes meist am teuersten.
  • Patiniert und unangetastet: Autos, denen man den Zahn der Zeit bereits ansieht. Selbst, wenn sie streckenweise dennoch problemlos eine Haupt- und sogar H-Untersuchung überstehen, so benötigen diese Fahrzeuge dennoch eine pflegende Hand und einige zeitnahe Arbeiten.
  • Restaurationsobjekte: Diese Fahrzeuge haben den patinierten Zustand bereits in negativer Richtung hinter sich gelassen oder stecken voller nicht zeitgenössischer Umbauten. Wenigstens mit der H-Abnahme wird es deshalb erst etwas, wenn Geld und Arbeitszeit investiert werden. Meist die günstigsten Fahrzeuge.
  • Restauriert: Solche Oldies haben bereits von einem Vorbesitzer alle nötigen Arbeiten bekommen. Für einen wirklich guten Deal kommt jedoch in entscheidendem Maß zum Tragen, wie weit die Restauration schon zurückliegt, wie sie durchgeführt wurde und wie das Auto seitdem gepflegt wurde.

Wer als Neumitglied der Oldtimer-Szene zunächst einfach nur fahren möchte, ohne selbst umfassend wartend oder reparierend Hand anlegen zu müssen (oder andere dafür zu bezahlen), der sollte sich auf Fahrzeuge der ersten und letzten Kategorie fokussieren.

Speziell völlige Kfz-Laien sollten jedoch unbedingt ein weiteres Mal auf die Vernetzung in der Szene setzen: Idealerweise inspiziert man einen solchen Schatz vor dem Kauf unbedingt im Beisein eines erfahrenen Oldtimer-Routiniers. Denn wo sich selbst mit einstigen Allerweltsfahrzeugen aufgrund des Oldie-Trends heute viel Geld verdienen lässt, sind natürlich Betrüger und Blender leider nicht weit entfernt.

Zusammengefasst

Egal ob Deutschlands beliebtester Oldie in Form der Mercedes 123er Serie, ob US-Car oder echte Exoten: Oldtimer sind in einer Welt, in der sich automobile Designs längst vielfach nur noch durch die Herstellerlogos unterscheiden, ein Rückgriff auf Formen und Emotionen vergangener Jahrzehnte. Vielleicht nicht mit neuesten Systemen und Leistungen versehen, dafür jedoch mit etwas, das für viele Enthusiasten deutlich wichtiger ist, wenn sie sich ins Auto setzen.

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