Titelbild-feste-Radmuttern-Radbolzen-Radschrauben-loesen Festgerostete Radmuttern und Radschrauben am Auto lösen
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Sie wollen einen Reifenwechsel selber erledigen aber die Schrauben sitzen fest? Das kann passieren, denn die Radbolzen sind vielen Belastungen ausgesetzt. Ein Abreißen des Gewindes mit blanker Gewalt würde noch weit umfangreichere Arbeiten nach sich ziehen. Wir erklären in diesem Ratgeber, welche Möglichkeiten Sie haben, um festsitzende Muttern zu lösen.

Wo ist der Unterschied zwischen Radschrauben, Radmuttern und Radbolzen?

Je nach Auto kommen Radschrauben oder Radmuttern zum Einsatz. Die Radschrauben werden auch als Radbolzen bezeichnet. Der Unterschied liegt in der Bauart:

  • Bei Radmuttern sind die Gewindebolzen mit Außengewinde an der Radnabe befestigt.
  • Bei Radschrauben befindet sich ein Innengewinde an der Radnabe. Das Außengewinde befindet sich auf dem Radbolzen.

Welche Funktion haben die Radschrauben?

Die Schrauben oder Muttern haben die Aufgabe, die Räder festzuhalten. Die spezielle Kegelform oben am Kopf und das Feingewinde sorgen für einen großflächigen Kontakt mit der Felge und guten Halt. Hier dürfen daher nur passende Radbolzen eingesetzt werden und keine gewöhnlichen Schrauben oder Muttern.

Bei den meisten Fahrzeugen werden vier oder fünf Muttern beziehungsweiseSchrauben eingesetzt. Sie werden alle mit dem gleichen Drehmoment angezogen, daher sind sie im Regelfall gleichmäßig fest. Wurden die Schrauben lange nicht bewegt, sind daher oftmals mehrere festgerostet.

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Warum werden Radmuttern so fest?

Die Radschrauben werden mit einem großen Drehmoment angezogen, damit sie die Räder das ganze Jahr über sicher festhalten. Diese Kraft in Verbindung mit äußeren Einflüssen sorgt dafür, dass die Verbindung mit der Zeit fest wird und sich nur schwer lösen lässt. Zu diesen Einflüssen gehören:

  • Flugrost von den Bremsen
  • Vibrationen
  • Witterung
  • Streusalz
  • Temperaturunterschiede

Sie können diese Einflüsse nicht von den Schrauben fernhalten. Das Einzige, was hilft, ist das regelmäßige Lösen der Räder. Üblicherweise reicht der Reifenwechsel im Halbjahrestakt aus. Schwieriger wird es jedoch bei Autos, die lange Zeit unbenutzt standen oder wegen Ganzjahresreifen nicht zum Reifenwechsel müssen.

Feste Radmuttern lösen – Schritt für Schritt Anleitung

Sie wollten ein Rad abbauen, aber die Muttern sitzen fest? Setzen Sie keine rohe Gewalt ein, denn damit können im Extremfall die Gewinde brechen oder Schraubenköpfe abreißen! Das würde eine noch deutlich aufwändigere Arbeit nach sich ziehen. Abgebrochene Gewinde lassen sich nur mit Spezialwerkzeug entfernen.

Lockern Sie Ihre festsitzenden Radbolzen stattdessen selber mit den Tipps aus unserem Ratgeber. Wir verraten verschiedene Methoden, wie Sie die Muttern schonend lösen. In der Regel funktioniert dies, ohne das Gewinde zu beschädigen. Testen Sie die Methoden, wenn das Auto fest am Boden steht. Nutzen Sie den Wagenheber erst, wenn die Schrauben gelöst sind.

Zum Lockern festgerosteter Radbolzen beim Auto benötigen Sie die folgenden Werkzeuge und Hilfsmittel:

  • Rostlöser
  • Spezialwerkzeug, z. B. Schlagschlüssel, Schlagschrauber
  • Verlängerung für das Werkzeug
  • Optional: Heißluftpistole, Ausdrehstecknuss

1. Vorbehandlung

Beginnen Sie die Arbeit mit dem Rostlöser oder einem Kriechöl. Sprühen Sie die Schrauben gezielt am Kegel ein, damit das Mittel in das Gewinde eindringen kann. Der Rostlöser fließt in die Lücken innerhalb des Gewindes und hilft dabei, die Radbolzen zu lösen.

Das Mittel braucht bei festgerosteten Schrauben eine Weile, um alle Stellen zu erreichen. Sie sollten den Rostlöserüber mehrere Stunden einwirken lassen, gern auch über Nacht. Sie können diesen Schritt auch mehrfach ausführen, wenn es beim ersten Mal nicht funktioniert. Überschüssiger Rostlöser verdunstet einfach in der Luft.

2. Abschrauben mit Hilfsmitteln

Wenn sich die Schrauben auch mit Rostlöser nicht rausdrehen lassen, nutzen Sie ein Hilfsmittel. Sie können beispielsweise den Schlüssel mit einem Rohr verlängern, um mehr Hebelwirkung zu erreichen. Hier besteht allerdings eine erhöhte Gefahr, dass sich der Sechskantkopf abnutzt oder das Gewinde abreißt. Vermeiden Sie also zu viel Gewalt.

Alternativ nutzen Sie ein Werkzeug mit Schlagwirkung. Hier bietet sich ein Schlagschrauber oder ein spezieller Schlagschlüssel an. Durch die ruckartige Belastung steigt die Chance, dass sich das Gewinde bewegen lässt. Meist schraubt es sich hinterher viel leichter, wenn sich die Mutter auch nur einen Millimeter bewegt.

Achtung: Manche Ratgeber empfehlen ein paar kräftige Schläge mit dem Hammer auf den Schraubenkopf, um die Rostschicht im Gewinde zu brechen. Das kann funktionieren, aber hier besteht die Gefahr, dass Sie die Bolzen oder das Gewinde beschädigen. Versuchen Sie lieber eine der anderen Methoden, bei denen weniger Gefahr besteht.

3. Gewinde erwärmen

Ein Temperaturunterschied kann helfen, die festgerosteten Schrauben zu lockern. Die Ausdehnung bei Hitze sorgt für kleinste Bewegungen. Erhitzen Sie hierfür die Radmuttern vorsichtig mit einer Heißluftpistole. Alternativ können Sie das Auto auch ein wenig fahren und immer wieder bremsen. Durch die Reibung entsteht genug Hitze, um die Felgen mit zu erwärmen.

Sie können mit der Erwärmung auch den Rostlöser aus Schritt 1 unterstützen. Sprühen Sie hierfür das Gewinde vorher ein. Anschließend nutzen Sie Heißluftpistole oder Bremswärme.

4. Optional: Spezialstecknuss einsetzen bei abgenutztem Sechskant

Eine abgenutzt Mutter oder Schraube lässt sich mit normalen Werkzeugen nur noch sehr schwer entfernen. Hier hilft eine spezielle Ausdrehstecknuss, oft auch als Doppelspiralstecknuss bezeichnet. Diese besitzt eine konische Form und greift daher auch auf Schraubenköpfen, bei denen eine normale Nuss durchrutscht.

Setzen Sie die Spezialnuss auf dem Kopf an und klopfen Sie sie vorsichtig mit einem Hammer fest. Durch die konische Form greift sie deutlich fester. Nun haben Sie wieder eine Angriffsfläche zum Abschrauben. Sie sollten jedoch alle Muttern erneuern, die Sie auf diese Art lösen müssen.

5. Rad trotz gelöster Muttern immer noch fest

Sie haben die Radbolzen endlich gelöst, aber das Rad lässt sich immer noch nicht abbauen? Dann ist wahrscheinlich die Felge an der Radnabe festgerostet. Hier befindet sich ein kreisrunder Vorsprung, auf den das Rad aufgesteckt wird. Sie können zur Unterstützung die Kontaktfläche zwischen Felge und Radnabe mit Rostlöser einsprühen, indem Sie sich in den Radkasten hineinbeugen.

Versuchen Sie mehrfach, das Rad durch Wackeln herunterzuziehen. Als Hilfsmittel können Sie einen Gummihammer oder einen anderen Reifen benutzen, um damit gegen die festgerostete Felge zu schlagen. Schlagen Sie nicht mit einem Stahlhammer direkt auf die Felge oder den Reifen. Das kann bleibende Schäden verursachen.

Kosten zum Radbolzen selber wechseln

Sind die Köpfe oder Gewinde der Schrauben beschädigt oder verrostet, sollten Sie diese erneuern. Neue Radbolzen kosten je nach Auto und Marke zwischen 1 und 4 € pro Stück. Einen vollständigen Satz Radbolzen kaufen Sie damit im Durchschnitt für 20 bis 50 €. Sie sollten wegen der gleichmäßigen Belastung immer alle Schrauben an einem Rad gemeinsam erneuern.

Was kostet das Lösen fester Radmuttern in der Werkstatt?

Dies richtet sich nach dem Aufwand, den die Werkstatt betreiben muss. Je nachdem, wie viele Muttern fest sind und aufwändig gelöst werden müssen, sollten Sie mit Kosten zwischen 50 und 200 € rechnen.

Wie kann ich festsitzenden Rädern und Radmuttern beim Auto vorbeugen?

Durch ihre Funktion bedingt sitzen die Radbolzen immer sehr fest. Es gibt jedoch ein paar Möglichkeiten, wie Sie dem Festrosten begegnen können. Diese Methoden helfen dabei, die Räder auch nach längerer Zeit ohne Gewalt abbauen zu können:

  • Reinigen Sie die Gewindegänge immer mit einer Drahtbürste, wenn das Rad demontiert war. So entfernen Sie Schmutz und Rostpartikel.
  • Säubern Sie auch den Bereich der Radnabe mit einer Drahtbürste, wo die Felge aufgesteckt wird. Auch hier werden Räder nach längerer Zeit häufig fest und lassen sich nicht mehr abziehen.
  • Tragen Sie vorsichtig ein wenig Kupferpaste auf das Gewinde und die kreisrunde Aufnahme der Radnabe auf. Dieses schützt vor dem Eindringen von Wasser und somit auch vor Rost. Achten Sie aber darauf, dass keine Paste auf den Schraubenkegel und die Fläche der Radnabe geraten darf. Das Rad könnte sich sonst lösen!
  • Sie sollten die Radbolzen immer mit der Hand ansetzen. Schrauben Sie auch die ersten Gewindegänge immer von Hand. So vermeiden Sie schiefes Aufschrauben und fühlen sofort, wenn die Gewinde schwergängig werden.
  • Sind die Schrauben oder Muttern verrostet oder beschädigt, dann wechseln Sie diese umgehend aus.

Haftungsausschluss

Unsere Ratgeber enthalten viele fachliche Informationen rund um das KFZ, die wir sorgfältig zusammengetragen haben. Diese Artikel können allerdings die Fachkenntnis eines Spezialisten nicht ersetzen. Autoteile-Markt haftet daher nicht für Schäden und Verletzungen, die durch unsachgemäß ausgeführte Reparaturen entstehen. Wir empfehlen grundsätzlich, Arbeiten am KFZ nur von einem Fachmann ausführen zu lassen.

Bei vergeblichen Versuchen kann es passieren, dass sich der Sechskantkopf abnutzt. Er wird dann „rund“. Hierfür gibt es eine spezielle Ausdrehstecknuss, auch oft als Doppelspiralstecknuss bezeichnet. Diese ist konisch und greift dadurch auch auf rundgedrehten Sechskantschrauben. Sie sollten die auf diese Art gelösten Schrauben oder Muttern aber anschließend tauschen.

Die Muttern halten die Räder und müssen demnach sehr fest angezogen werden. Sie können aber dem Festrosten vorbeugen, indem Sie nach jeder Demontage des Rads die Gewinde mit einer Drahtbürste reinigen. So beseitigen Sie Schmutz und Rostpartikel und machen das Gewinde langlebiger. Sobald Sie beim Anschrauben einer Mutter merken, dass diese schwergängig wird, sollten Sie sie austauschen.

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F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.

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