Ihre Bremse wirkt nicht mehr richtig, quietscht häufig oder nutzt sich ungleichmäßig ab? Dies können Anzeichen für festgerostete Führungshülsen sein. Diese Hülsen ermöglichen die Bewegungen des Schwimmsattels. Sind diese festgerostet, führt das zu Fehlfunktionen der Bremse. In diesem Artikel zeigen wir, wie Sie feste Führungshülsen erkennen wieder gängig machen oder diese komplett tauschen.
Funktion der Führungshülsen
Die Führungshülsen, auch Führungsbolzen genannt, sind ein Teil des schwimmenden Bremssattels beim Auto. Ein Schwimmsattel verfügt nur über einen Bremszylinder und ist beweglich gelagert. Durch die Bremskraft schiebt er sich zusammen und drückt so beide Beläge gegen die Scheibe.
Führungshülsen verbinden den Sattel mit dem Bremssattelträger. Sie ermöglichen die Bewegung des Sattels, die für eine Bremsung mit beiden Belägen nötig ist. Die Hülsen gleiten in einer Bohrung des Bremssattelträgers hin und her und sind gefettet. Ihre gleitende Eigenschaft sorgt dafür, dass der Schwimmsattel bei der Bremsung zusammenfahren kann. Durch den Verlust des Fetts oder Rost verlieren die Bolzen ihre Beweglichkeit und der Sattel wird fest.
Warum rosten Führungshülsen fest?
Durch die Position an der Bremse des Rads sind die Führungshülsen verschiedenen Belastungen ausgesetzt. Dazu gehören insbesondere:
- mechanische Belastung durch Bremskraft und Vibrationen
- thermische Belastung durch Frost und die Hitze der Bremsen
- chemische Belastung durch Streusalz und andere Flüssigkeiten auf der Straße
Die Hülsen werden durch eine kleine Manschette beispielsweise aus Gummi vor äußeren Einflüssen geschützt. Diese Manschette hält das Fett drinnen und Wasser sowie Schmutz draußen. Der häufigste Grund für festgerostete Führungshülsen ist eine kaputte Manschette. Diese kann durch Alterung oder mechanische Beschädigung undicht werden. In der Folge tritt das Fett aus oder Feuchtigkeit gelangt hinein. Beides führt zur Korrosion und Schwergängigkeit der Führungshülsen.
Welche Symptome treten bei festgefahrenen Führungshülsen auf?
Wenn sich die Hülsen in den Führungen festfressen, kann sich der Sattel nicht mehr frei bewegen. Das sorgt für eine Reihe von Symptomen, die Sie als aufmerksamer Fahrer bemerken können:
- ungleichmäßige Bremskraft
- Quietschen einer Bremse, meist bei langsamer Fahrt
- gestiegener Kraftstoffverbrauch
- Auto rollt nicht mehr richtig
- ungleichmäßige Abnutzung der Bremsbeläge
- große Wärmeentwicklung an einer Bremse
Meist tritt der Prozess schleichend auf. Sie sollten daher schnell reagieren, wenn Sie die Symptome bemerken, da diese mit der Zeit schlechter werden. Mit einer schnellen Reaktion können Sie verhindern, dass die Beläge und Scheiben Schäden erleiden und vorzeitig gewechselt werden müssen.
Wie führe ich eine Diagnose der Führungshülsen durch?
Sie können den Fehler selbst eingrenzen, indem Sie das Fahr- und Bremsverhalten des Autos beobachten. Es könnte zum Beispiel vorkommen, dass der Sattel nicht mehr bremst. In diesem Fall bemerken Sie normalerweise eine leichte Seitenneigung beim Bremsen. Es hilft auch ein Blick auf die Bremsscheibe. Wenn der Sattel nicht mehr richtig bremst, setzt diese üblicherweise Rost an oder bildet Riefen.
Meist öffnet der Sattel nicht mehr richtig, wenn die Hülsen festgerostet sind. Das führt dazu, dass das Rad dauerhaft leicht bremst. Sie bemerken dies, indem Sie nach der Fahrt mit der Hand vorsichtig in Richtung der Felgen fühlen. Die Wärmeentwicklung sollte überall etwa gleich sein. Erwärmt sich die Bremse eines Rads überdurchschnittlich stark, liegt ein Problem vor. Dies könnten feste Führungshülsen sein. Untersuchen Sie die Bremse des betroffenen Rads schnellstmöglich.
Der sicherste Weg zur Diagnose der Hülsen ist die Demontage des Rads. Die Hülsen lassen sich dann leicht prüfen. Bei gelöster Bremse sollten sich die Hülsen und der Sattel mit wenig Widerstand ein bisschen bewegen lassen. Können Sie den Sattel auch mit Kraft keinen Millimeter bewegen, sind wahrscheinlich die Bolzen festgerostet.
Kann ich festgefressene Führungshülsen instandsetzen oder sollte ich sie lieber wechseln?
Eine Instandsetzung der gerosteten Hülsen ist grundsätzlich möglich, jedoch mit einem sehr großen Aufwand verbunden. Die Manschette müssen Sie in jedem Fall ersetzen, haben aber dennoch keine Garantie, dass diese Maßnahme lange hält. Das Problem kann schon nach wenigen Wochen wieder auftreten. Nehmen Sie eine Instandsetzung nur als vorübergehende Maßnahme vor, zum Beispiel bis die Ersatzteile geliefert werden.
Der Arbeitsaufwand ist bei einem Austausch deutlich geringer und Sie haben die größere Sicherheit, dass das Problem für längere Zeit beseitigt ist. Wir raten daher klar zum Wechseln festgegammelter Führungshülsen.
Führungshülse beim Auto selber erneuern – DIY Ratgeber
Erneuern Sie Ihre Führungshülsen am Auto selbst mithilfe unserer Anleitung. Wir beschreiben Ihnen hier, wie Sie den Bremssattel demontieren und die Hülsen ersetzen. Das System ist bei den meisten Herstellern sehr ähnlich. Wenn Sie die Hülsen vorübergehend instandsetzen möchten anstatt diese zu wechseln, folgen Sie unserem Ratgeber bis zum Ausbau. Anschließend müssen Sie die Bolzen gründlich reinigen, neu fetten und die Manschette ersetzen. Auch für diese Schritte können Sie unserer Einbauanleitung folgen.
Zum Erneuern der Führungshülsen beim Auto benötigen Sie die folgenden Werkzeuge und Hilfsmittel:
- Führungshülsensatz (empfohlen)
- temperaturbeständiges Fett (im Führungshülsensatz enthalten)
- Manschetten (im Führungshülsensatz enthalten)
- Wagenheber, Hebebühne oder Grube
- Satz Schraubenschlüssel
- Zange
- Kabelbinder oder Draht
- kleine Rundbürste
- Optional: Schraubstock, Rostlöser
1. Rad abbauen
Stellen Sie das Auto an einem beleuchteten Ort auf. Sorgen Sie für eine ausreichende Beleuchtung im Bereich des Rads. Heben Sie das Fahrzeug an und demontieren Sie das betreffende Rad. Nun sehen Sie bereits den Bremssattel und Bremssattelträger.
2. Sattel demontieren
Der Sattel ist üblicherweise mit zwei Schrauben am Halter befestigt. Bei den meisten Autos finden Sie diese Schrauben an der Innenseite. Sie müssen sich also ein wenig in den Radkasten hineinlehnen. Je nach Fahrzeug erreichen Sie die Schrauben am besten mit einem Ring- oder Steckschlüssel. Wenn sich die Hülsen mitdrehen, müssen Sie innen gegenhalten. Sind die Hülsen festgerostet, lockern sich die Schrauben auch ohne festhalten.
Lösen Sie die Schrauben, dann sollte sich der Bremssattel herausnehmen lassen. Eventuell ist für die erste Bewegung ein wenig Kraft nötig, aber dann sollte er nach oben herausgleiten.
Am Sattel ist noch der Bremsschlauch befestigt. Diesen sollten Sie angeschlossen lassen, sonst müssten Sie hinterher die Bremsanlage entlüften. Befestigen Sie den Sattel mit einem Kabelbinder oder Draht an einem festen Bauteil. Hierfür bietet sich zum Beispiel die Fahrwerksfeder an. So kann der Schlauch am Sattel verbleiben und stört Sie nicht bei der weiteren Arbeit.
3. Bremssattelträger ausbauen
Wenn sich die Hülsen bewegen lassen, können Sie diese im eingebauten Zustand erneuern. Nach dem Ausbau des Sattels erreichen Sie diese mit der Hand. In den meisten Fällen jedoch fällt das Problem erst auf, wenn die Bolzen festgerostet sind, sodass der Ausbau des Bremssattelträgers nötig ist.
Der Träger ist meist genau wie der Sattel mit zwei Schrauben an der Innenseite befestigt. Lösen Sie diese Schrauben und versuchen Sie das Lösen des Trägers mit der Hand. Vermeiden Sie das Hebeln oder Schlagen mit metallischen Gegenständen, da Sie hierbei die Bremsscheibe und andere umliegende Teile beschädigen können. Sitzt der Träger fest, können Sie mit einem Gummihammer nachhelfen. Entfernen Sie die Bremsbeläge aus dem Träger, wenn diese stören.
4. Führungshülsen herauslösen
Nun müssen Sie die Hülsen aus dem Träger lösen. Merken Sie sich, welcher Bolzen oben und welcher unten ist, denn diese sind unterschiedlich. Je nachdem, wie fest sie sitzen, ist dieser Schritt unterschiedlich aufwändig. Lassen sich die Hülsen mit etwas Kraft noch bewegen, können Sie diese mit einer Zange herausziehen oder herausdrehen.
Sind sie sehr fest, benötigen Sie möglicherweise einen Schraubstock und Geduld. Spannen Sie den Träger so ein, dass Sie die festgefressenen Hülsen mit einem Rostlöser einsprühen können und dieser hineinläuft. Entfernen Sie zuerst die Manschetten, notfalls durch Zerreißen, da Sie diese ohnehin ersetzen müssen. Geben Sie dem Rostlöser etwas Zeit zum Einwirken und versuchen Sie immer wieder, die Bolzen vorsichtig herauszudrehen. Diese Arbeit kann mühselig und langwierig sein, aber wichtig ist, dass Sie die Bolzen vollständig herausgelöst bekommen.
Achtung: Versuchen Sie auf keinen Fall, festsitzende Führungshülsen mit aller Gewalt herauszureißen oder zu drehen. Wenn Sie die Bolzen abreißen, benötigen Sie höchstwahrscheinlich einen neuen Bremssattelträger!
5. Bohrungen reinigen
Sobald die Bohrungen des Bremssattelträgers frei sind, sollten Sie diese einmal gründlich reinigen. Sie können hierfür zum Beispiel eine kleine Rundbürste an einem Akkuschrauber nutzen. Dieser Schritt soll Rostpartikel und andere kleine Fremdkörper aus den Bohrungen entfernen. So vermeiden Sie, dass die neuen Hülsen direkt wieder fest werden.
Reinigen Sie auch die Fugen für die Manschette der Führungshülsen vorn an der Bohrung. Das ist wichtig, damit die Manschette dicht schließt. Andernfalls besteht die Gefahr, dass schon in kurzer Zeit wieder Feuchtigkeit eindringt.
Nutzen Sie diese Chance auch für eine gründliche Reinigung des gesamten Trägers. Benutzen Sie eine grobe Bürste, um Schmutz zu entfernen. Reinigen Sie auch die Stelle, an der die Haltebleche für die Bremsbeläge ansetzen. Das hilft dabei, die Beläge beweglich zu halten.
6. Neue Hülsen einsetzen
Nehmen Sie nun den neuen Führungshülsensatz zur Hand. Dieser enthält normalerweise folgende Teile:
- 2x Führungshülse und Manschette
- 2x Schraube zur Befestigung des Bremssattels am Träger
- Hochtemperaturfett
- eventuell weitere Kleinteile wie eine Zusatzdichtung am Bolzen
Stülpen Sie zuerst die Manschetten auf die Hülsen und befestigen Sie die Zusatzdichtung am Bolzen, falls vorhanden. Nehmen Sie das Fett und verteilen Sie es gleichmäßig in beiden Bohrungen und auf den Bolzen. Lassen Sie nun die Bolzen in die Bohrungen gleiten und achten Sie darauf, dass Sie das Fett nicht herausdrücken. Drücken Sie nun die Manschetten in die passende Fuge. Damit ist der Austausch der Führungshülsen abgeschlossen.
7. Zusammenbau und Test
Nehmen Sie den Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge vor und beachten Sie überall die vom Hersteller vorgeschriebenen Drehmomente. Setzen Sie die Bremsbeläge mitsamt Halteblechen wieder ein, falls Sie diese demontiert haben. Bauen Sie den Bremssattel wieder ein und befestigen Sie ihn mit den zugehörigen Schrauben. Wenn er an den Belägen anstößt, müssen Sie den Kolben ein paar Millimeter zurückdrücken. Anschließend können Sie das Rad wieder anschrauben und festziehen.
Führen Sie dann noch eine Testfahrt durch und überprüfen Sie, ob die Symptome verschwunden sind. Testen Sie die Bremswirkung und Wärmeentwicklung der einzelnen Bremsen. Das Auto sollte sich beim Bremsen nun wieder richtig verhalten. Prüfen Sie in der Zukunft in regelmäßigen Abständen den Zustand der Führungshülsen, beispielsweise beim Reifenwechsel. So vermeiden Sie, dass diese vollständig festrosten und können rechtzeitig reagieren.
Was kostet das Tauschen der Führungshülsen beim Kfz?
Wechseln Sie Ihre Führungshülsen selbst und sparen Sie viel Geld. Einen neuen Führungshülsensatz kaufen in der Regel für Beträge zwischen 5 und 15 €. Der Arbeitsaufwand für den Ausbau richtet sich nach dem Zustand der Bolzen und variiert zwischen 30 Minuten und mehreren Stunden. Lassen sich die Bolzen noch bewegen, ist der Wechsel recht schnell erledigt. Sitzen die Hülsen fest, benötigen Sie eventuell mehrere Stunden, um diese mit Rostlöser und Geduld in vielen kleinen Schritten zu lösen.
Führungshülsen und weitere Ersatzteile kaufen Sie am besten online bei Autoteile-Markt. Unser Marktplatz mit vielen Anbietern deckt Autoteile für die meisten Modelle ab und ermöglicht einen schnellen Preisvergleich.
Was kostet das Erneuern der Führungsbolzen in der Werkstatt?
Sie können die Führungsbolzen des Bremssattels natürlich auch in einer Fachwerkstatt erneuern lassen. Die Mechaniker setzen die Bremse instand und bauen alles wieder fachgerecht zusammen. Hier müssen Sie je nach Arbeitszeit mit Kosten zwischen 100 und 200 € rechnen.
Haftungsausschluss
Unsere Ratgeber enthalten viele fachliche Informationen rund um das KFZ, die wir sorgfältig zusammengetragen haben. Diese Artikel können allerdings die Fachkenntnis eines Spezialisten nicht ersetzen. Autoteile-Markt haftet daher nicht für Schäden und Verletzungen, die durch unsachgemäß ausgeführte Reparaturen entstehen. Wir empfehlen grundsätzlich, Arbeiten am KFZ nur von einem Fachmann ausführen zu lassen.
FAQ – Führungshülsen wechseln
Kann ich verrostete Führungshülsen auch reinigen anstatt diese zu erneuern?
Eine Demontage und Reinigung der Bolzen ist möglich, verursacht allerdings einen größeren Aufwand als der Austausch. Der Effekt hält zudem nicht so lange an. Wenn die Hülsen rosten, ist der Grund meist eindringende Feuchtigkeit. Sie müssen daher in jedem Fall den vorhandenen Rost beseitigen und die Manschetten erneuern. Wir raten aber klar zum Tauschen der vollständigen Hülsen. Hierfür gibt es in unserem Shop einen kompletten Führungshülsensatz.
Kann ich die Führungshülsen am Schwimmsattel selbst wechseln?
Das Tauschen des Führungshülsensatzes ist bei den meisten Autos mit gewöhnlichen Werkzeugen möglich. Lediglich das Herauslösen festgerosteter Bolzen erfordert ein wenig Geduld und Übung. Sie können diese Arbeit selbst übernehmen, wenn Sie mit der Funktion der Einzelteile vertraut sind.
F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.