Titelbild-Bremssattel-Auto Bremssattelwechsel Ratgeber – Aufbau, Diagnose und Austausch
Bremssattelwechsel – Aufbau, Symptome und Austausch
©Foto: AndrewLozovyi/depositphotos.com

Ihr Auto macht bei langsamer Fahrt quietschende Geräusche, riecht verbrannt oder verbraucht ungewöhnlich viel Sprit? Eine festgefahrene Bremszange an der Scheibenbremse könnte die Ursache sein. In vielen Fällen lässt sich der Defekt jedoch ohne Austausch beheben. Unser Ratgeber verrät Wissenswertes zur Bremse und erklärt, wie Sie einen kaputten Sattel selber wechseln.

Funktion und Position der Bremssättel

Jede Scheibenbremse beim Auto verfügt über Bremssättel, auch Bremszangen genannt. Moderne Autos mit einer Scheibenbremse an allen vier Rädern besitzen also vier Bremszangen. Je nach Bremsleistung wird ein unterschiedlich großer Bremsdruck an die Bremssättel übertragen. Der Druck wird hydraulisch von einem oder mehreren Bremskolben aufgebaut. Die Sättel drücken die Bremsbeläge zusammen und verlangsamen die Bremsscheiben. Beim Loslassen des Bremspedals drückt die Rotationskraft der Bremsscheibe den Sattel wieder auseinander.

Fachleute unterscheiden den Schwimmsattel und Festsattel. Der Schwimmsattel ist günstiger und wird in den meisten Autos verbaut. Hier ist nur ein Bremsbelag beweglich, der andere ist fest. Bei einem Festsattel sind beide Bremsbeläge beweglich, folglich sind Bremskraft und Bremskomfort höher.

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Welche Ursachen hat Bremssattelverschleiß?

Eine Bremszange beim Auto hält sehr lange, ist aber dennoch ein Verschleißteil. Durch die Position im Radkasten setzen in erster Linie Rost und Korrosion den Bremssätteln zu. Besonders die beweglichen Führungsbolzen sind empfindlich. Das Ergebnis ist: Die Bremssättel bewegen sich schwerer und werden fest, das Wechseln ist fällig.

Auch Schäden durch mechanische Überlastung treten auf. Ein aufgewirbelter Fremdkörper oder ein überfahrener Gegenstand können den Bremssattel leicht verformen. In der Folge verklemmt er sich, schleift dauerhaft und die Bremsscheibe kocht regelrecht. Einen beschädigten Sattel sollten Sie umgehend tauschen.

Welche Symptome treten bei einem Bremssatteldefekt auf?

Bremssättel beim Auto können verschiedene Anzeichen von Verschleiß zeigen. Die Symptome treten daher häufig nur an einem Rad oder einer Achse und meist schleichend auf. Typische Anzeichen sind:

  • quietschende oder schleifende Geräusche bei langsamer Fahrt
  • Auto ist schwergängig beim Rollen und Schieben
  • höherer Kraftstoffverbrauch
  • verbrannter Geruch vom Rad her, blau angelaufene Bremsscheibe
  • große Hitze an Reifen und Felgen, eventuell mit Rauchentwicklung
  • ungewöhnlich starke Abnutzung der Bremsbeläge (meist mit Riefen)
  • ungewöhnlich viel Bremsstaub im Bereich eines Rads

Welche Folgen verursacht eine feste Bremszange?

Ist die Bremszange beim Auto fest, dann öffnet sie sich nach dem Bremsen nicht mehr ausreichend. Die Bremsbeläge schleifen dauerhaft durch den festsitzenden Sattel. Sie werden heiß und verbrennen regelrecht, die Oberfläche verglast. Durch die große Hitze sind Folgeschäden an den Bremsscheiben möglich, da sich diese bei zu großer Wärme verziehen. Außerdem besitzt das Auto eine deutlich reduzierte Bremswirkung, was beim Unfall zum gesetzlichen Problem werden kann.

Ein Kfz mit festgefahrener Bremszange brauchen Sie auch beim Tüv nicht vorzustellen. Die Hauptuntersuchung besteht das Auto nicht. Für die neue Plakette müssen Sie zuerst den kaputten Sattel reparieren oder tauschen.

Bremssatteltest selber ausführen – So funktioniert`s!

Führen Sie eine kurze Fahrt mit höherer Geschwindigkeit und eine Kontrolle der Bremswirkung durch. Achten Sie auf einen seitlichen Zug während des Bremsens. Dies deutet auf eine einseitige Bremswirkung hin, die von einer festgefahrenen Bremszange ausgehen kann.

Stoppen Sie nun das Auto und fühlen Sie in Richtung der Bremsen. Die Wärmestrahlung sollte an beiden Rädern einer Achse ungefähr gleich sein. Erhitzt sich eine Bremse überdurchschnittlich, ist hier möglicherweise der Sattel fest.

Alternativ können Sie das Auto anheben und die Räder von Hand drehen. Ist die Bremszange festgerostet, wird sich das Rad deutlich schwerer drehen lassen als die anderen.

Kann man festgerostete Bremssättel reparieren?

Das kommt darauf an, was an der Bremszange fest ist. Meist ist Korrosion die Ursache. Die beweglichen Führungsbolzen werden von einer Manschette vor Schmutz geschützt. Bei einer Beschädigung der Manschette wird das Fett weggespült und Schmutz dringt ein. Ein korrodierter Führungsbolzen lässt sich meist wieder instandsetzen. Hierfür müssen Bremssattelträger- und Sattel ausgebaut und die Bolzen manuell gängig gemacht werden. Für diesen Fall können Sie einen Führungsbolzen Satz kaufen, der alle benötigten Teile enthält.

Liegt ein anderer Defekt vor, wenn sich beispielsweise der Bremskolben nicht mehr bewegt, dann ist eine Reparatur oft unmöglich. In diesem Fall sollten Sie den Sattel wechseln.

Bremssattelwechsel selber machen – Schritt für Schritt Anleitung

Ihr Auto zeigt die oben beschriebenen Symptome und Sie müssen den Bremssattel tauschen? Diese Arbeit ist mit etwas handwerklichem Geschick in kurzer Zeit erledigt. Nehmen Sie das Wechseln nach unserer DIY Anleitung selber vor.

Zum Bremssatteltausch nach unserem Ratgeber benötigen Sie die folgenden Werkzeuge und Hilfsmittel:

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©Foto: lisafx/depositphotos.com

1. Vorbereitung

Zum Bremszangenwechsel müssen Sie das entsprechende Rad abschrauben. Heben Sie das Auto an, lösen Sie die Radmuttern und demontieren Sie das Rad. Nun sehen Sie bereits den Sattel, der die Bremsbeläge an der Bremsscheibe festhält. Merken Sie sich diesen Ausgangszustand, da Sie diesen später wiederherstellen müssen. Eventuell können Sie ein paar Fotos machen.

2. Sattel freilegen

Als erstes sollten Sie das Seil von der Feststellbremse (nur bei Hinterachse) lösen. Bei den meisten Autos ist das Handbremsseil selbst nur in eine Klammer mit Feder eingehängt und lässt sich von Hand lösen. Entlasten Sie dazu die Feder und hängen Sie das Seil aus. Meist ist es noch mit einer Klammervorrichtung am Sattel befestigt. Hier hilft eine Zange oder ein Gabelschlüssel.

Manche Bremssättel besitzen an der Außenseite eine Halteklammer, die sich mit einem Schraubendreher heraushebeln lässt. Sollten weitere Komponenten daran befestigt sein, entfernen Sie diese auch.

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©Foto: lisafx/depositphotos.com

3. Bremsleitung lösen

Reinigen Sie den Anschluss der Bremsleitung mit einer Bürste. Der nächste Schritt variiert je nach Auto. Meist wird die Bremsleitung von einer Klammer am Sattel festgehalten. Entfernen Sie die Klammer mit einem Schraubendreher.

Bei vielen Fahrzeugen ist die Bremsleitung mit einer Hohlschraube befestigt. In diesem Fall können Sie die Hohlschraube mit einem Schlüssel lösen. Beachten Sie, dass Bremsflüssigkeit aus der Leitung austritt. Diese müssen Sie dringend auffangen, da es sich um einen Gefahrstoff handelt.

Bei manchen Autos müssten Sie die Bremsleitung selbst drehen, um diese abzuschrauben. In diesem Fall lösen Sie die Leitung nur an und fahren Sie mit dem nächsten Schritt fort. Drehen Sie diese auf keinen Fall komplett ab, denn die starke Verdrehung führt eventuell zu Schäden an der Leitung. Drehen Sie stattdessen den Bremssattel, wie in Schritt 4 beschrieben.

4. Bremssatteldemontage

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Der Bremssattel selbst ist mit zwei Schrauben befestigt, die Sie an den Führungsbolzen kontern müssen. Bei einigen Autos werden die Enden von Staubschutzkappen verdeckt. Lösen Sie die Schrauben vollständig. Anschließend sollte sich die Bremszange mit vorsichtigem Hebeln lösen lassen.

Achtung: Wenn sich der Sattel nach dem Lösen der Schrauben nicht bewegt, prüfen Sie, ob die Feststellbremse (nur bei Hinterachse) angezogen ist. Sollte sich der Sattel trotz gelöster Bremse nicht bewegen, helfen ein paar Schläge mit einem Gummihammer.

Falls nicht bereits in Schritt 3 geschehen, entfernen Sie nun die Bremsleitung. Dazu sollten Sie anstelle der Leitung den gesamten Sattel drehen, um die Torsionskräfte in der Bremsleitung gering zu halten.

5. Teile wechseln

Vergleichen Sie den alten und neuen Bremssattel. Möglicherweise müssen Sie ein paar Teile von alt zu neu wechseln. Der Anschluss der Bremsleitung oder die Staubschutzkappen beispielsweise werden nicht immer mitgeliefert. Sorgen Sie dafür, dass die neue Bremszange vollständig ist, bevor Sie diese einbauen.

6. Montage des neuen Sattels

Nun können Sie die Bremszange wechseln und einbauen. Führen Sie die Schritte in umgekehrter Reihenfolge durch. Montieren Sie den Bremsschlauch und das Handbremsseil und setzen Sie den Sattel wieder ein. Befestigen Sie ihn mit den zwei Schrauben an den Führungsbolzen und stellen Sie den Ausgangszustand nach dem Tauschen des Sattels wieder her. Nutzen Sie bei Bedarf die Fotos als Anhaltspunkt.

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©Foto: Dmitrii.Ulianenko/depositphotos.com

7. Entlüften und Test

Achtung: Nach dem Bremssattelwechsel müssen Bremsschlauch und Bremssattel entlüftet werden! Hier finden Sie eine detaillierte Anleitung zum Bremssystem entlüften.

Nach dem Tauschen führen Sie eine kurze Testfahrt durch. Beginnen Sie mit niedriger Geschwindigkeit und testen Sie, ob das Auto gleichmäßig bremst. Achten Sie darauf, ob die eine Seitenneigung beim Bremsen und die Geräusche verschwunden sind. Achten Sie nach der Fahrt darauf, ob die Erwärmung nun an allen Rädern gleichmäßig ist. Wenn alles passt, war der Bremssattelwechsel erfolgreich.

Bremssattel wechseln wenn die Bremszange FEST sitzt | DIY Tutorial

Kosten und Aufwand – Bremssattelwechsel selber machen

Bei Ihrem Auto ist der Bremssattel fest? Dann erneuern Sie diesen selber nach unserer Einbauanleitung. Die Kosten für einen neuen Bremssattel belaufen sich auf 40 bis 150 €. Der Arbeitsaufwand beträgt meist eine bis zwei Stunden und Sie sparen dabei viel Geld. Noch günstiger wird das Tauschen mit gebrauchten Verschleißteilen von einem zertifizierten Händler, denn diese sind deutlich günstiger als Neuteile.

Was kostet ein Bremssattelwechsel in der Werkstatt?

Sie können das Austauschen natürlich auch in einer Werkstatt vornehmen lassen. Hier fallen durch die Arbeitszeit höhere Kosten an. Durchschnittlich müssen Sie beim Wechseln mit 150 bis 350 € pro Sattel rechnen. Viele Werkstätten möchten nach einem Bremssatteldefekt die Bremsscheiben und Bremsbeläge gleich mit wechseln. In diesem Fall fallen natürlich noch höhere Kosten an.

Haftungsausschluss

Unsere Ratgeber enthalten viele fachliche Informationen rund um das KFZ, die wir sorgfältig zusammengetragen haben. Diese Artikel können allerdings die Fachkenntnis eines Spezialisten nicht ersetzen. Autoteile-Markt haftet daher nicht für Schäden und Verletzungen, die durch unsachgemäß ausgeführte Reparaturen entstehen. Wir empfehlen grundsätzlich, Arbeiten am KFZ nur von einem Fachmann ausführen zu lassen.

FAQ – Bremssattelwechsel

Sie können mit einer kurzen Testfahrt herausfinden, ob die Bremsen des Autos funktionieren. Gehen Sie dazu folgendermaßen vor:

  • Halten Sie beim Anfahren die Fenster offen und achten Sie auf Schleifgeräusche von den Rädern.
  • Fahren Sie ein paar Kilometer mit gelegentlichem Bremsen. Achten Sie bei der Bremsung auf eine Seitenbewegung des Autos. Diese deutet auf einseitige Bremswirkung hin.
  • Stellen Sie das Fahrzeug ab und fühlen Sie in Richtung der Räder. Ein festgerosteter Sattel führt oftmals zu einer starken Erhitzung.

Bei den meisten Fahrzeugen können Sie den Wechsel selber vornehmen. Sie benötigen nur ein paar gewöhnliche Werkzeuge, um den Sattel zu tauschen. Der Wagenheber reicht aus, eine Hebebühne ist nicht nötig.

Bedenken Sie aber: Nach dem Bremssattelwechsel muss die Bremsanlage entlüftet werden. Andernfalls riskieren Sie eine Gefährdung durch ungleichmäßige Bremswirkung!

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F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.

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