Die allermeisten Menschen bauen ein Haus, weil sie sich darin selbst verwirklichen wollen. Und wenn es zu dieser Selbstverwirklichung gehört, an seinen Autos zu schrauben, spricht natürlich primär nichts dagegen, die Garage von Anfang an so zu planen, dass darin Arbeiten wie in einer „echten“ Werkstatt möglich ist. Allerdings: Mit dem einfachen Ausheben einer Werkstattgrube ist es weder technisch noch rechtlich getan. Der folgende Artikel zeigt, worauf ankommt.

1. Das Recht

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In der eigenen Garage zu schrauben, ist für viele normal – zwingend legal ist es aber noch lange nicht.

Auch auf seinem eigenen Grund und Boden darf man in Deutschland nicht tun und lassen, was man möchte. Das gilt auch für das Arbeiten an seinem eigenen Auto, auch wenn viele das nicht wissen. Hierzu sei angemerkt, dass grundsätzlich für den jeweiligen Wohnort §12 Baunutzungsverordnung beachtet werden muss – kurzgesagt kann es mitunter dort, wo man wohnt, untersagt sein, die Garage für mehr als die reine Fahrzeug-Unterbringung zu nutzen.

Also: Schon bei der Planungsphase mit dem Architekten bzw. dem örtlich zuständigen Bauamt sprechen und fragen, was in diesem Baugebiet überhaupt möglich ist. Und bitte: Dem Architekten gegenüber transparent sein mit allem, was man in seiner Garage/Werkstatt zu tun gedenkt.

2. Die Größe

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Autoschrauben braucht Platz. Alles unter 1,5 Meter ringsherum ist eigentlich schon zu eng – zumindest für manche Arbeiten.

In einer Normgarage an einem Auto zu arbeiten, in der man sich schon schmal machen muss, um bloß auszusteigen, ist kein Spaß. Viele Arbeiten sind darin auch völlig unmöglich. Aus diesem Grund sollte die Größe der Werkstatt anders geplant werden – üppiger.

Hier muss man zunächst abwägen, in wieweit die Werkstatt eine Zweitverwendung als normale Garage haben soll. Kurzgesagt: Da, wo auch noch das normale Auto täglich rein und raus muss, sollte man die Garage so planen, dass das Projektfahrzeug (und das Werkzeug) nie im Weg steht und die Arbeiten auch nicht den normalen Wagen gefährden (Stichwort Funkenflug). Sofern es keine Doppelgarage werden soll, in der beide Autos nebeneinanderstehen, wäre dann ein langer „Schlauch“ ideal, wo die Autos hintereinanderstehen – und in jedem Fall braucht es eine flexible, aber robuste Abtrennung zwischen beiden Vehikeln. Etwa ein schwerentflammbarer Vorhang.

Stellen wir uns aber mal kurz eine Einzelgaragen-Werkstatt vor, in der ausschließlich geschraubt werden soll. In dem Fall sollte man für die Abmessungen nach folgender (grober) Faustregel vorgehen:

Die innere Fläche sollte so groß sein, dass an den Seiten
und dem Heck eines gedachten Fahrzeugs mindestens
1,50 Meter Raum bis zur Wand verbleiben. Vor dem Auto sollten
es nicht weniger als 2,50 Meter sein.

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Auf diese Weise hat man ringsherum mehr als genügend Platz, um wirklich komfortabel zu arbeiten. Alles andere wäre auf lange Sicht suboptimal; insbesondere, wenn man umfangreichere Karosseriearbeiten plant.

Allerdings sollte man, sofern es durch das jeweilige Landesbaugesetz/Orts-Bebauungsplan möglich ist, auch in der dritten Dimension üppig denken, bei der Höhe der Werkstatt. Denn: Eine Werkstattgrube zu bauen, ist heute ohne Weiteres kaum noch möglich. Unter anderem muss ein Ölabscheider installiert werden, alljährliche Kontrollen kommen oft noch hinzu.

Die ungleich einfachere Lösung, sowohl in rechtlicher wie nutzungsmäßiger Hinsicht, ist eine Hebebühne, am besten in der normalen Zweisäulen-Bauweise. In dem Fall sollte die Innenraumhöhe, zumindest direkt über dem Arbeitsplatz, mindestens drei Meter betragen (gern auch mehr). Zwar kann man dann das Auto nur brusthoch anheben, aber selbst das ist immer noch besser, als sich in einer engen Grube abmühen zu müssen – in der ohne weitere Hebevorrichtung auch keine Arbeiten an Achs- und sonstigen Fahrwerksteilen möglich sind.

Wichtig: In diesem Fall kann die Nutzung von Garagentoren, die nach oben aufschwingen bzw. rollen, je nach Garagengröße nicht möglich sein. Auch das bitte bei der Planung berücksichtigen.

3. Die Elektrik

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Es gibt zwar auch sehr viele 230-Volt-Schweißgeräte. Aber 400 Volt ist einfach professioneller.

Normale Garagen werden in der Regel auch heute nur mit einer Mindestausstattung an Elektrik geplant – mehr als zwei Steckdosen, eine Leuchtstoffröhre und einen Anschluss für einen Garagentorantrieb wird man dort selten finden.

Klar ist, das ist selbst für halbwegs ernsthaftes Autoschrauben viel zu wenig. Das bedeutet, der Elektriker muss von dem erst jüngst neu normierten Schrank mit dem Zähler, den er im Haus sowieso installieren muss, ausgehend viel üppiger verlegen:

  • Eine Leitung, die die Werkstatt mit 400-Volt-Kraftstrom versorgt. Meist braucht zumindest die Hebebühne diese Versorgung; sie macht aber auch Sinn für den Betrieb von Schweißgeräten und teils Druckluftkompressoren.
  • Einen eigenen Sicherungskasten für die Werkstatt.
  • Mindestens fünf Leuchtstoffröhren, davon eine über der Werkbank, zwei an den Seiten oberhalb des Autos, eine zentral darüber und eine am Heck – Licht kann man nicht genug haben.
  • Mindestens fünf 230-Volt-Steckdosen bei der Werkbank, je zwei links, rechts und hinter dem Auto. Ist die Garage nicht wesentlich größer als in unserer Skizze, genügt es, wenn sich an der Werkbank eine 400-Volt-Steckdose befindet. Andernfalls sollten es jedoch zwei sein. Eine vor, eine hinter dem Auto.
  • Ein 230-Volt-Anschluss, falls das Garagentor elektrisch betrieben werden soll.

Was diese Merkmale anbelangt, sollte man auch in einer professionellen Werkstatt vorbeischauen und sich inspirieren lassen – gerne auch mit Fotos. Immer bedenken: Der Architekt, der alles plant, ist vielleicht auch dafür dankbar, da er sonst nur Privathäuser bearbeitet.

4. Das Wasser

Egal ob man nur rasch den Scheibenreinigungstank auffüllen möchte oder gleich den Kühlkreislauf neu befüllen will, Wasser ist in der Werkstatt Pflicht. Daher empfiehlt es sich, vor Ort einen Anschluss für (Kalt-)Wasser samt stählernem Ausgussbecken installieren zu lassen.

Wichtig: Natürlich darf auch in dieses Waschbecken nichts gekippt werden, was die Umwelt schädigen könnte!

5. Wände und Böden: Bitte robust

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In vielen Profiwerkstätten wird heute der Zementboden mit einer Zweikomponentenmasse bedeckt – robust, aber teuer.

Wenn die Werkstatt erst mal fertig ist, werden wahrscheinlich weite Teile der Wände mit Regalen und bereithängendem Werkzeug bedeckt sein. Allerdings sollte das kein Anlass sein, hierbei auf „irgendetwas“ zu setzen. Konkret empfiehlt sich folgendes:

  • Die Wände sollten nur mit einem robusten, mineralischen Putz bedeckt sein, der einen Farbauftrag mit abwaschbarer Farbe bekommt. Das macht es im Gegensatz zu gefliesten Wänden auch einfacher, dort zusätzliche Dinge aufzuhängen.
    Tipp: Die Wände trotz der Schmutzgefahr recht hell streichen; umso besser wird das Licht der Deckenbeleuchtung aufs Auto reflektiert.
  • Beim Boden sollte man überlegen, ob man auf keramische Fliesen setzt, einen Werkstattboden aus PVC-Fliesen oder eine 2k-Bodenbeschichtung, die direkt auf den Estrich aufgebracht wird. Dabei hat PVC den großen Vorteil, sehr robust gegenüber herabfallendem Werkzeug und Co. zu sein, kann allerdings durch häufiges Schweißen geschädigt werden.

Natürlich kann es auch Sinn machen, gemischt vorzugehen, etwa Keramikfliesen überall und bloß direkt unter dem Auto PVC bzw. Beschichtung.

6. Tipps und Tricks für bestes Gelingen

Beachtet man die bisherigen Punkte, wird der Neubau-Traum auch ein Schrauber-Traum. Allerdings gibt es noch einige Dinge aus dem Repertoire der Profis, die das Ergebnis noch besser machen können:

  • Für den Kompressor sollte man sich überlegen, ob es nicht Sinn macht, diesen in einem gesonderten Raum oder einer wettergeschützten und lärmgedämmten Box außerhalb der eigentlichen Werkstatt aufzustellen – schon kleine Kompressoren sind im Betrieb extrem laut, zudem nimmt dieses Gerät immer Platz weg.
  • Fenster sind, obwohl sie zu vielen Profiwerkstätten gehören, eigentlich nicht notwendig. Im Gegenteil, gerade weil sich in der eigenen Werkstatt so viele wertvolle Dinge befinden werden, macht es sogar viel Sinn, ganz auf diese Einbruch-anfällige Öffnung zu verzichten.
  • Die gesamte Rückwand an der Werkbank sollte idealerweise mit einer Gitterblechplatte bedeckt sein. Die kann man mit Haken und Schrauben nach eigenem Gusto zur Werkzeugwand machen und vollkommen frei bestücken, sodass die Werkzeuge übersichtlich zugänglich sind.
  • Da sowieso neu gebaut wird, sollte der Heizungsbauer eine Abzweigung samt Radiator in die Werkstatt legen. Dann kann man auch bei Minusgraden komfortabel schrauben. Wo das nicht möglich ist, sollte man auf einen Werkstattofen mit Kamin setzen.
  • Wenn man Regale kauft, sollte man grundsätzlich auf geschlossene mit Türen setzen. Das gilt besonders für zu lagernde Ersatzteile, die andernfalls rasch verschmutzt oder gar beschädigt werden.
  • Für alle Arbeiten, bei denen Betriebsflüssigkeiten austreten werden oder es auch nur könnten, sollte man sich große Bodenwannen aus ölbeständigem Kunststoff vom Werkstattausrüster besorgen. Und: Ein Eimer Ölbindegranulat muss immer bereitstehen.
  • Ein Kühlschrank ist praktisch Pflicht – schon um sich nach getaner Arbeit mit einem Kaltgetränk belohnen zu können.

Wenn das alles abgehakt ist, steht dem ganz großen Schrauben nichts mehr im Weg. Doch Vorsicht: Dank eines so perfekten Raumes haben schon so manche Schrauber mehr Feierabende und Wochenenden „verschraubt“, als ihrer besseren Hälfte lieb war.

Bildquellen:

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2) https://stock.adobe.com/de/images/handsome-car-mechanic-looking-at-tail-light-in-black-car/276578074 © LIGHTFIELD STUDIOS
3) https://stock.adobe.com/de/images/worker-welding-car-body/46242983 © loraks
4) https://stock.adobe.com/de/images/male-mechanic-fixing-car-in-service-center/208397644 © Pixel-Shot

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