rückfahrkamera-autodisplay Heckkamera nachrüsten – Rechtliches und Anleitung zum selber nachrüsten
Rückfahrkameradisplay
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Immer mehr neue Autos verfügen ab Werk über eine Kamera für die Rückwärtsfahrt. Bei vielen Herstellern gehört das Extra bereits bei Mittelklassemodellen zur Serie. Bei älteren Fahrzeugen jedoch gehört dieser Helfer noch zu den Ausnahmen. Man kann allerdings bei nahezu jedem Auto nachträglich eine Heckkamera einbauen und anschließen. In unserem Ratgeber verraten wir, welche Vorteile die Kamera bietet und worauf Sie beim Nachrüsten achten müssen.

Rückwärtsfahren mit dem Auto – eine der häufigsten Unfallursachen

Eine große Anzahl an Unfällen geschieht beim Anfahren, speziell beim Parken. Der Fahrer kann im Rückwärtsgang trotz größter Vorsicht nicht alle Ecken überblicken. Schnell wird dabei ein Bordstein, eine niedrige Mauer oder ein anderes Hindernis übersehen. Jährlich geschehen Zehntausende Sach- und Personenschäden beim Rückwärtsfahren. Verschiedene Systeme am Auto können helfen, diese Zahl zu senken. Dazu gehört neben dem Abstandssensor auch die Heckkamera oder Rückfahrkamera.

Funktion und Vorteile der Heckkamera

Der Aufbau ist einfach: Das System braucht zwei wichtige Teile. Eine Heckkamera befindet sich hinten am Fahrzeug und ein Bildschirm im Inneren des PKW. Die Kamera besitzt einen besonders großen Winkel. Sie muss so angebracht werden, dass sie den fahrbahnnahen Bereich sieht und die Bereiche unterhalb der Scheibe und Heckklappe abdeckt, die der Fahrer des Autos nicht mit den Augen sehen kann. Über den Bildschirm sieht der Fahrer somit, was sich in den toten Winkeln hinter dem Auto befindet.

Die Vorteile der zusätzlichen Kamera sind:

  • Der schräge tote Winkel wird deutlich kleiner.
  • Die Kamera sieht Dinge unterhalb der Heckscheibe wie beispielsweise Kinder.
  • Die Position der Anhängerkupplung ist ersichtlich.
  • Beim Auslösen der Abstandskontrolle ist ersichtlich, um welche Art Hindernis es sich handelt.
  • verkabelt, drahtlos und über Handy nutzbar

StVO – Rechtliche Lage der rückwärtigen Kamera

Nach § 56 der StVO müssen Spiegel und Einrichtungen für indirekte Sicht so beschaffen sein, „dass der Fahrzeugführer… alle für ihn wesentlichen Verkehrsvorgänge beobachten kann“. Bei großen Fahrzeugen wie LKWs, Müllabfuhr und Baufahrzeugen besteht daher die Pflicht zur Ausrüstung mit einer Heckkamera, damit der Fahrer den Raum hinter dem Auto sehen kann.

Für PKW gibt es bisher keine Verpflichtung für eine Heckkamera, weder bei neuen noch älteren Autos. Es spricht jedoch aus Sicht der StVO und StVZO nichts gegen das Nachrüsten einer Heckkamera, denn schließlich verbessert sie die Sicherheit im Straßenverkehr.

Zwei Varianten zum Nachrüsten der Heckkamera

rückfahrkamera-im-rückspiegel Heckkamera nachrüsten – Rechtliches und Anleitung zum selber nachrüsten
Rückfahrkameradisplay im Rückspiegel
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Es gibt zwei Möglichkeiten beim Nachrüsten einer Rückfahrkamera. Eine Heckkamera mit separatem Bildschirm ist einfacher zu installieren. Sie wird zwar vom Auto mit Strom versorgt, ist jedoch sonst von der Elektrik des Autos unabhängig. In Autos, die ab Werk kein Display besitzen, kommt fast immer diese Form zum Einsatz. Kamerasysteme, die drahtlos funktionieren und Bluetooth nutzen, sind ebenso mit separatem Display ausgestattet.

Die zweite Variante ist das Rückfahrkamerasystem zur Integration in das Auto. Es wird an einen vorhandenen Bildschirm oder ein Display angeschlossen. Diese Variante integriert sich perfekt in das Fahrzeug, da kein separater Bildschirm nötig ist. Der Nachteil ist jedoch der deutlich höhere Preis, denn die Heckkamera samt Zubehör muss meist direkt beim Hersteller eingekauft werden.

Heckkamera nachrüsten – Schritt für Schritt Ratgeber

rückfahrkamera-karton Heckkamera nachrüsten – Rechtliches und Anleitung zum selber nachrüsten
Rückfahrkameraset
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Das Nachrüsten der Kamera beim Hersteller kostet viel Geld, günstiger ist es daher, den Einbau selbst vorzunehmen. Grundsätzlich ist das Einbauen und Anschließen einer Heckkamera selber machbar. Unser Ratgeber verrät in sieben Schritten, wie es funktioniert.

Mit diesen Werkzeugen und Hilfsmitteln lässt sich unsere Einbauanleitung bei den meisten Autos umsetzen:

  • Seitenschneider
  • Schraubenzieher
  • Lötkolben & Lötzinn
  • Alternativ: Crimpzange & Hülsen
  • Schrumpfschlauch
  • Feuerzeug
  • Kabel (häufig mitgeliefert)

1. Kennzeichen und Halterung entfernen

Als erstes muss das Heck des PKW vorbereitet werden. Dazu entfernen Sie das Kennzeichen und den Kennzeichenhalter. Das Kennzeichen ist normalerweise eingeklickt. Sobald dieses gelöst wurde, sollten die Schrauben sichtbar werden, die den Halter am Heck des Autos festhalten. Diese werden mit einem Schraubenzieher gelöst.

2. Anschlussmöglichkeit suchen und vorbereiten

Das Kennzeichen samt Halter ist demontiert. Nun widmen wir uns dem elektrischen Anschluss. Als erstes sollte daher unbedingt die Batterie abgeklemmt werden, um Schäden an elektrischen Bauteilen zu verhindern. Dazu wird einfach der Minuspol der Batterie entfernt und so gelegt, dass er mit keinem Metall in Kontakt kommt.

Nun geht es darum, eine Anschlussmöglichkeit für die Kamera zu finden. Sie müssen die Kamera an den Strom anschließen. Dabei ist es egal, ob die Heckkamera über Funk oder Kabel mit der Konsole verbunden wird. Sie benötigen eine Plusleitung und eine Minusleitung.

Vorsicht: Wird der PKW über einen CAN-Bus gesteuert, sind durch den Anschluss neuer Geräte Fehlermeldungen möglich. Damit ist überwiegend bei neueren Autos zu rechnen, da die Geräte hier miteinander „kommunizieren“. In diesem Fall sollte ein Fachmann befragt werden.

Normalerweise erfolgt der Anschluss an den Rückfahrscheinwerfer. Dann wird die Kamera mit Strom versorgt, sobald der Rückwärtsgang eingelegt wird und der Monitor springt an. Grundsätzlich kann die Kamera an jeden anderen Pluspol angeschlossen werden. Sie ist aber bei einem Anschluss beispielsweise an die Kennzeichenbeleuchtung dauerhaft mit Strom versorgt. Dadurch würde bei einer Kamera mit separatem Display der Bildschirm über die ganze Zeit den Bereich hinter dem Auto zeigen. Das kann während der Fahrt ablenken und nicht alle Kameras und Displays sind für diesen Dauerbetrieb geeignet.

3. Kabel verlöten

Im nächsten Schritt unserer Einbauanleitung geht es darum, die Rückfahrkamera im Auto anzuschließen. Dazu nehmen Sie die Leitung, an welche die Kamera angeschlossen werden soll und schneiden sie mit dem Seitenschneider durch. Die Enden der Adern werden nun etwa einen Finger breit abisoliert, damit Kupfer sichtbar ist.

Achtung: Beim Abisolieren dürfen keine Adern abgeschnitten werden. Das reduziert den Querschnitt und sorgt für eine übermäßige Erwärmung an dieser Stelle!

Nun werden alle drei Kabel miteinander verbunden, also die beiden abgeschnittenen Enden der Rückfahrleuchte mit dem Kabel Kamera. Zuerst werden Schrumpfschläuche über das Leitungsende von Plus und Minus gezogen. Dann geht es mit Lötkolben oder Crimpzange weiter:

Benutzung des Lötkolbens

Bei der Benutzung des Lötkolbens werden die Enden miteinander verdrillt. Nun werden die Drähte mit dem Lötkolben erwärmt und mit etwas Lötzinn miteinander „verklebt“. Das Lötzinn erkaltet innerhalb von Sekunden. Testen Sie die Verbindung: Schlechte Lötstellen sind bei einer späteren Diagnose schwer zu finden.

Verwendung von Crimpzange und Quetschhülsen

Bei der Verwendung von Crimpzange und Quetschhülsen werden die Enden einfach in die Hülse eingesteckt und mithilfe der Zange gepresst. Die Crimpzange ist mit Markierungen versehen, damit Sie die richtige Größe leicht finden.

Der Schrumpfschlauch wird nach dem Verbinden der Kabel mit dem Feuerzeug geschrumpft. Er stabilisiert die Verbindungsstelle mechanisch und verhindert, dass die Kabel mit anderen leitfähigen Teilen in Kontakt kommen.

4. Weg im Innenraum des Autos suchen

Bei einer Kamera, die drahtlos z. B. via Bluetooth funktioniert, entfällt dieser Schritt. Hier muss nur der Sender für Bluetooth oder Funk im Fahrzeuginneren befestigt werden. In diesem Fall springen Sie direkt zum fünften Schritt.

Bei den meisten Rückfahrkameras muss ein Kabel zur Konsole verlegt werden. Dazu bieten sich die vorhandenen Kabelkanäle an. Diese befinden sich je nach Auto z. B. in den Seitenwänden des Kofferraums, in der Nähe der Einstiegsleisten und unter dem Beifahrersitz.

5. Kamerabefestigung am Auto

rückfahrkamera-stoßstange Heckkamera nachrüsten – Rechtliches und Anleitung zum selber nachrüsten
Rückfahrkameramontage am Heckgriff
©Foto: keerati/depositphotos.com

Die eigentliche Kamera muss so montiert werden, dass sie sich während der Fahrt nicht lösen kann und sie darf auf keinen Fall Teile des Kennzeichens verdecken. Die Befestigung der Kamera kann auf zwei Wegen erfolgen. Prüfen Sie, welche Variante für Ihr Fahrzeug und das gewählte System in Betracht kommt:

  1. Befestigung in der Öffnung über dem Kennzeichen
  2. Befestigung im Raum zwischen Kennzeichenbeleuchtung und Kennzeichen

6. Kabelverlegung bis zum Bildschirm im Auto

Die Rückfahrkamera ist befestigt und die Kabel wurden verlegt. Nun fehlt noch die Einbauanleitung in der Konsole vorn. Hier muss der Bildschirm mit Strom versorgt werden. Schließen Sie den Bildschirm an ein Pluskabel an, welches über die Zündung geschaltet wird.

Achtung: Weder Kamera noch Empfänger bei Anlagen über Funk dürfen dauerhaft an den Strom angeschlossen werden. Dadurch entleert sich die Batterie auch, wenn das Auto nicht benutzt wird.

Wichtig ist auch, dass der Bildschirm das Videosignal der Kamera empfängt. Bei einer Rückfahrkamera mit Kabel ist ein separates Kabel für das Bildsignal vorhanden. Bei einer Kamera über Bluetooth wird das Signal über Funk an einen Empfänger übertragen, der über ein Kabel mit dem Display verbunden wird.

7. Halter und Kennzeichen wieder einbauen

Nun, da das Anschließen der Rückfahrkamera erledigt ist, können Sie alle Abdeckungen wieder verschließen. Montieren Sie das Kennzeichen und den Halter wieder an den vorgesehenen Stellen. Unser Ratgeber schließt mit einem Test ab, ob die Heckkamera ordnungsgemäß funktioniert. Legen Sie bei gestartetem Motor den Rückwärtsgang ein, dann sollte der Bildschirm starten und den Bereich hinter dem PKW anzeigen.

Sonderfall: Kamerasystem über Handy

In den letzten Jahren werden immer mehr Systeme angeboten, die über das Handy funktionieren. Das grundsätzliche Vorgehen ist das Gleiche wie bei anderen drahtlosen Kameras: Die Heckkamera wird befestigt und ein Empfänger im Heck verbaut. Dieser sendet das Videosignal über Bluetooth, Wifi oder anderweitig über Funk. Das Bild der Kamera lässt sich dann über eine App auf dem Handy anzeigen. Bedenken Sie hierbei nur, dass das Aufnehmen des Handys während der Fahrt verboten ist. Es muss daher in einer Halterung befestigt werden.

Kosten beim selber Nachrüsten des Kamerasystems

Nützlich ist die Rückfahrkamera allemal, besonders in Parkhäusern und auf unübersichtlichen Parkplätzen. Umsonst ist sie aber leider nicht. Durchschnittlich kostet eine Rückfahrkamera für das Auto je nach Modell zwischen 40 und 80 €. Sofern die Geräte vorhanden sind, kosten die Hilfsstoffe nur wenige Euro. Damit ergeben sich Gesamtkosten inklusive aller Hilfsmittel von meist unter 100 €.

Die Arbeitszeit für die Montage schwankt je nach Auto und Routine des Monteurs zwischen einer und drei Stunden.

Alternative: Heckkamera in der Werkstatt nachrüsten lassen

Wer sich das selber anschließen nach unserer Anleitung nicht zutraut, kann diese Aufgabe natürlich an eine Werkstatt übergeben. Hier fallen selbstverständlich deutlich höhere Kosten an. Die Werkstatt wird auf die Original-Rückfahrkamera des jeweiligen Herstellers zugreifen. Die Kosten liegen hier im Gegensatz zu den günstigeren, unabhängigen Geräten bei mehreren hundert Euro. Außerdem kommen noch eine bis zwei Stunden Arbeitszeit hinzu. Eine Heckkamera in der Werkstatt nachzurüsten kostet meist zwischen 500 und 1000 €.

Haftungsausschluss

Unsere Ratgeber enthalten viele fachliche Informationen rund um das KFZ, die wir sorgfältig zusammengetragen haben. Diese Artikel können allerdings die Fachkenntnis eines Spezialisten nicht ersetzen. Autoteile-Markt haftet daher nicht für Schäden und Verletzungen, die durch unsachgemäß ausgeführte Reparaturen entstehen. Wir empfehlen grundsätzlich, Arbeiten am KFZ nur von einem Fachmann ausführen zu lassen.

FAQ – Heckkamera nachrüsten

Der nachträgliche Einbau einer Kamera ist möglich, setzt allerdings ein wenig technisches Können voraus. Sie greifen in die Elektrik des Autos ein und sollten daher über elektrische Grundkenntnisse verfügen. Für eine saubere Kabelverlegung müssen Sie etliche Abdeckungen öffnen. Planen Sie also etwas Zeit für die Arbeit ein.

Achten Sie darauf, dass die Kamera über den Rückwärtsgang eingeschaltet wird. Sie soll schließlich nur anspringen, wenn das Auto rückwärts fährt. Außerdem würde es die Batterie unnötig belasten, wenn die Kamera dauerhaft mitläuft.

Achtung beim Einbau einer Rückfahrkamera bei einem Fahrzeug mit CAN-Bus: Hier treten möglicherweise Fehlermeldungen auf, da Steuergeräte eine Veränderung feststellen. Bei diesen Autos sollten Sie eine Nachrüstung ohne Fachmann unterlassen.

fred-e1699603968281 Heckkamera nachrüsten – Rechtliches und Anleitung zum selber nachrüsten

F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.

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