62593-Bild-1-1024x576 E-Autos: Einfach nur Fahrzeuge mit anderem Antrieb oder völliger Paradigmenwechsel?
(stock.adobe.com © Herr Loeffler)

Elektrische Fahrzeugantriebe sind ähnlich alt wie das Automobil selbst. Allerdings schicken sie sich erst jetzt an, Mobilität völlig zu revolutionieren – doch in welchem Ausmaß?

Elektrofahrzeuge fristeten über viele Jahrzehnte ein absolutes Nischendasein – obwohl sie zu Beginn der Kraftfahrzeugentwicklung einige Jahre lang einen Vorteil gegenüber Verbrennungsmotoren hatten. Zeitweilig schien sich das E-Auto sogar durchzusetzen, bis die Ölförderung und Kraftstoffherstellung ein hinreichend industrialisiertes Maß erreicht hatten.

Heute ist dieses Nischendasein vorbei. Elektrofahrzeuge haben innerhalb kürzester Zeit enorme Fortschritte gemacht und sich etabliert. Allerdings gibt es viele, die nicht der Ansicht sind, es handle sich dabei nur um normale Fahrzeuge mit einem anderen Antrieb und einer anderen Energiequelle. Doch haben diese Leute recht? Sind Elektroautos wirklich ein Paradigmenwechsel der gesamten Mobilität?

Elektrofahrzeuge und was sie wirklich vom Bisherigen unterscheidet

Automobilität lässt sich niemals nur auf den Fahrzeugantrieb selbst herunterbrechen. Letzten Endes handelt es sich dabei um eine deutlich weitreichendere Angelegenheit, die sowohl industrielle als auch soziokulturelle und volkswirtschaftliche Belange tangiert.

Insofern lässt sich zumindest in Grundzügen feststellen, dass die heutigen und künftigen Generationen von E-Autos in der Tat nicht nur Fahrzeuge mit alternativen Antrieben sind. Allerdings stehen dahinter tatsächlich mehrere Gründe, die erst in ihrer Gesamtheit eine wirkliche Zeitenwende bedeuten.

1. Ein stark reduzierter Anspruch bezüglich Schmierstoffe

62593-Bild-2-1024x678 E-Autos: Einfach nur Fahrzeuge mit anderem Antrieb oder völliger Paradigmenwechsel?
Im Vergleich mit Verbrennern ist der Schmierstoffbedarf von Elektrofahrzeugen beinahe vernachlässigbar. (stock.adobe.com © Avantgarde)

Ein Stromer benötigt keinen Kraftstoff, der auf Kohlenwasserstoffen basiert, also Erdöl. Dieser Fakt dürfte wohl zu den am besten bekannten gehören. Selbst, wenn es natürlich möglich ist (und praktiziert wird) den benötigten Strom über derartige fossile Energieträger zu erzeugen, so bedeutet dennoch jedes Elektrofahrzeug einen Abnehmer weniger für die Kraftstoffindustrie.

Allerdings darf man nicht vergessen, dass beim Raffinieren von Erdöl Kraftstoffe wie Benzin und Diesel nur ein Teil der Endprodukte sind. Ein anderer sind mineralische Schmierstoffe, besonders prominent Motoröl.

  • Viele bewegliche Teile,
  • konstruktiv (besonders beim Kaltlauf) unvermeidbare Undichtigkeiten und
  • eine teils hohe Temperaturbelastung

sorgen nicht nur für eine generelle Notwendigkeit von Motoröl beim Verbrenner, sondern bedingen überdies einen regelmäßigen Ölwechsel – typischerweise einmal jährlich.

In Elektromotoren hingegen finden keinerlei Verbrennungsprozesse statt. Zudem gibt es sehr viel weniger bewegliche Teile. Überdies erfolgt durch den hohen Wirkungsgrad keine nennenswerte Wärmeerzeugung, die zwecks Kühlung an ein Medium abgegeben werden müsste. Außerdem benötigen die meisten Elektrofahrzeuge durch das völlig andere Wirkprinzip samt Kraftentfaltung kein Getriebe im klassischen Sinn.

Aus all diesen Gründen benötigen Elektrofahrzeuge weder mineralische noch synthetische Motor- und Getriebeöle. Ihr Schmierstoffbedarf beschränkt sich auf geringe Mengen, beispielsweise in Radlagern oder Antriebswellen.

Dadurch bedeuten E-Autos eine gleich mehrfache Belastung für die Kraft- und Schmierstoffindustrie. Schon die Abwesenheit von Kraftstoffen bedeutet herbe Umsatzverluste, jedoch darf nicht vergessen werden, wie wichtig regelmäßig zu wechselnde Öle (und deren Additive) ebenfalls für die gesamte Branche sind.

2. Eine (in gewissen Grenzen) reduzierte Geräuschkulisse

62593-Bild-3-1024x715 E-Autos: Einfach nur Fahrzeuge mit anderem Antrieb oder völliger Paradigmenwechsel?
or allem jenseits der 30 km/h sind Elektrofahrzeuge nicht so unhörbar leise, wie viele annehmen. (stock.adobe.com © Starpics)

Viele Fahrzeuglaien glauben, die Lautstärke eines Automobils würde durch das Antriebs- beziehungsweise Motorengeräusch aus dem Auspuff verursacht. Gänzlich falsch ist das nicht, aber auch nicht vollkommen richtig.

Wahr ist, dass jedes Automobil drei maßgebliche Arten von Geräuschen emittiert:

  • Das Antriebsgeräusch (beim Verbrenner durch den Ansaug- und Abgasstrang des Motors),
  • das Abrollgeräusch der Reifen (das sogenannte Reifen-Fahrbahn-Geräusch) und
  • das Windgeräusch, das beim Umströmen des Fahrzeugs entsteht.

Zwar erzeugen Elektromotoren ebenfalls diese Geräusche. Jedoch ist das Antriebsgeräusch durch das Arbeitsprinzip des Elektromotors a) schwächer, b) hochfrequenter und c) reicht dadurch längst nicht so weit. Außerdem muss die Prominenz der jeweiligen Geräusche bezüglich der Fahrtgeschwindigkeit betrachtet werden.

Bei einem modernen schallgedämpften Verbrenner überwiegt das Antriebsgeräusch nur bis höchstens 25 km/h, respektive 30 bis 45 km/h beim Beschleunigen. Jenseits davon ist das Abrollgeräusch deutlich prominenter und wird bei höheren Tempi immer stärker durch das Windgeräusch ergänzt oder gar überlagert.

Insofern sind E-Autos gerade bei geringen Geschwindigkeiten tatsächlich leiser – sowohl ein Vorteil für Anwohner als leider auch ein Unfallrisiko. Aus diesem Grund müssen Stromer seit 2021 bis 20 km/h durch künstliche Warntöne besser zu hören sein. Jenseits davon allerdings dominiert selbst bei reinen E-Autos das Abrollgeräusch, womit keine wirklich leisere Verkehrsumgebung entsteht. Durch die insgesamt windschlüpfrigere Gestaltung ohne die Notwendigkeit großer Öffnungen für Kühlluftzufuhr ist jedoch meist das Windgeräusch ebenfalls reduziert.

Das bedeutet, wenn mit der dahinterstehenden Verkehrswende eine reduzierte Geräuschkulisse, gerade an urbanen Verkehrsschwerpunkten, einhergehen soll, ist es nötig, sowohl Fahrgeschwindigkeiten zu reduzieren als auch an Fahrbahnen und Reifen zu arbeiten. Insbesondere in verkehrsberuhigten Zonen und (in schwächerem Ausmaß) entlang von Autobahnen ist jedoch tatsächlich eine Geräuschreduzierung wahrscheinlich.

3. Eine völlig andere Unternehmensmentalität hinter den Fahrzeugen

62593-Bild-4-1024x648 E-Autos: Einfach nur Fahrzeuge mit anderem Antrieb oder völliger Paradigmenwechsel?
Der Elektro-Boom brach viele verfestigte industrielle Strukturen auf. Allen voran Tesla, hier in der Grünheide. (stock.adobe.com © wideeyes)

Der Verbrenner ist seit mehr als hundert Jahren weltweit etabliert. Dadurch entstand eine geradezu festzementiert wirkende Industrie. Sie wurde und wird durch riesige, international operierende Konzerne dominiert. Eine Umgebung also, in der es kaum möglich ist, als völlig neuer Hersteller einen Fuß auf den Boden zu bekommen, da die Etablierten sämtliche Prozesse von Design, Konstruktion, Fertigung und Vertrieb durch ihre Erfahrung meisterlich beherrschen.

Diesbezüglich stellt das E-Auto tatsächlich zumindest einen sehr interessanten Wandel der Verhältnisse dar. Durch das andere Antriebskonzept konnten und können sich hier Unternehmen etablieren, die bei Verbrennerfahrzeugen mangels Expertise niemals eine Chance gehabt hätten.

In gewisser Hinsicht haben Stromer eine regelrechte Startup-Welle ausgelöst. Kleine Unternehmen oder solche, die bislang nicht im Fahrzeugbau bekannt waren, konnten plötzlich nicht nur mitmischen, sondern teilweise sogar die etablierten Hersteller durch deren mangelnde Elektro-Expertise in die Bredouille bringen.

Stellvertretend für viele Unternehmen muss hier Tesla unter der Ägide von Elon Musk stehen. Ein Visionär, der sich wohl nur mit einem Howard Hughes vergleichen lässt. Tesla wurde erst 2003 gegründet, konnte seitdem jedoch in der Fahrzeugwelt ungekannte Wachstumsraten vermelden und gilt in Expertenkreisen längst als sehr gute Investitionsumgebung mit Anleihen im Bereich von zehn Prozent Zinsen jährlich.

Der Grund? Tesla hat keinerlei „Altlasten“, die alle etablierten Fahrzeughersteller hemmen. Das Unternehmen hat noch nie Verbrenner gefertigt und wird es wohl kaum jemals tun. Zusammen mit dem Denken und Handeln von Elon Musk besteht deshalb ein Unternehmen, das völlig anders agieren kann – und dadurch beim größten Wandel der Automobilität viel flexibler und leichtfüßiger ist.

Zwar bauen natürlich etablierte Hersteller mittlerweile ebenfalls Elektrofahrzeuge. Tatsächlich stellen sie sogar in Europa die Masse der Verkäufe. Ohne den immensen Druck von schnell großgewordenen Startups wie Tesla hätte es jedoch wohl niemals so rasch funktioniert.

4. Eine enorme Herausforderung für die Zuliefererbranche

62593-Bild-5-1024x585 E-Autos: Einfach nur Fahrzeuge mit anderem Antrieb oder völliger Paradigmenwechsel?
Verbrennungsmotoren mit ihren Hilfsaggregaten bedeuten sehr viele Teile – die bei Stromen allesamt wegfallen. (stock.adobe.com © Vlad Kochelaevskiy)

Ein Verbrenner-PKW besteht im Schnitt

  • aus zirka 10. bis 12.000 Einzelteilen.
  • Allein auf den Motor entfallen davon durchschnittlich etwa 1.500 Teile – je nach Bauform, Zylinderzahl und einigen anderen Faktoren.
  • Hinzu kommt alles, was an Hilfsaggregaten für diese Antriebsform benötigt wird. Sei es der Tank, die Kraftstoffpumpe, das gesamte Kühlsystem oder das Getriebe.

Summa summarum entfällt deshalb bei einem solchen Fahrzeug mitunter ein Drittel aller Teile nur auf den Antrieb mit seinen ergänzenden Systemen.

Natürlich, beim Elektrofahrzeug wird vieles schlicht substituiert – beispielsweise Kraftstoffleitungen durch Stromkabel. Dennoch besteht der Motor nur aus etwa 200 Einzelteilen. Andere Komponenten entfallen zudem ersatzlos, wie etwa das genannte Getriebe.

Hier muss man sich nun vor Augen führen, wie groß und bedeutend die Zuliefererindustrie für den klassischen Fahrzeugbau ist. Denn je nach Hersteller wird eine enorme Menge von Komponenten von solchen Zulieferern gefertigt. 2019 beispielsweise sorgte das allein in Deutschland für fast 315.000 Arbeitsplätze.

In den kommenden Jahren, so sind sich praktisch alle Experten einig, wird die ständig größer werdende Dominanz des Elektroautos

  • einerseits kostspielige Wandlungsprozesse anstoßen und
  • andererseits die globale Zuliefererindustrie beträchtlich schrumpfen lassen.

Leider ein unvermeidbarer Automatismus: Teile, die nicht mehr im Fahrzeugbau benötigt werden, müssen nur noch als Ersatzteile für eine beständig schwindende Flotte von Verbrennerfahrzeugen produziert werden.

Große Zulieferer befinden sich längst in einem Wandlungsprozess. Wenig betroffen werden überdies diejenigen Unternehmen sein, deren Geschäft nicht so stark auf den Antriebskomponenten ruht – E-Autos benötigen ja beispielsweise weiterhin herkömmliche Fahrwerksbauteile wie etwa Stoßdämpfer. Für kleinere Zulieferer ist die Herausforderung jedoch enorm und wird mutmaßlich in den kommenden Jahrzehnten viele Arbeitsplätze weltweit kosten.

5. Ein teilweiser Eingriff in das System der Werkstätten

62593-Bild-6-1024x683 E-Autos: Einfach nur Fahrzeuge mit anderem Antrieb oder völliger Paradigmenwechsel?
Wo es weniger Teile gibt, muss weniger repariert und gewartet werden. Eine Herausforderung für Werkstätten. (stock.adobe.com © Андрей Репетий)

Elektrofahrzeuge sind, bezogen auf ihre Teile, zu etwa zwei Dritteln deckungsgleich mit herkömmlichen PKW, dies wurde bereits im vergangenen Kapitel erläutert. Trotzdem und gerade deshalb lässt es sich jedoch nicht von der Hand weisen, in welchem Maß das System der Werkstätten ebenfalls einem Wandel unterliegt.

Hierhinter verbergen sich mehrere Gründe:

  1. Die lange Zeit der Verbrenner-Dominanz sorgte für das Entstehen einer sehr großen Anzahl von Werkstätten und Mechatronikern, die sich dem Thema annehmen können. Zumindest in Sachen Antrieb ist Elektromobilität jedoch weiterhin verhältnismäßig neu, sodass insgesamt noch für längere Zeit weniger Werkstätten infragekommen, um wenigstens die elektrospezifischen Teile von E-Fahrzeugen zu warten und zu reparieren.
  2. Zwar gibt es seit einiger Zeit die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker mit Schwerpunkt System- und Hochvolltechnik als Spezialist für Elektrofahrzeuge. Im Vergleich mit klassisch ausgebildeten Mechanikern und Mechatronikern sind diese Personen jedoch noch eine Minderheit und werden es noch länger bleiben.
  3. Da der gesamte Antriebsstrang bei Stromern simpler aufgebaut ist, fallen a) viele diesbezügliche Wartungsarbeiten ersatzlos weg, gibt es b) weniger Teile, die durch Verschleiß oder Schäden ausgetauscht werden müssen, sind c) viele Arbeiten schneller durchgeführt. Dementsprechend werden viele Werkstätten mit Umsatzeinbußen zu kämpfen haben, weil Autos weniger Wartungen und Reparaturen benötigen und diese schneller durchzuführen sind.

Natürlich verbleiben, wie erwähnt, zirka zwei Drittel der bisherigen Aufgabenfelder. Für viele Werkstätten, die jedoch schon Angesichts der Anforderungen normaler Verbrenner wirtschaftlich nicht sonderlich potent sind, könnte ein weiterer Rückgang durch mehr Elektrofahrzeuge das Aus bedeuten.

6. Ein völlig andersgelagerter Umgang mit dem Thema „Tanken“

62593-Bild-7-1024x683 E-Autos: Einfach nur Fahrzeuge mit anderem Antrieb oder völliger Paradigmenwechsel?
Strom gibt es fast überall. Dem Tankstellensystem steht deshalb ein tiefgreifender Wandel bevor. (stock.adobe.com © K.Pornsatid)

Seitdem Bertha Benz 1888 bei ihrer bekannten Fahrt an einer Apotheke in Wiesloch Halt machen musste, um dort Kraftstoff zu erstehen, hat sich das System der Tankstellen weltweit zu dem wohl größten Monopolisten unserer Zeit entwickelt. Fahrzeugkraftstoffe gibt es praktisch ausschließlich dort zu kaufen – wenigstens für private und sehr viele gewerbliche Verbraucher.

Mit dem Strom, den es zum Aufladen von Elektrofahrzeugen benötigt, verhält es sich jedoch diametral anders. Ladestrom gibt es letzten Endes nicht nur sprichwörtlich „an jeder Steckdose“. Und selbst wenn die Wallbox die „beste“ Möglichkeit darstellt, ein E-Auto aufzuladen, so funktioniert es doch spätestens mit passenden Adaptern und modernen Fahrzeugen wirklich überall, sofern der Zeitfaktor keine Rolle spielt – viele Fahrzeuge kommen selbst mit den wenigen Ampere zurecht, die an einer herkömmlichen 230-Volt-Schuko-Steckdose anliegen.

Hier muss nun bedacht werden, auf welche Weisen diese Kultur des Tankens von Verbrennern die bisherige Mobilität beeinflusst:

  • Es gibt den Kraftstoff nur von Monopolisten, die deshalb bei der Preisgestaltung eine strenge Kontrolle ausüben können.
  • Der Tankvorgang muss zwingend im Rahmen einer Fahrt erfolgen. Zwar ist er selbst bei großen PKW zeitlich nur recht kurz, stellt aber immer eine Unterbrechung dar – da kaum jemand zuhause Kraftstoff in solchen Mengen lagert oder wenigstens lagern darf (Benzin: 20 Liter, Diesel: 200 Liter).
  • Tankstellen haben sich durch ihre Entkoppelung von Ladenschlussgesetzen vielerorts zu 24/7-Mini-Supermärkten entwickelt und stellen besonders im ländlichen Raum oft wertvolle (teils einzige) Einkaufsmöglichkeiten dar.

Immer wieder wird die (etwas) geringere Reichweite aktueller E-Auto-Generationen und der deutlich längere „Tankvorgang“ als Nachteil angeführt. Dies stimmt zwar unbesehen. Für die automobile Realität vieler Menschen hat jedoch beides keine besonders schwerwiegende Bedeutung.

Entweder, weil sie auf den meisten Fahrten selbst eine verringerte Reichweite nicht ausschöpfen und/oder weil sie durch die breite Verfügbarkeit von Stromanschlüssen ihr Fahrzeug dann laden können, wenn es für sie zeitlich am günstigsten ist. Im Zweifelsfall über Nacht oder während der Arbeitszeit.

Hinzu kommt die Möglichkeit, über den Strompreis die Betriebs- oder „Tank“kosten sehr viel freier zu definieren. Selbst an Schnellladesäulen ist Strom deutlich günstiger als eine vergleichbare Energiemenge in Form fossiler Kraftstoffe. Besitzer von Photovoltaikanlagen können ihre Fahrzeuge sogar weitgehend kostenfrei laden.

Natürlich wandeln sich bereits heute immer mehr Tankstellen, indem sie zusätzlich Ladestrom offerieren. Ganz aussterben wird diese Unternehmensform samt Mini-Supermarkt also nicht. Wohl aber wird sie einen Wandlungsprozess und einen schwerwiegenden Bedeutungsverlust erfahren. Nach Ansicht vieler Experten deutlich stärker zum Verkauf von Produkten des täglichen Bedarfs statt Energie beziehungsweise Energieträgern.

7. Eine bislang ungekannte Art von Wertdefinition bei Fahrzeugen

62593-Bild-8-1024x683 E-Autos: Einfach nur Fahrzeuge mit anderem Antrieb oder völliger Paradigmenwechsel?
Der emotionale Appeal von Elektrofahrzeugen definiert sich nicht mehr nur über nackte Leistungsdaten. (stock.adobe.com © rh2010)

Wer sich für ein Elektroauto entscheidet, der entscheidet sich nach wie vor für eine Alternative, die noch einen weiten Weg vor sich hat, bis sie zur vorherrschenden Spielart wird. Insofern spielen bei vielen Menschen nicht nur persönliche, pragmatische Beweggründe eine Rolle bei der Entscheidung pro Stromer.

Im Gegenteil, bei vielen Käufern schwingt zumindest in Teilen das Umweltgewissen deutlich mit. Wer einen Elektro-PKW kauft, der tut damit ohne Wenn und Aber und ungeachtet sämtlicher Berechnungsmodelle der Umwelt einen Gefallen. Hinzu kommt ein durch den Antrieb herbeigeführter Wertewandel. Selbst der kleinste Stromer beschleunigt durch die spezifische Leistungskurve des Elektromotors stärker, als es selbst viele leistungsstarke Verbrenner vermögen.

Davon ausgehend erfolgt bei vielen Menschen eine Änderung der Wertdefinition, egal wie sie zur Individualmobilität per PKW stehen.

  • Diejenigen, die notgedrungen PKW fahren müssen, können sich mit den deutlich besseren Umweltkennzahlen von Stromern beruhigen.
  • Diejenigen, die leistungsbezogene Fahrfreude suchen, finden diese nicht mehr nur in den bestmotorisierten Ausstattungslinien und somit höchsten Kaufpreisen.
  • Der Wegfall dieses Leistungsdenkens macht den Weg frei für andere Formen von Wertschätzung und Preisgestaltung. Etwa durch völlig neue Funktionen, mehr Luxus etc.

Über viele Jahrzehnte definierte sich der Wert eines PKWs maßgeblich darüber, wie viele „Pferde“ er unter der Haube mobilisieren konnte. Da jeder Elektro-PKW diesbezüglich automatisch leistungsstark ist, kann die automobile Leidenschaft sich an anderen Dingen festmachen – es werden vornehmlich solche sein, die keine Nachteile für die Umwelt haben.

Fazit

Auf manchen mag es zwar bei oberflächlicher Betrachtung so wirken, als seien reine Elektrofahrzeuge herkömmliche PKW, bloß eben mit Elektromotor und Batterie, statt Kolbenmotor und Kraftstofftank. Tatsächlich ist dieser Wechsel jedoch nur die oberflächlichste Ausprägung. Darunter sind Elektrofahrzeuge tatsächlich der größte Paradigmenwechseln, den die PKW-Welt erlebte, seit Henry Ford sein legendäres T-Model zur Serienproduktion freigab.

Folgen Sie uns in den sozialen Netzwerken