Ihr Kfz zeigt erste Anzeichen von Rost am Unterboden oder dies wurde bereits beim Tüv beanstandet? Dann ist der Unterbodenschutz nicht mehr intakt. Hierbei handelt es sich um eine dünne Schutzschicht, welche die Metallteile vor Korrosion schützt. In diesem Ratgeber erfahren Sie Wissenswertes zum Unterbodenschutz und wir erklären, wie Sie den Unterboden bei Ihrem Auto selber versiegeln können.
Funktion des Unterbodenschutzes
Die meisten Autos sind bei allen Witterungen auf der Straße unterwegs. Die Teile an der Unterseite des Fahrzeugs müssen dabei einiges aushalten. Im Sommer wirbelt das Auto Steine und Staub auf, im Herbst fällt viel Regen und im Winter setzen Feuchtigkeit, Salz und Matsch dem Unterboden zu. Schmutz, Wasser und Salz würden Bauteile aus Metall, Blech oder Edelstahl mit der Zeit zerstören. Das verhindert der Unterbodenschutz.
Der Unterbodenschutz ist eine elastische Schicht zum Schutz vor Umwelteinflüssen. Sie wird auf einige Teile am Unterboden des Autos aufgetragen, die meist unter der Verkleidung versteckt sind. Die Schicht schützt die Metallteile vor Witterungseinflüssen und verhindert das Durchrosten des Fahrzeugs. Der Unterbodenschutz wird auch als Unterbodenversiegelung oder Unterbodenkonservierung bezeichnet.
Diese sollten Sie nicht verwechseln mit der Hohlraumkonservierung. Obwohl üblicherweise beide Arbeitsschritte gemeinsam erledigt werden, handelt es sich um zwei unterschiedliche Abläufe und chemische Stoffe.
Welche Arten von Unterbodenschutz gibt es?
Es gibt verschiedene Varianten der Unterbodenversiegelung, die sich in ihrer Zusammensetzung unterscheiden. Der Ablauf beim Auftragen ist immer gleich. Die drei Arten der Unterbodenkonservierung sind:
- Bitumenbasis
- Wachsbasis
- Kunstharzbasis
Bitumen wird aus Erdöl gewonnen und bildete über eine lange Zeit den Standard. Es wurde bei älteren Autos fast ausschließlich eingesetzt und ist immer noch in handlichen Spraydosen erhältlich. Das Erneuern einer Bitumen-Versiegelung ist also kein Problem.
Bei neuen Fahrzeugen werden üblicherweise Schutzschichten mit Wachs oder Kunstharz benutzt. Diese belasten die Umwelt weniger. Zum Auftragen wird oftmals eine Druckluftpistole mit Sprühaufsatz benötigt.
Welcher Unterbodenschutz ist für mein Auto geeignet?
Alle drei Stoffe besitzen aufgrund ihrer Zusammensetzung bestimmte Vorteile und Nachteile. Die Auswahl der Variante trifft der Hersteller für jedes Auto individuell. Dabei fließen technische Daten und Erfahrungswerte in die Beurteilung ein.
Ohne fachspezifisches Wissen raten wir dringend von einer Änderung der Versiegelungsart ab. Bei einer Erneuerung des Unterbodenschutzes sollte zur Sicherheit die gleiche Basis gewählt werden, welchen der Hersteller bereits bei Auslieferung benutzt hat.
Wie lange hält eine Unterbodenschutzschicht beim Auto?
Die Lebensdauer der Unterbodenkonservierung richtet sich nach den Umständen, unter denen das Auto genutzt wird. Die Unterbodenschutzschicht ab Werk hält bei den meisten Autos fünf bis zehn Jahre, in einigen Fällen sogar deutlich länger. Generell hält eine Schicht aus Kunstharz am längsten, Bitumen hingegen wird schneller brüchig.
Der Abstellort des Fahrzeugs macht dabei viel aus. Wird das Auto häufig auf feuchtem Boden wie beispielweise einer Wiese geparkt, steigt Feuchtigkeit auf. Diese reduziert die Lebensdauer aller Metallteile und kann auch die Versiegelung langsam angreifen. Steht das Auto hingegen in einer trockenen Garage, wird die Lebensdauer alle Teile inklusive der Unterbodenversiegelung deutlich verlängert.
Eine regelmäßige Unterbodenwäsche verlängert die Haltbarkeit der Versiegelung ebenfalls. Dadurch werden Überreste von Dreck und Streusalz abgewaschen und können sich nicht in das Material einarbeiten.
Wann muss der Unterbodenschutz erneuert werden?
Die Unterbodenversiegelung sollte neu aufgetragen werden, wenn sie beschädigt ist und den Unterboden nicht mehr ausreichend schützt. Mögliche Gründe für eine beschädigte Unterbodenschutzschicht sind:
- Alterung (überwiegend bei Bitumen)
- mechanische Beschädigung, z. B. aufgesetzt im Gelände oder am Bordstein
- Abrieb der Schutzschicht durch Schmutz, Steine oder Splitt
Die Diagnose erfolgt durch eine Kontrolle auf Sicht. Zeigen sich Symptome von Rost und Korrosion, ist die Schutzschicht Defekt und der Unterboden wird langsam angegriffen. Die Karosserie wird normalerweise bei jeder Fahrzeuginspektion beziehungsweise Durchsicht kontrolliert.
Welche Folgen hat die Fahrt mit defektem Unterbodenschutz?
Eine gesetzliche Strafe für das Fahren mit beschädigter Unterbodenkonservierung gibt es nicht. Der Tüv jedoch unterzieht bei der Hauptuntersuchung viele Teile des Fahrzeugs einer kurzen Inspektion. Der Fachmann untersucht unter anderem den Unterboden auf Rostbildung. Wenn die Unterbodenkonservierung beschädigt ist und der Schaden deutlich sichtbar hervortritt, wird das Fahrzeug die Prüfung nicht bestehen. In diesem Fall muss der Unterboden behandelt und die Versiegelung erneuert werden.
Es besteht auch die Gefahr von Langzeitfolgen. Ist der Unterbodenschutz kaputt, werden die Metallteile durch die Witterung angegriffen. Das führt langfristig zu Folgeschäden an der Karosserie. Im Extremfall verliert der Fahrzeugrahmen seine Stabilität und das Auto damit seine Straßenzulassung.
Unterbodenschutz selber auftragen – Schritt für Schritt DIY Ratgeber
Die Unterbodenschutzschicht Ihres Autos ist beschädigt und Sie möchten diese neu auftragen? Dazu müssen Sie nicht unbedingt eine Werkstatt aufsuchen. Unser Ratgeber verrät, wie Sie die Unterbodenkonservierung Ihres Fahrzeugs Do it yourself erneuern können.
Sie benötigen dazu folgende Werkzeuge und Hilfsmittel:
- Hebebühne oder Grube
- Schraubendreher und Steckschlüssel zur Demontage der Verkleidung
- Schleifwerkzeuge: Drahtbürste oder Maschine mit Schleifaufsatz
- Rostlöser
- Unterbodenkonservierung, evtl. Grundierung und Hohlraumversiegelung
- Plan zur Hohlraumversiegelung
- Druckluftpistole (je nach Versiegelung nötig oder nicht)
1. Unterbodenwäsche
Vor der Konservierung muss der Unterboden sauber sein. Sie werden sonst schon bei der Demontage der Verkleidung Probleme bekommen. Hier empfiehlt sich als erstes die Reinigung in einer Waschstraße mit Unterbodenwäsche. Alternativ können Sie manuell mit einem Hochdruckreiniger von unten den groben Schmutz entfernen.
2. Unterboden zugänglich machen
Bringen Sie das Fahrzeug nun in eine Position, in der Sie den Unterboden vollständig erreichen. Hier empfiehlt sich die Verwendung einer Hebebühne oder Grube mit Hebevorrichtung. Die Unterbodenversiegelung auf dem Wagenheber ist leider nicht möglich.
Seit vielen Jahren wird der Unterboden von Autos mit Kunststoff verkleidet. Das schützt die Metallteile zusätzlich vor Witterung und mechanischen Schäden. Zum Versiegeln müssen Sie die Unterbodenverkleidungen abbauen. Je nach Auto muss möglicherweise auch die Verkleidung vom Radhaus gelöst werden.
3. Alte Schutzschicht und Rost abschleifen
Zu den weiteren Vorbereitungen für die neue Versiegelung gehört die Behandlung der Oberflächen. Als erstes sollten Sie den Unterboden von Hand ordentlich reinigen, da die Maschinenwäsche oft nicht alle Stellen erreicht. Meist ist nach der Reinigung deutlich zu sehen, an welchen Stellen sich die alte Versiegelung löst und der Rost bereits einsetzt.
An allen zu behandelnden Flächen müssen Versiegelung und Rost abgeschliffen werden. Das Entrosten funktioniert am besten mit einem Rostlöser und einer Drahtbürste. Alternativ können Sie auch eine Maschine mit Schleifaufsatz einsetzen. Achten Sie darauf, nur die betreffenden Metallteile zu polieren. Tragen Sie zur eigenen Sicherheit beim Schleifen Arbeitshandschuhe, eine Schutzbrille und einen Mundschutz. Reinigen und trocknen Sie die geschliffenen Flächen, damit diese staubfrei sind.
4. Zu behandelnde Flächen vorbereiten
Die Konservierung darf nicht auf heiße oder bewegliche Teile aufgetragen werden. Hier würde die Versiegelung verbrennen oder die Funktion der Autos stören. Vor dem Auftragen der neuen Versiegelung müssen Sie diese Teile schützen, indem Sie sie mit einer Folie abdecken oder abkleben.
Schützen Sie insbesondere folgende Teile:
- Motor
- Radlager
- Kupplung
- Lenkung
- Bremse
- Auspuff
- Katalysator und andere Teile der Abgasnachbehandlung
5. Unterbodenschutz und evtl. Grundierung auftragen
Nun sollte der Unterboden sauber, entrostet und bei Bedarf grundiert sein. Außerdem sind Abgasanlage, Bremsanlage und bewegliche Teile abgedeckt. Je nach verwendeter Versiegelung ist vorher eventuell eine Grundierung nötig. Lesen Sie dazu die Anleitung des Unterbodenschutzes. Wird eine Grundierung benötigt, tragen Sie diese nach der beiliegenden Anleitung auf. Warten Sie die beschriebene Zeit ab und prüfen Sie, ob die Grundierung trocken ist.
Nun fahren Sie mit dem Auftragen der Versiegelung fort. Je nach Sprühdose können Sie die Dose direkt verwenden oder müssen Sie mit einer Druckluft-Sprühpistole benutzen. Tragen Sie die Unterbodenversiegelung möglichst ohne Arbeitsunterbrechungen gleichmäßig auf. Anschließend warten Sie die beschriebene Trocknungszeit ab. Diese beträgt meist 20 bis 60 Minuten.
6. Hohlraumkonservierung
Die Hohlraumversiegelung wird üblicherweise gemeinsam mit der Unterbodenversiegelung durchgeführt. Hier geht es darum, Hohlräume zu verschließen, in denen sich Kondenswasser sammeln kann. Dazu wird ein Versiegelungsmittel mit kriechenden Eigenschaften über vorhandene Öffnungen in die Hohlräume eingesprüht. Hierfür wird eine Druckluftpistole mit Druckbecher und flexibler Düse benötigt.
Für eine fachgerechte Hohlraumkonservierung wird ein Hohlraumplan benötigt. Auch bei der Hohlraumversiegelung gilt: Es dürfen keine heißen oder beweglichen Teile behandelt werden, sondern lediglich die vorgesehenen Hohlräume. Anschließend müssen Sie die Trocknungszeit abwarten. Diese ist länger ist als bei der Unterbodenkonservierung und beträgt in der Regel mehrere Stunden. Nach der Durchtrocknung ist die Versiegelung abgeschlossen und das Auto sofort wieder fahrbereit.
Unterbodenschutz selber auftragen – Kosten und Aufwand
Mit ein wenig Werkzeug und handwerklichem Geschick können Sie den Unterbodenschutz beim Auto selber neu auftragen. Die Produkte sind im Handel verfügbar. Sie sollten sich vorher nur informieren, welche Art von Unterbodenschutz bei Ihrem Auto verwendet wird.
Die Kosten für die Unterbodenkonservierung betragen je nach Auto 20 bis 40 €. Für die Hohlraumkonservierung kommen nochmal 10 bis 30 € hinzu. Die Arbeitszeit richtet sich nach dem Umfang der Arbeiten und beträgt meist 1 bis 2 Stunden.
Unterbodenschutz in der Werkstatt erneuern lassen
Die Überprüfung und Erneuerung des Unterbodenschutzes übernimmt jede KFZ-Werkstatt. Hier wird das Auto mit Fachwissen behandelt, was die Haltbarkeit der Unterbodenkonservierung garantiert. Je nach Auto fallen im Fachbetrieb Gesamtkosten zwischen 150 bis 300 € an. Für eine zusätzliche Hohlraumkonservierung kommen je nach Hersteller und Auto zusätzlich 50 bis 200 € hinzu.
Haftungsausschluss
Unsere Ratgeber enthalten viele fachliche Informationen rund um das KFZ, die wir sorgfältig zusammengetragen haben. Diese Artikel können allerdings die Fachkenntnis eines Spezialisten nicht ersetzen. Autoteile-Markt haftet daher nicht für Schäden und Verletzungen, die durch unsachgemäß ausgeführte Reparaturen entstehen. Wir empfehlen grundsätzlich, Arbeiten am KFZ nur von einem Fachmann ausführen zu lassen.
F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.