Ältere Gebrauchtwagen sind anfälliger für Mängel und Verschließerscheinungen. Wann lohnt sich die Reparatur? Wann ist ein Verkauf wirtschaftlicher?

AdobeStock_176214127-1024x683 Reparieren oder verkaufen? Pro und Contra für Gebrauchtwagenbesitzer
@ Wellnhofer Designs (#176214127) / Adobe Stock

Die Qualität von Gebrauchtwagen hat sich im Laufe der Zeit verändert. Gehörten Fahrzeuge noch vor 30 Jahren nach 100.000 gelaufenen Kilometern zum alten Eisen, können sie ihre Fahrer heute bei guter Pflege und regelmäßiger Wartung noch weitere 100.000 Kilometer begleiten. Ein Grund dafür ist die Qualität der Fahrzeugteile und die fortschrittliche Technologie, die in modernen Autos zum Einsatz kommt. Früher oder später stellen sich aber bei jedem Fahrzeug die ersten Wehwehchen ein und die Kosten für Wartung und Reparatur werden umfangreicher.

Insbesondere wenn der TÜV ansteht und Materialverschleiß oder Defekte kostspielige Arbeiten erforderlich machen oder wenn ein Fahrzeug durch einen Unfall reparaturbedürftig geworden ist, stellt sich für Besitzer älterer Gebrauchtwagen häufig die Frage, ob sich die Reparatur noch lohnt, oder ob ein Verkauf des Fahrzeugs wirtschaftlicher ist. Für die Entscheidung kommen verschiedene Faktoren zum Tragen, die als Pro und Contra gegenübergestellt werden können.

Wertverlust in den ersten Jahren größer als Reparaturkosten

Der Wertverlust, den Neuwagen in den ersten Jahren nach dem Kauf erfahren, steht deutlich auf der Pro-Seite für Reparaturen. Mit der Erstzulassung verliert ein Neuwagen drastisch an Wert. Innerhalb der ersten fünf Jahre beziffert der ADAC den durchschnittlichen Wertverlust eines fabrikneuen Fahrzeugs auf 65 Prozent. Wer seinen Wagen innerhalb dieser Zeitspanne wieder verkauft, trägt den Verlust vollständig selbst. Innerhalb der ersten Jahre nach der Erstzulassung sind Reparaturen in den meisten Fällen noch lohnender als der Verkauf des Fahrzeugs. Selbst umfangreichere Reparaturrechnungen gleichen den Wertverlust im Wiederverkaufspreis in der Regel nicht aus, den Fahrzeughalter in den ersten Jahren in Kauf nehmen müssen.

Das Auto reparieren oder verkaufen – oder sogar beides?

In den darauffolgenden fünf Jahren ist die Frage Auto reparieren oder verkaufen vor allem ein Rechenexempel. Der Wertverlust des Fahrzeugs pendelt sich in dieser Zeitspanne im Durchschnitt auf 25 Prozent ein. Wie sehr Reparaturen ins Geld gehen, hängt dagegen von der Qualität des Fahrzeugs und der Bauteile ab und von den Nutzungsgewohnheiten. Hier kommt die jährliche Laufleistung ebenso zum Tragen wie die Nutzung bei hohen Geschwindigkeiten und über lange Strecken auf der Autobahn oder über kurze Strecken und niedriger Geschwindigkeit in städtischen Gebieten. Auch der übliche Stellplatz im Freien oder witterungsgeschützt wirkt sich auf die Wertentwicklung eines Fahrzeugs aus.

Für Autobesitzer, die sich nicht sicher sind, ob sie ihr Fahrzeug nach den ersten fünf Jahren reparieren oder verkaufen sollen, lohnt sich eine genauere Wertermittlung. Für einen ersten Anhaltspunkt hilft ein Blick ins Internet. Unabhängige Portale wie wirkaufendeinauto.de bieten die Möglichkeit, eine erste Autobewertung kostenlos online vorzunehmen und anhand weniger Eckdaten einen Schätzwert zu erhalten, der die Überlegungen zu Reparatur oder Verkauf unterstützen kann. Wird ein Verkauf in Betracht gezogen, lohnt sich der Vergleich, zu welchem Preis das Fahrzeug mit oder ohne die Reparatur veräußert werden könnte. Liegt der Wiederverkaufswert nach erfolgter Reparatur deutlich über dem für das defekte Fahrzeug und ist die Differenz größer als die Kosten für die Reparatur, lohnt sich vor dem Verkauf der Weg in die Fachwerkstatt.

Als Richtwert rät der ADAC:

Sollte die Reparatur mehr als die Hälfte des Restwerts ausmachen, ist es besser, den Schaden nicht zu beseitigen, sondern den Wagen abzustoßen. Wer trotzdem noch viel Geld in den Alten steckt, sollte ihn auch wirklich bis zum bitteren Ende behalten.“

(Quelle: https://www.adac.de)

Grundsätzlich gilt: Reparaturen aufgrund von Defekten und Verschleißerscheinungen erhöhen den Wert eines Fahrzeugs nicht. Erforderliche Reparaturen, die vor dem Verkauf nicht vom Fahrzeughalter durchgeführt werden, können den Wiederverkaufswert aber durchaus schmälern. Dasselbe gilt für eine aktuelle TÜV-Prüfung. Wer vor dem Verkauf kleinere Verschleißerscheinungen beseitigen lässt und das Fahrzeug sauber über den TÜV bringt, kann den Verkaufspreis damit um bis zu 2.000 Euro pushen.

Investition in die Zukunft oder der Anfang vom Ende

Auch bei älteren Gebrauchtfahrzeugen kann sich eine Reparatur lohnen, wenn der Gesamtzustand des Fahrzeugs noch für eine langfristige Nutzung spricht. Hier kann sich die Investition in ein Gutachten vom Profi lohnen. Stellt eine Fachwerkstatt fest, dass das Fahrzeug sich insgesamt in einem so guten Zustand befindet, dass noch eine Laufleistung von rund 50.000 Kilometern ohne größere Mängel zu erwarten ist, kann auch eine umfangreichere Reparatur noch eine Investition in die Zukunft sein.

Zeigt die Einschätzung der Kfz-Experten allerdings, dass in absehbarer Zeit weitere Verschleißerscheinungen oder Defekte zu erwarten sind, lohnt sich der Verkauf des Fahrzeugs in der Regel mehr als die Investition in die Reparatur.

Das Auto nach Totalschaden reparieren und verkaufen: Wann ist es wirtschaftlich?

Ist es durch einen Unfall zu erheblichen Schäden am Fahrzeug gekommen, stehen Halter häufig vor der Frage, ob sie das Auto nach Unfall reparieren lassen oder verkaufen möchten. Vor allem nach einem Totalschaden kann es auf den ersten Blick wenig sinnvoll erscheinen, ein Fahrzeug umfangreich zu reparieren.

Der wirtschaftliche Totalschaden ist gegeben, wenn die Kosten für die Reparatur des Fahrzeugs seinen Zeitwert deutlich übersteigen würden. Ein technischer Totalschaden liegt vor, wenn das Fahrzeug durch die Unfallfolgen so schwer beschädigt ist, dass einzelne Teile vollständig zerstört sind und die Fahrtauglichkeit nicht mehr gegeben ist. Je nachdem, wie gravierend die Schäden sind und welche Bauteile betroffen sind, kann der Totalschaden als irreparabel eingestuft werden. Ist eine Reparatur trotz Totalschaden möglich, lohnt die Überlegung, eine Fachwerkstatt zu beauftragen, um später das Auto verkaufen zu können.

Da Reparaturen nach einem Unfall mit Totalschaden in der Regel sehr umfangreich und kostspielig sind, lohnen sie sich wirtschaftlich grundsätzlich nur, wenn der Fahrzeughalter sie nicht selbst tragen muss. Das ist der Fall, wenn die Versicherung den Schaden vollumfänglich übernimmt oder wenn der Unfall von einer anderen Partei verursacht wurde, deren Alleinverschulden unmissverständlich festgestellt wurde und deren Versicherung für die Reparaturkosten aufkommen muss. Wird die eigene Versicherung im Rahmen eines selbst verursachten Unfallschadens bemüht, sollte vorher geklärt werden, ob diese die Reparatur auch bei einem Totalschaden übernimmt und ob sich die damit einhergehenden höheren Versicherungsbeiträge langfristig für den Versicherungsnehmer rechnen.

Müssen die Kosten für eine Reparatur nach Totalschaden nicht aus eigener Tasche bezahlt werden, kann es wirtschaftlich sinnvoll sein, das Unfallfahrzeug in der Fachwerkstatt wiederherstellen zu lassen, um es anschließend zu einem besseren Zeitwert verkaufen zu können.

Der Neukauf muss wirtschaftlich möglich sein

Insbesondere bei älteren Gebrauchtwagen steht häufig die Aussage im Raum, dass eine Reparatur wirtschaftlich nicht lohnend ist. Das bedeutet, dass die Reparaturkosten die Hälfte des Zeitwertes oder sogar den gesamten Zeitwert des Fahrzeugs übersteigen. Wird ein Verkauf in Betracht gezogen, bleibt aber auch zu bedenken, dass es durch den erzielten Verkaufspreis oft nicht möglich ist, ein gleichwertiges Ersatzfahrzeug zu erwerben.

In den meisten Fällen muss zusätzliches Kapital investiert werden, um ein gleichwertiges oder höherwertiges Fahrzeug anzukaufen und mobil zu bleiben. Hier müssen die aktuellen wirtschaftlichen Möglichkeiten in Betracht gezogen werden. Ist die Investition in ein neues Fahrzeug aktuell nicht möglich, kann es sinnvoll sein, zunächst doch in die Reparatur zu investieren, um den Verkauf und den Ankauf eines neuen Autos langfristig planen zu können.

Auch Verschrotten verursacht Kosten

In einigen Fällen kann es sein, dass sich die Reparatur eines Fahrzeugs wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll ist, ein Verkauf aufgrund des schlechten Gesamtzustandes aber auch nicht zu erwarten ist. In diesem Fall ist ein Verschrotten des Fahrzeugs die Alternative zu einer notwendigen Reparatur. Dabei gilt zu berücksichtigen, dass eine fachgerechte Entsorgung von Altfahrzeugen ebenfalls mit Kosten verbunden ist.

Mindestens 100 Euro sind dafür einzukalkulieren. Höhere Kosten können entstehen, wenn das Fahrzeug über eine längere Strecke abtransportiert werden muss. Hinzu kommen Kosten für die Abmeldung des Fahrzeugs, die ebenfalls der Fahrzeughalter zu tragen hat. Diese Aufwendungen sollten Berücksichtigung finden, bevor eine Reparatur endgültig ausgeschlossen wird.

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