Bild-1-1024x683 Verbrenner oder E-Auto – was ist finanziell sinnvoller?

Beinahe zehn Jahre ist es her, dass die Bundesregierung ihr ehrgeiziges Ziel von einer Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen bis 2020 bekannt gab. Eine Zahl, der die knapp 140000 zugelassenen Kraftfahrzeuge 2020 mit Elektromotor nicht entfernt nahekommen. Dennoch soll es jetzt im kommenden Jahr so weit sein: Durch neue Förderoptionen beim Kauf wie auch beim Leasing soll der Anreiz geschaffen werden, sich künftig gegen einen Benziner und für die umweltfreundliche Transportvariante im Sinne des Klimaschutzprogramms 2030 zu entscheiden. Doch reichen die in Aussicht gestellten Subventionen aus – laufen E-Autos inzwischen finanziell Verbrennern den Rang ab?

Ausgangslage

Noch nie wurden so viele Kraftfahrzeuge mit Elektroantrieb in Deutschland neu zugelassen wie im vergangenen Jahr. Der Rekord soll 2021 eingestellt werden, um CO²-Emissionen im Straßenverkehr auf Dauer zu senken. Durch unterschiedlichste Förderprogramme hofft der Staat, Verbraucher zum Kauf eines Elektro – oder Hybridfahrzeugs – einem Wagen mit Verbrennungsmotor sowie von außen aufladbarem E-Antrieb – zu motivieren. Planen auch Sie einen baldigen Erwerb oder Leasing eines neuen oder gebrauchten PKW, lohnt sich ein Vergleich von Verbrennungsmotoren und elektrobetriebenen Kraftfahrzeugen.

Voraussetzungen

Ob Sie kaufen oder leasen möchten: Für Batterieelektro-, Brennstoffzellen- und Hybridelektrowagen stellt Ihnen das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) einen Umweltbonus in Aussicht, der im vergangenen Sommer noch um eine Innovationsprämie angehoben wurde. Entscheiden Sie sich bis Ende 2025 für die Annahme des Angebots, werden Sie nach Prüfung Ihres Einzelfalls mit bis zu 9.000 Euro bei E-Autos und mit maximal 6.750 Euro für extern aufladbare Plug-in-Hybride gefördert. Staat und Automobilhersteller teilen sich die Zuschüsse, die noch rückwirkend für Erstzulassungen ab dem 3. Juni 2020 angefordert werden können. Für eine Stattgabe Ihres Antrags und die Höhe Ihrer Förderung spielen folgende Gesichtspunkte eine Rolle:

  • Elektro-Kraftfahrzeuge:
    • Kaufpreis – je höher der Listenpreis, desto höher die finanzielle Förderung.
    • Antragstellung bis 31.12.2021 möglich
  • Plug-in-Hybridmodelle:
    • Kaufpreis – je höher der Listenpreis, desto höher die finanzielle Förderung.
    • Ab dem 1.1.2022 ausschließlich Prämien für eine elektrische Mindestreichweite von 60 Kilometern
  • Neuwagen:
    • Erstzulassung nach dem 3.6.2020 in Deutschland erfolgt
  • Gebrauchtwagen:
    • Erstzulassung in Deutschland nach dem 04.11.2019, Zweitzulassung nach dem 03.06.2020 EU-weit
    • Maximale Erstzulassung zwölf Monate
    • Maximale Laufleistung 15.000 Kilometer
    • Keine Geltendmachung des BAFA-Umweltbonus bei Erstzulassung

In allen Fällen wird darüber hinaus abhängig von der Art des Erwerbs eine Mindesthaltedauer zwischen sechs und 24 Monaten vorausgesetzt.

Kombinationsmöglichkeiten

Mit dem Umweltbonus bzw. der Innovationsprämie der BAFA haben sich Ihre Möglichkeiten der Inanspruchnahme spezieller Förderungen noch nicht erschöpft. Dank des Elektromobilitätsgesetzes der Bundesministerien für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sowie für Verkehr und digitale Infrastruktur profitieren Sie bei einem Kauf einer klimafreundlichen Transportvariante von zusätzlichen Vorteilen, die langfristig die Betriebskosten des Fahrzeugs senken. Beispielsweise durch:

  • separate Parkplätze mit Lademöglichkeiten
  • reduzierte Parkgebühren
  • kostenlose Aufladung beim Arbeitgeber und bei verschiedenen Anbietern.
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Ist die Kaufprämie entscheidend?

Die Frage von Diesel oder Benziner hat sich um emissionsfreie und leise Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride erweitert. Abgesehen vom ökologischen Aspekt – wer hat aktuell bei Wagen mit vergleichbarer Motorleistung und ähnlicher Ausstattung die Nase vorn?

Um es vorwegzunehmen: Wie so oft, kann auch hier keine Pauschalaussage getroffen werden. Sie können jedoch für Ihren Einzelfall recht genau vorhersagen, ob Sie am Ende mit einem Verbrenner oder strombetriebenen Wagen im wahrsten Sinne des Wortes besser fahren. Neben Ihrem Verhalten hinter dem Steuer – wie schnellem Anfahren oder einer späten Schaltung in den nächsten Gang – oder einem möglichen Schnäppchen, das den Kaufpreis bedeutend reduziert, lassen sich verschiedene Parameter sämtlicher Aufwendungen zu einem Vergleich heranziehen.

  • Kaufpreis: Grundsätzlich müssen Sie bei einem Neukauf für ein Elektroauto noch immer um einige Tausend Euro tiefer in die Tasche greifen als bei vergleichbaren Benzinern oder Dieselfahrzeugen. Die Ursache liegt sowohl an der Herstellung in geringeren Stückzahlen, aber auch an den derzeit noch recht teuren Batterien, die für ein gutes Drittel des Gesamtpreises verantwortlich sind.

Doch die Betonung liegt auf derzeit: Experten rechnen mit einem baldigen Anschaffungspreis, der auch ohne Förderung den von Benzinern nicht übersteigt.

  • Steuer: Als E-Auto-Eigentümer müssen Sie sich für zehn Jahre nach Erwerb Ihres Neuwagens um eine Kfz-Steuer keine Gedanken machen. Und auch danach beginnen Sie mit um 50 Prozent reduzierten Raten gegenüber Verbrennern – ob Sie kaufen oder leasen. Entscheiden Sie sich hingegen für einen Pkw ohne klimafreundliche Technik, werden Sie abhängig von der Größe des Hubraums Ihres Wagens für Ihren CO²-Ausstoß finanziell stärker belangt.
  • Versicherung: Im Gegensatz zur Steuer unterschieden sich die Versicherungsmöglichkeiten von Elektrofahrzeugen nicht von denen aller anderen Autos. Die Höhe der Kosten richtet sich nach Ihrem Wagentyp, der Regional- und Schadenfreiheitsklasse. Zwar lohnt sich eine Zusatzversicherung für einen Kurzschluss oder Ausfall der Batterie – einige Versicherer bieten dafür jedoch Sonderkonditionen für E-Autos: Die Unfallzahlen liegen statistisch im unteren Bereich, als Fahrer eines Neuwagens profitieren Sie in vielen Fällen von eingebauten Assistenzsystemen.
  • Betrieb (Kraftstoff-/Energiekosten): Mit Einführung der CO²-Abgabe, der Mehrwertsteuer-Rückerhöhung sowie weltweit steigenden Ölpreisen haben sich in den vergangenen Monaten die Literkosten für Benzin und Diesel allesamt erhöht, und eine Reduzierung ist nicht abzusehen.

Beim Laden Ihres E-Wagens entscheiden Ladeort, Ladeart und Stromtarif über die Kostenhöhe. Preiswert wird es, installieren Sie sich zu Hause eine Wallbox oder nutzen Ladesäulen vor Verbrauchermärkten. Vielleicht können Sie sogar bei Ihrem Arbeitgeber ohne Gebühren Ihren Wagen laden. Teuer sind in der Regel Schnelllader an einer Autobahn.

  • Wartung und Reparaturen: Fahrer von Elektrofahrzeugen können auf Ölwechsel und Abgasuntersuchung verzichten, ein Verschleiß von Getriebe, Zündkerzen und Co. ist nicht möglich – Ein E-Auto kommt ohne diese Bauteile aus. Dank der Energierückgewinnung über den Motor werden zudem die Bremsen geschont. Einzig die Batterie sollten Sie in regelmäßigen Abständen kontrollieren lassen.
  • Wertverlust: Dieser Punkt ist schwierig zu beantworten, da der Markt gebrauchter Elektrofahrzeuge sehr übersichtlich ist. Experten allerdings gehen aufgrund der Förderungen bis 2025 in den nächsten Jahren von eher geringen Restwerten von E-Autos aus.
  • Klimaschutz: Mag die Produktion von E-Autos aufgrund ihrer Batterie auch höhere CO²-Emissionen aufweisen als die von Verbrennungsmotoren, gleicht sich das nach geprüften Modellrechnungen durch den umweltfreundlichen Betrieb nach spätestens 30.000 Kilometer Laufleistung wieder aus. Elektrofahrzeuge stoßen bis zu 80 Prozent weniger Treibhausgase aus als mit fossilen Brennstoffen betriebene Wagen.

Wie weit kommen Sie?

Sinkende Kaufpreise, höhere Produktionszahlen, ein breiteres Angebot: Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen sind wirklich im Kommen.

Vielleicht geht es Ihnen aber wie dem Großteil aller Verbraucher und Sie sehen nicht allein den Anschaffungspreis, sondern Reichweite und Lademöglichkeiten als entscheidende Kaufkriterien an? Auch hier stand die Entwicklung nicht still:

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Gut Ding will Weile haben

Haben Sie sich für einen Elektrowagen entschieden, freuen Sie sich nicht zu früh über eine schnelle Bearbeitung Ihres Antrags durch das BAFA. Der Umweltbonus ließ die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen spürbar steigen – rechnen Sie mit einigen Monaten, bevor Sie die finanzielle Unterstützung auch wirklich erhalten.

Bildquellen:
Bild 1: pixabay.com @ AKrebs60
Bild 2: pixabay.com @ MabelAmber
Bild 3: pixabay.com @ ssarwas0

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