Bremswege im Herbst deutlich länger als gewohnt • Nässe, Laub und Eis behindern den Verkehr • Schlechte Sicht und Wildwechsel im Herbst besonders häufig

BremswegeImHerbst_Q_Depositphotos_56167999_C_myronstandret_Depositphotos-300x200 Vorsicht! Lange Bremswege im Herbst
Bremswege verlängern sich im Herbst
Foto: myronstandret / Depositphotos.com

„Der Herbst ist die Zeit, da die Tage kürzer und die Bremswege länger werden“, witzelte treffend der Schweizer Theologe und Aphoristiker Markus M. Ronner.

Der lang anhaltende Sommer verwöhnt zurzeit noch mit trockenen, griffigen Straßen und idealen Sichtverhältnissen. Da macht das Autofahren Spaß. Jetzt, am Ende des Sommers, sind die Verkehrsteilnehmer daran gewöhnt, dass auch bei höheren Geschwindigkeiten alles unter Kontrolle ist. Doch bald schon sieht es sicher anders aus. Auch wenn der Herbst seine schönen Seiten hat, mutet die Jahreszeit den Kraftfahrern eine ganze Menge zu: Längere Dunkelheit und Nebel sorgen für schlechte Sicht. Nieselregen und feuchtes Laub auf der Straße verringert die Bodenhaftung. Starker Regen verursacht Aquaplaning. Überfrierende Nässe am Morgen oder gar schon erste Schneefälle komplettieren die Herausforderungen, die der Herbst für Autofahrer bereit hält. Das alles verlängert die Bremswege. Darum empfehlen Verkehrsexperten, sich schon langsam auf die kommenden Herausforderungen einzustellen.

Schon nasse Fahrbahnen verlängern die Bremswege

Selbst bei gepflegten Reifen mit ausreichend Innendruck und Profiltiefe verringert sich auf einer nassen Fahrbahn der Grip um 30 %. Auch wenn das Fahrzeug nicht schleudert oder sich anders als gewohnt verhält – am Bremsweg werden Sie es merken. Der verlängert sich nämlich auf nasser Fahrbahn. Bei einer Geschwindigkeit von 120 km/h kommen Sie zum Beispiel auf trockener Straße in etwa 147 Metern zum Stehen, auf nasser dagegen erst in 175 Metern. Wenn Sie übrigens die Geschwindigkeit reduzieren, sagen wir auf 80 km/h, verkürzen sich die Bremswege bei nasser Fahrbahn auf nur 86 Meter.

Noch gefährlicher wird die Situation bei Aquaplaning. Wenn starker Regen fällt, schafft es die Kanalisation manchmal nicht, das Regenwasser schnell und effektiv von den Verkehrswegen wegzuleiten. Dann bildet sich eine geschlossene Wasserfläche auf den Straßen. Anfänglich macht das nichts aus, denn ein ordentliches Reifenprofil kann eine ganze Menge Wasser aufnehmen. Wird jedoch die Wassermenge zu groß, verlieren die reifen den Kontakt mit der Straße. Der Wagen ist dann nicht mehr unter Kontrolle. Auf Lenkbewegungen oder Bremsmanöver reagiert er nicht. Abhilfe schafft nur die Verringerung der Geschwindigkeit, am besten durch einfaches Austrudeln. Erst wenn sie wieder so gering ist, dass die Reifen durch die Wasserfläche hindurch Kontakt mit der Straße haben, erhalten Sie die Kontrolle zurück. Fahrten bei starkem Regen haben wir im zu Ende gehenden Sommer ja durchaus schon üben können.

Gefahrenmoment feuchtes Laub

Das Wichtigste, was es bei Herbstfahrten zu beachten gilt, zuerst: Die Bremswege werden länger! Wie schon erwähnt, hat das verschiedene Ursachen.

Da ist zunächst das überall herumliegende Laub, was nun mehr und mehr von den Bäumen fällt. Die Blätter bilden fast eine geschlossene Oberfläche. So verhindern sie den direkten Kontakt der Reifen mit der Straße. Da kann die Straße noch so griffig sein, der Reifen ein vorbildliches Profil haben – auf den Blättern sinkt einfach die Bodenhaftung. Besonders schlimm ist das, wenn die Blätter feucht sind oder schon ein wenig faulig. Dann wirken sie fast wie Schmierseife. Die Folge ist, dass sich die Rutsch- und Schleudergefahr erhöht. Der Bremsweg verlängert sich teils bis auf das 5-fache des bei trockener, freier Straße gewohnten. Wenn Sie mit 100 km/h unterwegs sind, beträgt der Bremsweg bei trockener Straße etwa 107 Meter, auf feuchtem Laub dagegen schon zirka 400 Meter.

Glättegefahr schon bei Plustemperaturen

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Gefährliche Nebelfahrt
Foto: pinkbadger / Depositphotos.com

Im späteren Herbst sind die Straßen besonders in den frühen Morgenstunden oft recht glatt. Das kommt von der Nässe, die morgens gern überfriert. Ob die Fahrbahn „nur“ nass ist oder schon von Eis bedeckt, ist oft nicht zu sehen. Besser ist es, anzuhalten und mit ein paar Schritten auszuprobieren, ob es glatt ist. Ist das zum Beispiel auf der Autobahn nicht möglich, sollten Sie sich auf Ihr Gehör verlassen: Die Scheibe in der Fahrertür einen Spalt weit öffnen und aufmerksam lauschen. Auf einer nassen Straße machen die Reifen ein ganz charakteristisches Geräusch. Auf überfrorener Fahrbahn dagegen „verstummen“ sie plötzlich. Sie werden den Unterschied sehr schnell hören.

Glauben Sie bitte nicht, dass eine Fahrbahn erst bei Minustemperaturen vereist sein kann. In ungünstigen Lagen kann eine Straßenoberfläche wesentlich kühler sein, als die Temperatur der umgebenden Luft. Rechnen Sie also schon ab etwa + 5 °C mit überfrorenen Straßenabschnitten! Unsere Bremsweg-Berechnung: bei 80 km/h auf trockener Fahrbahn 73 Meter, auf nasser Fahrbahn 86 Meter, bei Glätte 270 Meter.

Zusatzgefahr schlechte Sicht

Nebel kann sehr schön sein, wenn man es sich in einer warmen Stube mit einer Tasse Kakao oder einem Grog gemütlich gemacht hat. Im Straßenverkehr jedoch ist er eine unangenehme Überraschung. Wenn Sie es nicht gewohnt sind, an nebeligen Tagen zu fahren, werden sie überrascht sein, wie plötzlich er Ihnen die Sicht nehmen kann. Besonders nachts. Tagsüber haben sie häufig einfach nur nachlassende Sichtweiten. Unter 50 Meter Sicht sollten Sie Ihre Geschwindigkeit drastisch verringern und die Nebelbeleuchtung einschalten. Bei Dunkelheit dagegen kann Ihnen die Einfahrt in eine Nebelbank auf einen Schlag jegliche Sicht rauben. Durch die eingeschalteten Scheinwerfer leuchtet der Nebel direkt vor Ihnen und überblendet den dahinter liegenden Verkehr. Daher bei Nachtfahrten in Nebelgebieten immer mit abgeblendeten Scheinwerfern fahren.

Zusätzlich besteht bei feuchter Luft und sinkender Temperatur die Gefahr, dass die Autoscheiben von innen beschlagen. Das ist bei Dunkelheit manchmal nicht sofort zu erkennen. Sorgen Sie daher für eine gute Belüftung der Scheiben von innen mit lauwarmer, trockener Luft. Nutzen Sie dazu am besten die Klimaanlage. Eine gute Sicht erhöht Ihre Konzentrationsfähigkeit und sorgt so für schnellere Reaktionszeiten. Das ist bei den langen Bremswegen im Herbst besonders wichtig.

Und schließlich: Wildunfälle vermeiden

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Gefahr durch Wildwechsel
Foto: wrze / Depositphotos.com

Wegen der Brunftzeit sind gerade die großen Waldtiere in der Dämmerung im Herbst besonders aktiv. Nervös achten speziell die männlichen Tiere dabei kaum auf ihre Umgebung. Helles Scheinwerferlicht und lautes Gehupe setzt die Tiere zusätzlich unter Stress. Oft reagieren sie dann nicht so, wie man es erwarten würde. Das kann fatale Folgen haben. Immerhin wirkt ein 20 kg schweres Reh bei einem Aufprall auf einen 100 km/h schnellen Wagen mit einer Kraft von fast einer halben Tonne auf Ihren Wagen. Fahren Sie also bitte vorausschauend und achten Sie besonders auf die Straßenränder. Rehe und Hirsche sind oft schon aus der Ferne gut zu erkennen, denn ihre Augen reflektieren Ihr Scheinwerferlicht. Es wirkt fast so, als hätten die Tiere statt Augen kleine Lämpchen in ihren Köpfen. Nähern Sie sich vorsichtig, bereiten Sie sich auf plötzlich notwendig werdende Bremsmanöver vor und fahren Sie langsam an den Tieren vorbei.

Unsere Tipps für unfallfreie Herbstfahrten:

  • Beleuchtung überprüfen,
  • vorausschauend fahren,
  • Geschwindigkeit den Straßenverhältnissen anpassen,
  • Sicherheitsabstand zum Vorausfahrenden vergrößern,
  • in Kolonnen „mit dem Strom schwimmen“,
  • Reifenprofil messen; unter Umständen Reifen wechseln,
  • rechtzeitig Winterreifen aufziehen,
  • Schneeketten mitführen,
  • für gute Rundumsicht sorgen,
  • auf Wildtiere achten,
  • für den Fall der Fälle Versicherungsschutz überprüfen (Kasko!).

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