Titelbild-Hagelschaden-Auto Hagelschaden Ratgeber – Schäden, Reparatur und Kostenübernahme durch die Versicherung
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Er dauert oft nur wenige Minuten, kann allerdings tausende Autos im ganzen Land beschädigen: der Hagelschauer. Ein Sturm mit Hagel ist das Wetterextrem, vor dem die meisten Autofahrer Angst haben. Die Körner zerkratzen Oberflächen, schlagen Beulen in das Blech und zerstören Scheiben. Der Schadenfall kann aber oftmals über die Versicherung abgerechnet werden. In diesem Ratgeber erfahren Sie Wissenswertes rund um einen Schaden am Auto durch Hagel und welche Möglichkeiten Sie haben, das beschädigte KFZ reparieren zu lassen.

Was ist ein Hagelschaden?

Hagelschaden ist der Oberbegriff für alle Schäden, die durch Hagel eingetreten sind. Das betrifft meist kleinere Dellen und Kratzer auf Dach und Motorhaube. Bei extrem großen Hagelkörnern kommt es auch zu zerstörten Scheiben und schweren Schäden am Blech. Besonders Teile, die bereits stark verschlissen sind, werden durch das Unwetter beschädigt.

Während einer Saison kommt es zu durchschnittlich mehr als 300.000 Hagelschäden. Diese treten üblicherweise im Sommer auf, da dies wetterbedingt die Hagelsaison ist. Bei den Schäden handelt es sich meist um:

  • Lackschäden
  • Glasbruch, z. B. der Frontscheibe
  • Schäden im Innenraum beispielsweise durch Nässe
  • Blechschäden

Welche Folgen hat ein Hagelschaden am Auto?

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Meist kommt es durch Hagelschläge zu oberflächlichen Schäden an Lack oder Blech. Diese sind unschön und sorgen für eine Wertminderung des Autos. Aus technischer Sicht stellt ein Lackschaden kein Problem dar, sollte aber dennoch behoben werden, da sonst Folgeschäden durch Rost drohen. Je nach Wert des Autos kann das Problem auch größer werden. Bei einem alten KFZ kann der Hagelschlag zu einem Totalschaden führen.

Größere Hagelschläge können auch gesetzliche Folgen haben. Schwere Rostschäden an der Karosserie beispielsweise können zu Problemen während der Hauptuntersuchung beim Tüv führen. Auch gebrochenes oder gerissenes Glas führt zum Nichtbestehen der HU. Hier hilft nur das Erneuern der kaputten Teile.

Wer stellt den genauen Schaden am Auto fest?

Die Festlegung des Schadens erfolgt nicht durch den Fahrzeughalter. Sie können das Auto lediglich in einer Waschstraße waschen, damit die Fachleute auf dem sauberen und trockenen Auto alle Schäden entdecken. Es gibt zwei Möglichkeiten, den Schaden beziffern zu lassen:

  • Kostenvoranschlag durch eine Werkstatt
  • Kfz-Gutachten durch einen Sachverständigen

Der Kostenvoranschlag der Werkstatt wird oft eingesetzt, wenn das Auto repariert werden soll. Geben Sie das Auto inklusive der Fahrzeugpapiere in der Werkstatt ab. Je nach Versicherung besteht entweder die Pflicht zum Besuch einer Vertragswerkstatt oder der Kunde darf eine Kfz-Werkstatt seines Vertrauens wählen. Die Werkstatt nennt die Schadenhöhe anhand der beschädigten Teile und führt anschließend die Reparatur aus.

Das Kfz-Gutachten wird meist gefordert, wenn das Auto einen Totalschaden hat oder es sich um ein Leasingfahrzeug handelt. Ein Sachverständiger wird den Schaden dokumentieren, fotografieren und die Schadenhöhe sowie Restwert und Wiederbeschaffungswert festlegen. Der große Unterschied besteht darin, dass der Gutachter das Auto nicht repariert. Hierfür muss dann eine Autowerkstatt eingeschaltet werden.

Zahlt die Versicherung bei einem Schaden durch Hagelkörner?

Der Hagelschaden ist ein Versicherungsfall im Bereich der Teilkasko. Eine Kfz-Versicherung mit einer reinen Haftpflichtversicherung reicht hier nicht aus. Wichtig für die Inanspruchnahme der Versicherung ist die korrekte Schadensmeldung. Hierfür hat jede Versicherung ihre eigenen Vorgaben.

Bei der Abrechnung über die Teilkasko bleibt die Schadenfreiheitsklasse (SF-Klasse) gleich, Ihre Beiträge steigen also nicht. Die meisten Verträge haben allerdings eine Selbstbeteiligung in Höhe von 150 € oder 300 €, welche Sie selbst bezahlen müssen.

In Ausnahmefällen kann die Abrechnung über die Vollkasko nötig werden. Auch hier ist eine Selbstbeteiligung fällig und außerdem werden die Beiträge der Kaskoversicherung steigen.

Ein Sonderfall tritt bei einem Leasingfahrzeug ein. Hier liegt die Entscheidung beim Leasinggeber, wie der Schaden abgewickelt wird. Dieser legt auch fest, ob ein Gutachter eingeschaltet werden muss. Üblicherweise tritt dann die Teilkaskoversicherung der Leasinggesellschaft ein. Unser Tipp für Autofahrer: Eine Zusatzversicherung namens „GAP-Versicherung“ schützt Sie in vielen Fällen vor hohen Kosten bei einem Totalschaden am Leasingfahrzeug.

Welche Schäden werden übernommen?

Grundsätzlich werden alle Schäden übernommen, die unzweifelhaft dem Hagel zuzurechnen sind. Dazu zählen:

  • Beulen
  • Dellen
  • Lackschäden und Kratzer
  • Glasbruch
  • Schäden an Scheinwerfern
  • kaputte Seitenspiegel
  • Nässeschäden im Innenraum

Was ist bei der Meldung eines Hagelschadens zu beachten?

Wichtig bei der Meldung von Hagelschäden ist, dass Sie korrekte Daten zu Ort, Zeit und den genauen Schäden angeben. Anhand Ihrer Infos prüft die Versicherung, ob im besagten Gebiet ein Unwetter mit Hagelschauern wütete. Fertigen Sie zur eigenen Sicherheit ein paar Fotos von den Schäden an und melden Sie diese möglichst detailgetreu.

Es gilt keine spezielle Frist für die Schadensmeldung, allerdings sollte die Meldung zeitnah erfolgen. Idealerweise melden Sie den Schaden sofort, spätestens aber innerhalb einer Woche. Verzögerte Meldungen können die Bearbeitungszeit in die Länge ziehen oder schlimmstenfalls zum Streit mit der Versicherung führen.

Zahlt die Teilkaskoversicherung bei einem Totalschaden?

Bei einem wirtschaftlichen Totalschaden gilt üblicherweise die 130-Prozent-Regel. Das bedeutet, dass das Auto bis zu einem Schaden bis zu 130 % des Wiederbeschaffungswertes repariert wird. Bei noch größeren Schadenssummen wird das Auto nicht mehr repariert.

Liegt der Schaden über dieser Grenze, werden dem Halter des Autos die Kosten für die Wiederbeschaffung erstattet. Diese berechnen sich aus dem Wiederbeschaffungswert und dem Restwert des beschädigten Autos. Eine Beispielrechnung könnte so aussehen:

  • Wiederbeschaffungswert = 3500 €
  • Schaden = 5000 € – wirtschaftlicher Totalschaden
  • Restwert des Autos = 500 €
  • Wiederbeschaffungsaufwand = 3500 € – 500 € = 3000 € Auszahlung durch die Versicherung

Was kostet eine Hagelschaden Reparatur?

Die Kosten für die Reparatur richten sich nach:

  • Art des Defekts
  • Automarke und Modell
  • Werkstatt
  • Reparaturverfahren

Oberflächliche Kratzer lassen sich bei den meisten Fahrzeugen oft unter 100 € beheben, beispielsweise durch eine gründliche Politur. Größere Dellen oder Glasbruch kosten meist 250 € bis über 1000 €. Hierbei entscheidet, wo die Reparatur stattfindet. Unser Ratgeber erklärt die Möglichkeiten.

Hagelschläge durch Teiletausch in der Werkstatt beheben

Vertragswerkstätten und Autohäuser reparieren Hagelschäden meist durch das Lackieren kompletter Teile oder deren Austausch. Der Schaden wird hier restlos beseitigt, für den Selbstzahler fallen allerdings hohe Kosten an. Die Reparaturkosten sind überdurchschnittlich hoch, da bereits das Lackieren einer Motorhaube 500 bis 1000 € kostet.

Generell gilt, dass freie Werkstätten günstiger sind als Markenwerkstätten. Informieren Sie sich aber vorher über eine mögliche Werkstattbindung. Manche Versicherer besitzen eine Bindung an eine Vertragswerkstatt, in diesem Fall haben Sie keine Wahl und müssen diese Werkstatt besuchen.

Schaden durch Hagelkörner mit Smart Repair beseitigen

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Der Markt der Werkstätten im Bereich des Smartrepair oder Spotrepair wächst. Das sind Werkstätten, die sich auf die Reparatur von kleinen Schäden spezialisiert haben. Sie tauschen keine Teile und bauen diese meist nicht einmal aus, sondern reparieren direkt an Ort und Stelle. Umgangssprachlich wird oft der Begriff Dellendoktor genannt.

Die Arbeiten der Smart Repair Werkstätten umfassen das Ausbeulen, Ausbessern und Lackieren von kleinen Schäden. Mit spezieller Beleuchtungstechnik, Dellenreflektoren und einer eigenen Ausbeultechnik beseitigen Sie die Dellen und reparieren den Lack. Oftmals lassen sich kleine Probleme mit weniger Aufwand und für den Kunden preiswert beheben. Für ein paar kleine Dellen und Kratzer auf der Motorhaube fallen oftmals nur 50 bis 200 € an.

Hagelschaden Reparatur selber ausführen

Wenn Sie über keine Kaskoversicherung verfügen und die Schäden dennoch beseitigen wollen, können Sie auch eine Selbstreparatur vornehmen. Im Internet finden Sie Anleitungen zur Behebung verschiedener Defekte. Sofern Sie eine Grundausstattung an Werkzeug besitzen, können Sie beispielsweise Kratzer an der Lackierung selber beheben. Die Kosten sind gering, dafür müssen Sie bei unsauberer Reparatur mit einem Wertverlust des Autos rechnen.

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Hagelschaden Schutz durch Prävention

Der beste Schutz vor schweren Hagelschäden ist die Vorbeugung. Achten Sie auf den Wetterbericht und parken Sie das Auto bei Unwetterwarnungen unter einem Dach. Idealerweise können Sie auf ein Carport oder eine Garage zugreifen.

Falls Sie kein Grundstück mit Parkmöglichkeit besitzen, greifen Sie auf eine öffentliche Tiefgarage oder ein Parkhaus zurück. Das kostet zwar eine Parkgebühr, aber diese liegt in jedem Fall unter den Kosten eines Hagelschadens.

Besteht auch diese Möglichkeit nicht, sollten Sie das Auto wenigstens abdecken. Benutzen Sie hierfür dicke Decken oder spezielle Folien zum Schutz vor Hagel. Diese sollten die Schäden minimieren.

Haftungsausschluss

Unsere Ratgeber enthalten viele fachliche Informationen rund um das KFZ, die wir sorgfältig zusammengetragen haben. Diese Artikel können allerdings die Fachkenntnis eines Spezialisten nicht ersetzen. Autoteile-Markt haftet daher nicht für Schäden und Verletzungen, die durch unsachgemäß ausgeführte Reparaturen entstehen. Wir empfehlen grundsätzlich, Arbeiten am KFZ nur von einem Fachmann ausführen zu lassen.

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F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.

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