Bei Ihrem Auto leuchtet die ABS Kontrolllampe auf? Das ist ein Anzeichen, welches auf einen verschlissenen Raddrehzahlsensor hindeutet. Dieser ist für die einwandfreie Funktion des ABS-Systems nötig und verhindert bei einer Vollbremsung, dass die Räder blockieren. Einen verschlissenen Drehzahlsensor sollten Sie umgehend tauschen, um gefährliche Situationen zu vermeiden. Unser Ratgeber erklärt die Funktionsweise des Sensors und zeigt auf, wie Sie Diagnose und Raddrehzahlsensorwechsel selber durchführen.
Welche Aufgabe hat der Sensor im Auto?
Blockierte Räder gehörten früher zu den häufigsten Ursachen von Unfällen. Das Antiblockiersystem im Auto sorgt dafür, dass die Räder bei einer starken Bremsung nicht blockieren. So bleibt das Auto auch bei einer Vollbremsung steuerbar, damit Sie Hindernisse mit einem Lenkmanöver umfahren können. Der Bremsweg wird außerdem verkürzt, besonders auf nasser oder rutschiger Fahrbahn. Der Aufbau des Antiblockiersystems setzt mehrere Komponenten voraus:
- Sensor
- Sensorring (Impulsrad), mit dem Rad verbunden
- Steuergerät
- Ventile im Bremssystem
Der Sensor ist in der Nähe des Rads befestigt und auf den Sensorring gerichtet. Der Sensorring, meist als Impulsrad ausgeführt, dreht sich mit dem Rad mit. Das Steuergerät ist irgendwo im Motorraum verbaut und die Ventile sind in den einzelnen Bremsleitungen integriert.
Wie funktioniert das Antiblockiersystem des Autos?
Der Drehzahlsensor am Rad ist auf den Sensorring gerichtet. Dieser dreht sich mit und erzeugt ein Magnetfeld im Sensor. Dieses Messprinzip heißt induktive Messung und wird meist eingesetzt, da sie unempfindlicher gegenüber Verschmutzungen ist als viele andere Messmethoden.
Wenn der Reifen aufgrund einer zu starken Bremsung blockiert, ergibt sich eine Veränderung im Magnetfeld des Sensors. Diese Änderung wird an das Steuergerät weitergeleitet. Dieses passt dann über die Ventile den Bremsdruck im jeweiligen Bremskreis an, damit das Rad weiterrollt. Der Vorgang läuft so schnell, dass das Blockieren nur einen Sekundenbruchteil andauert, bis das ABS greift.
Die vom Raddrehzahlsensor gemessene Drehzahl wird auch für die anderen Assistenzsysteme genutzt. Das ABS, ASR und ESP greifen gemeinsam auf die Daten zu und das Steuergerät vereint alle Funktionen miteinander. Somit führt ein Ausfall des Sensors jedoch zu einem Ausfall aller Systeme.
Wie lange hält ein Antiblockiersystemsensor im Auto?
Der ABS-Sensor hat kein festes Intervall zum Wechseln. Da die Messung kontaktlos erfolgt, hat er aus technischer Sicht eine nahezu endlose Haltbarkeit. Es kann allerdings durch äußere Einwirkungen, mechanische Schäden, Witterung oder elektrische Fehler zum Ausfall kommen. In diesem Fall müssen Sie den Sensor tauschen.
Welche Folgen hat ein defekter Sensor am Antiblockiersystem?
Ein kaputter Sensor führt häufig zu einem oder mehreren der folgenden Symptome:
- Aufleuchten der ABS Warnleuchte
- Reifen blockiert beim Bremsen, dadurch Bremsweg verlängert
- Antiblockiersystem greift in die Bremsanlage ein, bevor überhaupt ein Rad blockiert
- gefährlich instabiles Verhalten des Autos bei einer Vollbremsung
Zusätzlich zu gefährlichem Fahrverhalten gibt es auch gesetzliche Folgen. Ein Auto mit defektem Raddrehzahlsensor besteht keine Hauptuntersuchung beim TÜV. Vor dem Antritt zur HU müssen Sie den Sensorwechsel vornehmen.
Wie führe ich eine Sensordiagnose am Antiblockiersystem aus?
Es gibt drei Möglichkeiten, eine Diagnose des Raddrehzahlsensors durchzuführen:
- Sichtprüfung
- Diagnose über Onboard-Diagnoseschnittstelle (OBD)
- Messung des Sensors
Eine Sichtkontrolle lässt sich meist ohne Werkzeuge mit einer Lampe durchführen. Suchen Sie zuerst den Sensor. Eine Hebebühne oder Grube erleichtert dies enorm. Untersuchen Sie nun den Stecker, das Kabel und den Sensor selbst auf Schäden oder sichtbare Anzeichen von Verschleiß. Ein sichtbarer Kabelbruch beispielsweise oder ein korrodierter Stecker könnte einen Kurzschluss verursachen und den Fehler auslösen.
Eine schnelle und aussagekräftige Methode ist das OBD Diagnosegerät. Über den Fehlerspeicher erhalten Sie genaue Infos zur Herkunft des Fehlers. Üblicherweise finden Sie hier einen Hinweis zur Ursache und Position des kaputten Bauteils. Die Meldung könnte etwa lauten „Raddrehzahlsensor vorn rechts Signal unplausibel/fehlerhaft“.
Die dritte Variante, die Messung, birgt eine Gefahr. Nur passive Sensoren lassen sich problemlos durchmessen. Bei aktiven Sensoren besteht bei einer Widerstandsmessung die Gefahr, dass die Sensorelektronik beschädigt wird. Spätestens dann ist der Sensorwechsel tatsächlich nötig, auch wenn dieser vorher noch in Ordnung war. Bei aktiven Sensoren können Sie nur die per Spannungsmessung im eingeschalteten Zustand die Spannungen messen.
Raddrehzahlsensorwechsel selber machen – Schritt für Schritt Anleitung
Ihre ABS-Kontrollleuchte leuchtet auf und Sie konnten den Drehzahlsensor als Fehlerquelle feststellen? Dann sollten Sie den Sensor wechseln. Der Sensortausch funktioniert bei vielen Fahrzeugen wie VW Golf, 3er BMW, Audi A4 und Mercedes-Benz C-Klasse sehr ähnlich. Unser Ratgeber liefert eine Einbauanleitung, die bei den meisten gängigen Autos zutrifft.
Zum Raddrehzahlsensorwechsel benötigen Sie die folgenden Werkzeuge und Hilfsmittel:
- Wagenheber, Hebebühne oder Grube
- Satz Steckschlüssel, je nach Sensor Sechskant oder Innensechskant
- Schraubendreher
- Schleifpapier
- Optional bei beschädigtem Sensor: Hammer, Durchschlag, Bohrmaschine mit Bohrersatz
Noch ein wichtiger Hinweis: Wenn während der Fahrt ungewöhnliche Laufgeräusche von einem oder mehreren Rädern ausgehen, sollten Sie das Radlager überprüfen. Dies kann durch vergrößertes Spiel ebenfalls den Fehler auslösen.
1. Vorbereitung
Für den Sensorwechsel benötigen Sie Zugriff auf den betreffenden Reifen und die Komponenten dahinter. Je nach Auto ist der Sensor von oben oder von hinten verschraubt. Heben Sie das KFZ mit einem Wagenheber an oder nutzen Sie eine Hebebühne oder Grube. Anschließend bauen Sie das Rad ab.
2. Sensor finden und lösen
Der Sensorring ist entweder an der Antriebswelle oder am Radlager befestigt. Der Sensor selbst befindet sich in der Nähe, suchen Sie daher um die Radnabe herum. Üblicherweise ist er in der oberen Hälfte von oben oder hinten befestigt. Sie finden ihn leicht durch das angeschlossene Kabel.
Zum Tauschen des Sensors müssen Sie nur die Schraube lösen, die ihn sichert. Nun können Sie den Drehzahlsensor herausnehmen und wechseln. Oftmals sitzt er jedoch sehr fest durch die Hitze der Bremse. Versuchen Sie ihn vorsichtig mit einem Schraubendreher herauszulösen.
Es kommt recht häufig vor, dass der Drehzahlsensor beim Herauslösen bricht. In diesem Fall müssen Sie die Reste entfernen. Das geht auf verschiedene Arten:
- heraushebeln mit einem Schraubendreher
- rausschlagen mit einem Durchschlag oder Meißel, dabei unbedingt den Sensorring vor Schlägen schützen
- ausbohren mit Bohrmaschine oder Akkuschrauber
3. Bei manchen Autos: Sensor samt Kabel herausziehen
Bei manchen Fahrzeugen wird nicht nur der Raddrehzahlsensor, sondern auch das daran befestigte Kabel mitgeliefert. In diesem Fall müssen Sie das komplette Kabel wechseln. Merken Sie sich hier unbedingt den genauen Verlauf, damit es nach dem Tauschen nicht zu Schäden durch Vibrationen oder andere Bauteile kommt!
Lösen Sie zuerst die Befestigung in der Nähe des Steckers. Diese finden Sie am Achsschenkel. Die Befestigungen bestehen meist aus einem Gummistück, welches in eine dafür vorgesehene Aufnahme geklemmt wird. Je nach Auto gibt es unterschiedlich viele Befestigungspunkte.
Verfolgen Sie das Kabel bis zum Ende. Dieses kann im Motorraum, im Innenraum oder versteckt unter der Radhausschale liegen. Möglicherweise müssen Sie hierfür weitere Abdeckungen abbauen. Dieser Teil der Arbeit kann länger dauern als der eigentliche Sensorwechsel. Haben Sie das Ende gefunden, trennen Sie die Steckverbindung, um den Sensor zu wechseln.
4. Neuen Sensor einbauen
Nun können Sie den neuen Raddrehzahlsensor einbauen. Prüfen Sie bei dieser Gelegenheit den Impulsring auf Schäden an der Verzahnung. Sollten hier grobe Schäden ersichtlich sein, empfiehlt es sich, den Ring mit zu tauschen. Reinigen Sie außerdem, falls nötig, die Bohrung für den Sensor mit einem feinen Schleifpapier.
Falls der Sensor über ein Kabel verfügt, beginnen Sie am Ende mit dem Stecker. Schließen Sie den Stecker wieder an und verlegen Sie das Kabel so, wie es vorher war. Nehmen Sie dabei alle Befestigungspunkte mit und halten Sie den genauen Verlauf ein.
5. Sensor befestigen
Wenn das Kabel wieder an der richtigen Stelle liegt, können Sie den Raddrehzahlsensor wiedereinsetzen. Stecken Sie ihn in die Aufnahme und achten Sie darauf, dass er sich leicht von Hand bis zum Anschlag eindrücken lässt. Das ist wichtig, damit der Sensor korrekt sitzt und der Abstand zum Impulsrad nach dem Tauschen genau passt.
Achtung: Sie dürfen den Raddrehzahlsensor nicht einklopfen oder mit der Schraube hineinziehen! Wenn die Bohrung mit Dreck oder Rost versetzt ist, reinigen Sie diese ordentlich mit feinem Schleifpapier oder einer Bürste. Es kann andernfalls zur falschen Positionierung kommen und die Fehlermeldung bleibt nach dem Wechseln bestehen. Schlimmstenfalls nimmt der neue Sensor dabei sogar Schaden.
Sobald der Sensor sitzt, setzen Sie die Schraube wieder ein und ziehen diese fest. Halten Sie dabei die Herstellervorgaben zum Drehmoment ein. Dies ist besonders bei Sensoren aus Kunststoff wichtig, da diese sonst brechen können.
6. Testlauf
Nach dem erfolgreichen Sensorwechsel ist es Zeit für einen Testlauf. Vorher müssen Sie aber bei den meisten Autos den Fehlerspeicher löschen, da die Meldung bestehen bleibt. Dann können Sie das Fahrzeug starten und auf die ABS-Kontrollleuchte achten. Sie darf kurz aufleuchten, muss aber gleich wieder erlöschen.
Wenn die Leuchte erloschen ist, führen Sie eine Testfahrt aus. Starten Sie langsam und horchen Sie auf eventuelle Geräusche. Achten Sie auch darauf, ob eines der Assistenzsysteme anspringt. Wenn alles in Ordnung ist, fahren Sie eine Testrunde. Prüfen Sie unterwegs auch das ABS, indem Sie eine Vollbremsung durchführen. Die Räder dürfen nicht vollständig blockieren, sondern sollten sich immer wieder selbstständig in Bewegung setzen. Ist alles wieder in Ordnung? Dann brachte der Raddrehzahlsensorwechsel den gewünschten Erfolg.
Was kostet es, den Raddrehzahlsensorwechsel beim Auto selber zu erledigen?
Mit der passenden Ausrüstung können Sie den Sensorwechsel selber vornehmen. Das neue Ersatzteil kostet bei den meisten Autos zwischen 10 und 50 €. Für den Austausch sollten Sie zwei Stunden Zeit einplanen. Rechnen Sie auch damit, dass Sie den Sensorring oder andere Teile erneuern müssen. Bei manchen Autos müssen Sie das komplette Radlager tauschen.
Noch mehr sparen können Sie mit einem gebrauchten Raddrehzahlsensor. Gebrauchte Ersatzteile kosten im Durchschnitt nur etwa die Hälfte eines Neuteils. Unseren Ratgeber zum Bestellen eines Ersatzteils finden Sie hier.
Was kostet der Raddrehzahlsensorwechsel in der Werkstatt?
Das Erneuern eines kaputten Sensors übernimmt jede Fachwerkstatt. Hier fallen jedoch zusätzliche Kosten für eine halbe bis zwei Stunden Arbeitszeit an. Somit ergeben sich Gesamtkosten zwischen 100 und 300 €. Für Autos, bei denen die Werkstatt das Radlager mit wechseln muss, können noch höhere Kosten anfallen.
Haftungsausschluss
Unsere Ratgeber enthalten viele fachliche Informationen rund um das KFZ, die wir sorgfältig zusammengetragen haben. Diese Artikel können allerdings die Fachkenntnis eines Spezialisten nicht ersetzen. Autoteile-Markt haftet daher nicht für Schäden und Verletzungen, die durch unsachgemäß ausgeführte Reparaturen entstehen. Wir empfehlen grundsätzlich, Arbeiten am KFZ nur von einem Fachmann ausführen zu lassen.
FAQ – ABS-Sensor
Welche Teile beinhaltet das ABS-System des Autos?
Das Antiblockiersystem eines KFZ arbeitet durch das Zusammenwirken mehrerer Komponenten. Diese sind:
- ABS-Sensor (auch Raddrehzahlsensor)
- Sensorring (auch Impulsrad)
- Steuergerät
- Ventile
Wie kann ich einen Defekt am ABS-Sensor feststellen?
Ein guter Hinweis auf einen Defekt am Drehzahlsensor ist die ABS-Kontrollleuchte. Leuchtet diese auf, können Sie ohne Werkzeuge und Ausrüstung eine Sichtkontrolle des Sensors durchführen. Hierbei fallen defekte Stecker oder Leitungen auf. Ist hier nichts zu finden, benötigen Sie ein OBS Diagnosegerät zum Auslesen des Fehlerspeichers.
Kann ich den Drehzahlsensorwechsel selber vornehmen?
Der ABS-Sensor versteckt sich hinter dem Rad. Zur Demontage müssen das Rad und eventuell andere Teile demontiert werden. Bei den meisten Autos funktioniert das Tauschen allerdings mit normalen Werkzeugen. Versierte Mechaniker können den Sensortausch daher selber vornehmen.
F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.
