H-Kennzeichen Wie und unter welchen Voraussetzungen erhalte ich ein H-Kennzeichen?
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Alte Fahrzeuge gelten irgendwann als Oldtimer und erhalten ein gesondertes Kennzeichen: das H-Kennzeichen. Damit zahlt der Halter weniger Steuern und Versicherung und erhält Sonderrechte bezüglich der Umweltzonen. Ein altes Auto erhält dieses Sonderkennzeichen jedoch nicht automatisch, sondern nur auf Antrag und Voraussetzungen. In diesem Ratgeber erklären wir Wissenswertes zum H-Kennzeichen und den Alternativen für PKW und verraten, wann ein Auto das historische Kennzeichen erhält.

Was ist ein H-Kennzeichen?

Der Trend zum Oldtimer existiert bei Autofans schon seit Jahrzehnten. Die Nachfrage nach dem motorisierten Kulturgut steigt in den letzten Jahren allerdings rasant an. Die Anzahl zugelassener Fahrzeuge mit H-Kennzeichen stieg von 335.390 Autos in 2010 auf 857.044 Fahrzeuge im Jahr 2020. Sammler nutzen das seltene Auto möglicherweise als Wertanlage, wenn der entsprechende Seltenheitswert vorhanden ist. Andere Fans fahren voller Stolz einzigartige Modelle der Automobilgeschichte.

Der Betrieb eines Klassikers als Alltagsfahrzeug in der Innenstadt lohnt sich finanziell nicht, da Verbrauch und Steuern zu hoch wären. Für Liebhaber hat der Gesetzgeber einen preiswerten Ausweg geschaffen: das Oldtimerkennzeichen. Es dient der Förderung von Kultur im Automobilbereich und bewahrt Fans von alten Modellen vor dem Tauschen des Autos. Die Funktion des Kennzeichens ist also: Es soll alte Autos und besonders Klassiker mit interessanter Technik vor der Stilllegung bewahren.

Oldtimer können ganzjährig oder mit Saisonkennzeichen mit einem speziellen H-Kennzeichen angemeldet werden. Der Nutzung von Klassikern als Sommerfahrzeuge steht also Nichts im Weg. Das historische Kennzeichen erhalten alte Autos und Motorräder auf Antrag bei der Zulassungsstelle. Die Grenze zwischen Youngtimer und Oldtimer liegt bei einem Alter von 30 Jahren. Ab diesem Zeitpunkt können Gebrauchtwagen mit dem Sonderkennzeichen ausgestattet werden. Dieses Kennzeichen enthält ein H am Ende und bringt dem Halter einige Sonderrechte.

Wann erhält ein Auto ein H-Kennzeichen?

Das historische Kennzeichen gibt es auf Antrag bei der Zulassungsstelle. Dabei gilt allerdings: Nicht jedes Fahrzeug kann mit einem Oldtimerkennzeichen ausgestattet werden. Hierfür muss das Auto einige Anforderungen erfüllen:

  • Mindestalter ab Erstzulassung 30 Jahre
  • Betriebserlaubnis und gültige HU vorhanden
  • Auto ist original erhalten, Nachweis durch Gutachten

Ein häufiges Problem ist der Originalzustand. Nachrüstungen wie Sportauspuff, moderne Radios, Alufelgen, LED-Scheinwerfer und elektrische Fensterheber verhindern die Zulassung als Oldtimer. Eine Ausnahme gilt, wenn diese Extras zur Ursprungszeit des Fahrzeugs bereits erhältlich waren. In diesem Fall dürfen Nachrüstungen entsprechend dem damaligen Stand der Technik durchgeführt werden.

Welche Alternative gibt es zum H-Kennzeichen?

Es gibt verschiedene Varianten, um einen Oldtimer anzumelden. Das H-Kennzeichen entspricht einer normalen Anmeldung und Versicherung, jedoch zu Sonderkonditionen. Je nach Dauer und Zweck der Anmeldung kommen folgende Alternativen infrage. Grundsätzlich gilt, dass das Fahrzeug technisch in Ordnung sein muss:

  • Kurzzeitkennzeichen
  • rotes 07er-Kennzeichen
  • rotes 06er-Kennzeichen

Das Kurzzeitkennzeichen wird nur für maximal fünf Tage ausgestellt und gilt nur für Probefahrten und Überführungsfahrten. Die Fahrt zu Oldtimertreffen und Ausfahrten ist damit nicht erlaubt. Für begeisterte Autofans ist dieses Kennzeichen also eher ungeeignet.

Ein rotes Kennzeichen mit der 07 wird auch Wechselkennzeichen genannt. Es ist interessant für Liebhaber, die mehrere Oldtimer besitzen, aber nicht gleichzeitig fahren. Mit dem roten 07er-Kennzeichen kann der Halter mehrere Autos unter einem Kennzeichen zulassen und tauschen. Es gibt allerdings gesetzliche Einschränkungen: Die Fahrzeuge dürfen nur für offizielle Ausfahrten, Rallyes, Treffen, Reparatur, Wartung und Testfahrten genutzt werden. Außerdem muss ein Fahrtenbuch geführt werden.

Das rote 06er-Kennzeichen erhalten nur gewerbliche Verkäufer, die als zuverlässige Händler gelten. Die Ausgabe an Privatpersonen ist untersagt. Diese Kennzeichen kann der Händler ausgeben, um Probefahrt und Überführung durchzuführen. Auch hier gilt die Pflicht zur Dokumentation der Fahrer und Fahrten.

Beispiele für beliebte Oldtimer

Es gibt hunderte Fahrzeuge, die sich unter Fans der entsprechenden Marke einer großen Beliebtheit erfreuen. Die folgende Liste ist daher keinesfalls vollständig, sondern zeigt nur einige der beliebtesten Oldtimerfahrzeuge auf. Dazu gehören:

  • Fiat 500
  • VW-Käfer
  • Mercedes Benz 300 SL (W 198)
  • Audi 100
  • Ford Mustang
  • Toyota Celica
  • Nissan Datsun 280 Z
  • VW-Golf I
  • Opel Manta

Worauf muss ich als Käufer eines Oldtimers achten?

Sie möchten selber einen Oldtimer kaufen? Damit tragen Sie zur Pflege des Kulturgutes Autos bei. Sie sollten jedoch vorher ein paar Informationen einholen, inwiefern Ihr gewünschtes Modell selten und beliebt ist. Nicht alle Oldtimerfahrzeuge sind automatisch extrem wertvoll.

Überprüfen Sie dann den technischen Zustand des Autos. An einem über 30 Jahre alten Fahrzeug können Verschleiß, Witterung und das Alter diverse Schäden hinterlassen. Ziehen Sie im Zweifel zur Vorsicht einen Fachmann hinzu, um die Schäden und damit den Wert korrekt beurteilen zu können. So vermeiden Sie, dass zum Kaufpreis noch eine hohe Rechnung für die Werkstatt hinzukommt.

Achten Sie außerdem darauf, dass der Wagen nach der Herstellung auch zugelassen war. Oldtimer ist das Fahrzeug nur, wenn es 30 Jahre nach der Erstzulassung gefahren wird. Das Kaufdatum hat hierbei keine Bedeutung! Ein Museumsfahrzeug beispielsweise, das zwar 40 Jahre alt ist aber nicht zugelassen wurde, ist nutzlos. Es gilt nicht als Oldtimer, sondern als Neuwagen. Hinzu kommt: Das Fahrzeug ist möglicherweise überhaupt nicht zulassungsfähig, da es dank moderner Abgasnormen keine heutige Abgasuntersuchung besteht.

Welche Vorteile bietet das H-Kennzeichen beim Auto?

Der Erhalt des alten Autos und Zweirads wird vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) durch verschiedene Erleichterungen gefördert. Die wesentlichen Vorteile des Oldtimerkennzeichens sind:

  • unbeschränkte Zufahrt zu Umweltzonen, Wegfall der Feinstaubplakette (meist grüne Plakette)
  • günstige Einstufung in der Versicherung
  • oftmals Wertsteigerung des Autos durch Anerkennung als Oldtimer
  • KFZ-Steuer sparen, pauschaler Steuersatz (Stand Mai 2021) von
    • 191,73 € für PKW
    • 191,73 € für LKW, Anhänger und Traktor
    • 46,02 € für Motorräder
    • 0 € für Oldtimer-Traktor, wenn er ein grünes Kennzeichen besitzt

Welche Nachteile hat das H-Kennzeichen?

Alles im Leben hat zwei Seiten, so auch das Oldtimerkennzeichen. Bevor Sie das Kennzeichen tauschen, sollten Sie daher die möglichen Nachteile in Betracht ziehen:

  • Fahrleistung jährlich maximal 10.000 km
  • H-Kennzeichen nur für private Nutzung, gewerbliche Nutzung nicht möglich
  • aufwändige Prüfung und Anerkennung per Gutachten vom Sachverständigen
  • Ausstattung muss dem Ursprungszustand entsprechen, keine Änderungen und Modernisierungen
  • Autoteile und Ersatzteile sind nicht immer zugänglich

H-Kennzeichen beim Oldtimer beantragen – Was muss ich tun?

Ihr Auto erfüllt die oben genannten Bedingungen? Das Fahrzeugalter beträgt mindestens 30 Jahre? Die Verkehrstauglichkeit ist gegeben? Der Originalzustand ist erhalten? Dann können Sie das Auto möglicherweise als Oldtimer anmelden. Folgen Sie einfach Schritt für Schritt unserer Anleitung.

1. Zulassungsdatum prüfen

Prüfen Sie zuerst das Zulassungsdatum, nicht das Herstellungsdatum. Ein Produktionsdatum ist nicht ausschlaggebend, auch wenn es auf dem alten Fahrzeugschein vermerkt ist. Als Oldtimer zählt ein Auto für das Zulassungsamt ab dem Zeitpunkt, an dem die Erstzulassung 30 Jahre her ist. Wurde das Auto also erst drei Jahre nach Kauf zum ersten Mal zugelassen, dann läuft die 30-Jahres-Frist ab diesem Datum.

Eine Wiederzulassung nach einer vorübergehenden Stilllegung hingegen ist in Ordnung. Das Fahrzeug muss in der Vergangenheit nicht dauerhaft angemeldet gewesen sein. Wichtig ist nur das Datum der Erstzulassung.

2. Verkehrssicherheit herstellen und bestätigen

Das makellose Restaurieren ist nicht nötig, aber die Verkehrstauglichkeit muss von einer offiziellen Stelle bestätigt werden. Besitzt das Auto bereits eine gültige Hauptuntersuchung, ist alles in Ordnung. Wenn nicht, führen Sie das Kfz beim Tüv. Der Sachverständige nimmt eine Diagnose nach den für dieses Fahrzeug geltenden Regelungen vor.

Liegt ein Defekt durch Schäden oder Rost vor, denken Sie an den Erhalt des Originalzustands. Der Austausch von Verschleißteilen und Blech muss durch Originalteile erfolgen. Der Vorteil ist: Bei einigen Marken sind die Teile der Karosserie wie Kotflügel und Stoßstangen beim Hersteller erhältlich.

3. Originalität nachweisen

Den Originalzustand müssen Sie ebenfalls nachweisen. Das funktioniert durch ein Oldtimergutachten nach § 23 Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO). Die Durchführung übernimmt ein Kfz-Gutachter gegen Kosten von etwa 100 €.

Der Zustand des Autos muss grundsätzlich dem Ursprungszustand entsprechen. Das bedeutet insbesondere, dass Aufbau, Ausstattung und Farbe original sind. Umrüstungen, Nachrüstungen und Anbauteile sind nur erlaubt, sofern diese für dieses Fahrzeug zum Zeitpunkt der Herstellung bereits erhältlich waren.

4. Antrag bei der Zulassungsstelle stellen

Nun müssen Sie das Kennzeichen bei der Kfz-Zulassungsstelle beantragen. Nehmen Sie dazu folgende Dokumente mit:

  • Personalausweis
  • evb-Nummer
  • Fahrzeugpapiere (heute Zulassungsbescheinigung Teil 1 und 2)
  • Bestätigung der Hauptuntersuchung
  • Oldtimergutachten
  • aktuelle Kennzeichen, wenn das Auto bereits angemeldet ist

Achtung: Der alte Fahrzeugbrief wird von der Zulassungsstelle entwertet und gegen ein neues Dokument ausgetauscht. Sie sollten den defekten Original-Brief aber in jedem Fall behalten. Er gehört zur vollständigen Ausstattung und beeinflusst unter Käufern den Wert des Fahrzeugs als Oldtimer deutlich!

Sollte ich für meinen eigenen Oldtimer ein H-Kennzeichen beantragen?

Ob sich für Ihr privates Auto eine Zulassung per Oldtimerkennzeichen lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören insbesondere:

  • steuerliche Ersparnis
  • Fahrleistung
  • Wert und Häufigkeit des Autos
  • technischer Zustand

Die Steuerersparnis können Sie einfach berechnen. Vergleichen Sie einfach den aktuellen Steuersatz mit dem Oldtimersteuersatz. Fahren Sie pro Jahr mehr als 10.000 Kilometer, ist die Oldtimerzulassung oft nicht sinnvoll. Sie brauchen dann ein zweites Auto für die Mehrkilometer.

Nutzen Sie unseren Ratgeber oder holen Sie sich Tipps bei Automobilliebhabern und finden Sie den Wert des Modells heraus. Die Ausstattung, Häufigkeit und Beliebtheit sind wichtige Faktoren für die Wertermittlung. Betrachten Sie auch den Zustand und nötige Reparaturen. Das Auto muss verkehrssicher sein und die Hauptuntersuchung bestehen. Die Kosten für das Erneuern kaputter und verschlissener Teile können sehr hoch sein, sogar wenn Sie über das nötige Werkzeug verfügen und das Wechseln selber erledigen.

Ist die Reparatur und Wartung zu teuer oder aufwändig, lohnt sich dies langfristig finanziell nicht. Die Leidenschaft am Fahren eines Klassikers bleibt hiervon natürlich unberührt. Viele Automobile finden trotz etlicher Symptome immer wieder Fans, die bereit sind, den Aufwand zu tragen, damit ein Stück Automobilgeschichte erhalten bleibt.

Haftungsausschluss

Unsere Ratgeber enthalten viele fachliche Informationen rund um das KFZ, die wir sorgfältig zusammengetragen haben. Diese Artikel können allerdings die Fachkenntnis eines Spezialisten nicht ersetzen. Autoteile-Markt haftet daher nicht für Schäden und Verletzungen, die durch unsachgemäß ausgeführte Reparaturen entstehen. Wir empfehlen grundsätzlich, Arbeiten am KFZ nur von einem Fachmann ausführen zu lassen.

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F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.

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